Das mittelständische Handwerk in Dippoldiswalde gedeiht. Das zeigte sich im Technischen Ausschuss des Stadtrats, der am Mittwoch tagte. Sieben Bauvorhaben waren zu besprechen, etliche kleine wie zwei Werbetafeln und ein Gartengewächshaus, aber auch drei Projekte von einheimischen Handwerkern, die sich gut entwickeln und wachsen, dafür aber mehr Platz benötigen. Zwei Bauanträge waren unkompliziert zu entscheiden, bei einem gibt es Schwierigkeiten.

So planen Uwe und Marcel Lehmann mit ihrem Unternehmen, das in Paulsdorf an der Talsperre Malter ansässig ist, eine Erweiterung. Sie sind auf den Service bei Wohnwagen spezialisiert. Diese Wagen werden zunehmend größer und brauchen mehr Platz. Daher wollen sie ihre Werkstatt um einen eingeschossigen Anbau vergrößern, der beispielsweise ein höheres Einfahrtstor hat, durch das auch größere Fahrzeuge passen. Dieses Vorhaben fand die Unterstützung des Ortschaftsrats Seifersdorf und auch des Technischen Ausschusses, der es einstimmig befürwortete.
Es gab auch hier den Knackpunkt, dass der Anbau im sogenannten Außenbereich liegt. Aber da es ein Anbau ist und niemanden stört, sah die Stadtverwaltung hier kein Problem. Das ist nicht in jedem Fall so, wie das nächste Bauvorhaben zeigt.
Ausschuss sieht die Lage anders als die Stadtverwaltung
Hier will die Baufirma Heber in Obercarsdorf drei Lagercontainer hinter einem Haus aufstellen, das dem Unternehmen auf der Dorfstraße gehört. Der Stellplatz ist allerdings ein landwirtschaftliches Grundstück und liegt auch nicht direkt am Betriebssitz. Daher wird dieser Fall im Baurecht anders bewertet. Der vorgesehene Stellplatz ist im Flächennutzungsplan der Stadt als Grünfläche eingestuft und direkt daneben befindet sich ein Biotop. Deswegen hat die Stadtverwaltung empfohlen, nach der Rechtslage dieses Bauvorhaben abzulehnen.
Karelli Krischker (SPD), die Ortsvorsteherin von Obercarsdorf, argumentierte für das Bauvorhaben. Sie sagte: „Die Firma ist gewachsen. Da freuen wir uns darüber.“ Sie sieht kein Problem im Aufstellen der Container. Dieser Argumentation folgte der komplette Ausschuss und stimmte einstimmig für das Bauvorhaben und gegen die Empfehlung der Stadtverwaltung. Die Stadt hat in solchen Fällen aber nicht das letzte Wort. Die Entscheidung trifft das Landratsamt und das ist an die Regeln des Baurechts gebunden.
Sven Geißler, der Inhaber der Baufirma, sagte auf Anfrage von sächsische.de, dass er in den Containern Material lagern wollte, das nicht frostempfindlich ist, beispielsweise Dämmstoffe. Die Firma Heber ist auf Putzarbeiten spezialisiert und beschäftigt derzeit 15 Mitarbeiter. „Falls das Vorhaben endgültig abgelehnt würde, dann muss ich umdenken und eine andere Lösung suchen“, sagt Geißler.
Tischlerei liegt mitten im Dorf
Das bleibt David Schmieder erspart. Der Tischler hat sich 2010 selbstständig gemacht, dann die ehemalige Kaufhalle in Reichstädt erworben und dort seinen Betrieb eingerichtet. Auch der hat sich so entwickelt, dass er jetzt mehr Platz braucht. Er hat vier Mitarbeiter - und viel zu wenig Platz. Daher will er eine Produktionshalle anbauen. Die soll direkt neben dem jetzigen Betrieb errichtet werden. Die jetzige Werkstatt wird dann als Maschinenraum genutzt.
Die Montage der Möbel, Verpackung und Auslieferung sind in der neuen Halle geplant. Alt- und Neubau sollen auch eine direkte Verbindung bekommen. Außerdem plant Schmieder in dem Neubau auch Sozial- und Büroräume, und er hat dann auch die Möglichkeit, einen Ausbildungsplatz anzubieten. Die Erweiterung soll sich an die ortstypische Bauweise anpassen und zum bestehenden Bau passen. Eine Grundfläche von 15 mal 15 Meter ist vorgesehen. Dem stimmten die Stadträte einstimmig zu. Hier gibt es keine Probleme mit dem Außenbereich, denn die Tischlerei liegt mitten im Dorf. Außerdem hat Reichstädt gerade zu Beginn dieses Jahres eine neue Festlegung getroffen, die Innen- und Außenbereich voneinander abgrenzt.
Neuregelung fürs ganze Stadtgebiet gefordert
Eine solche Neuregelung forderte Karelli Krischker für das ganze Stadtgebiet. Denn die jetzt gültige Abgrenzung stammt aus den 1990er-Jahren und hat damals vor allem ein Ziel verfolgt: Der Innenbereich sollte möglichst klein gehalten werden. Das hatte den Vorteil, dass die Eigentümer weniger Abwasserbeiträge zahlen mussten. Jedoch fällt es jetzt immer wieder Bauwilligen auf die Füße, die am Ortsrand gerne ein Haus errichten wollen und dabei auf große Schwierigkeiten stoßen, weil sie im Außenbereich sind.
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