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Zeitung macht Geschichte

Die SZ wird für den Tag gemacht, aber sie ist auch ein Beitrag zur Stadtgeschichte, etwa in Dippoldiswalde. Ein Beitrag zum Jubiläum 75 Jahre SZ.

Von Franz Herz
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Museumsleiter Thomas Klein zeigt einen der Negativstreifen mit alten Zeitungsfotos, die bald auch in der Dauerausstellung im Dippser Museum zu sehen sind.
Museumsleiter Thomas Klein zeigt einen der Negativstreifen mit alten Zeitungsfotos, die bald auch in der Dauerausstellung im Dippser Museum zu sehen sind. © Karl-Ludwig Oberthür

Das Lohgerber Stadt- und Kreismuseum in Dippoldiswalde sammelt jahrhundertealte Dokumente zur Stadtgeschichte. Hat da die Tageszeitung oder gar ein Online-Nachrichtenportal überhaupt einen Platz? „Aber selbstverständlich“, antwortet Museumsleiter Thomas Klein. „Die Sächsische Zeitung ist eine wichtige zeitgeschichtliche Quelle für uns. Vielleicht noch nicht die Ausgaben von dieser Woche, aber in zwanzig oder dreißig Jahren werden sie auf jeden Fall wertvoll sein.“

Selbst die aktuellen Beiträge bringen schon Informationen für die Dokumentation der Stadtgeschichte. So liegt auf dem Schreibtisch des Museologen die Kopie eines Artikels über die jüngsten Tagesbrüche in Dippoldiswalde. Schließlich hat Dippoldiswalde ja erst in den letzten Jahren seine Bergbaugeschichte, die bis ins Mittelalter reicht, wieder richtig entdeckt.

Das Museum sammelt die Sächsische Zeitung seit 1982. Zeitungen gibt es für Dippoldiswalde aber schon seit den 1840er-Jahren. Anfangs erschienen die „Mitteilungen von und für Dippoldiswalde“, später die „Weißeritzzeitung“. Das Museum besitzt diese auch, aber in digitalisierter Form. Da gab es einmal eine Zusammenarbeit mit dem Staatsarchiv. Dessen Mitarbeiter wollten ihre Bestände erfassen, hatten die Zeitung aber nicht vollständig. Die Lücke konnte das Museum schließen. Im Gegenzug bekam es die digitalisierten Aufnahmen. „Uns fehlt es nur an einem modernen Lesegerät“, sagt Klein. Aber so etwas kostet einen fünfstelligen Betrag.

Einzelne Bände der Weißeritzzeitung konnte sich das Museum 1989 bei der Auflösung der Stelle der Staatssicherheit in der Rabenauer Straße in Dippoldiswalde sichern. Es ging um die Jahrgänge nach 1933. Klein vermutet: „Das waren ja Ausgaben aus der Nazizeit. Da hatte die DDR vielleicht Sorge, dass die in falsche Hände geraten könnten, und gedacht, dass sie bei der Stasi am besten aufgehoben seien.“

Kreisseiten der Sächsischen Zeitung werden archiviert

Nach dem Krieg erschien das Osterzgebirgsecho, das schließlich in der Sächsischen Zeitung aufging. Aus der Sächsischen Zeitung bewahrt das Museum nur die Kreisseiten auf. Alles andere wäre zuviel. Alleine die Lokalseiten ergeben, wenn sie dann gebunden sind, drei große Zeitungsbände pro Jahr.

Als der frühere Museumsleiter Dr. Günter Groß seine Chronik über die Geschichte von Dippoldiswalde von 1900 bis 2000 erarbeitete, waren die Zeitungen natürlich eine wichtige Grundlage dafür. „Nicht die einzige Quelle,“ sagt Klein, „aber unentbehrlich für diese Arbeit.“ Auch für Sonderausstellungen ist es wichtig, auf die Dokumentation des Stadtlebens zurückgreifen zu können, welche die Zeitung bietet.

Den Online-Auftritt von Sächsische.de wertet das Museum bisher kaum aus. „Das hat sich noch nicht ergeben. Wir haben ja die gedruckte Zeitung jeden Tag“, sagt Klein. Das Veranstaltungsportal Augusto.de nutzt das Museum aber, um seine Vorträge und andere Veranstaltungen anzukündigen.

Negativarchiv von Fotograf Günter Reichart

Einen Schatz der besonderen Art besitzt das Dippoldiswalder Museum außerdem. Der Fotograf Günter Reichart hat von 1951 bis 1993 für die Ausgaben der Sächsischen Zeitung in Pirna, Freital und vor allem Dippoldiswalde gearbeitet. Nachdem er in den Ruhestand gegangen ist, hat er sich von seinem Negativarchiv getrennt. Den Teil, der sich auf Dippoldiswalde bezieht, hat er dem Museum verkauft, Reichart hat zwar seine Negative grob erfasst. Aber eigentlich müssten sie nach heutigen Ansprüchen katalogisiert und auch jeweils ein Abzug davon gemacht werden. Da ist noch einige Arbeit zu tun. Dafür reicht die Personaldecke im Museum derzeit nicht.

Aber Fotos, die bisher nur in der Zeitung zu sehen waren, werden die Besucher auch in der neuen Dauerausstellung des Museums betrachten können. „Einige Abzüge von diesen Fotos werden wir auch in der neuen Ausstellung zeigen, wenn das Museum wieder öffnet“, kündigt Klein an.

Neben der Lokalzeitung hat das Museum auch überregionale Medien im Blick. „Wenn dort einmal Dippoldiswalde eine Rolle spielt, versuchen wir, davon auch ein Exemplar zu erwerben“, sagt der Museumsleiter. So findet sich im Archiv auch das Playboy-Heft aus dem Juli 1994. Dort war damals die Miss Dippoldiswalde, die zur 775-Jahrfeier gewählt worden ist, Playmate des Monats und zeigte auf zwölf Seiten ihre natürliche Schönheit.