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Zwillinge aus Seifersdorf spielen im Landesjugendorchester

Juliane und Susanne Schulz lernen seit elf Jahren an der Dippoldiswalder Musikschule Violine. Jetzt trafen sie auf Gleichgesinnte aus ganz Sachsen.

Von Siiri Klose
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Juliane und Susanne Schulz mit ihren Instrumenten vor der Kunst- und Musikschule Dippoldiswalde.
Juliane und Susanne Schulz mit ihren Instrumenten vor der Kunst- und Musikschule Dippoldiswalde. © Karl-Ludwig Oberthür

Fünfjährige in einem klassischen Konzert - das kann so oder so ausgehen. Nicht selten sind die Erziehungsberechtigten nach einer halben Stunde mit einem zappelnden Nachwuchs wieder draußen.

Dass Juliane und Susanne Schulz musikalisches Talent haben könnten, zeigte sich nicht nur daran, dass sie ihr erstes Konzert bis zum Ende verfolgten: "Sie fanden es toll, besonders die Geige. Und wollten sie auch spielen können", erinnert sich ihre Mutter Conny Schulz.

Im ersten Anlauf angenommen

Elf Jahre später sind die Zwillingsmädchen aus Seifersdorf 16 Jahre alt - und spielen tatsächlich Geige in Konzerten. Seit Ostern dieses Jahres sogar zusammen mit den besten Nachwuchsmusikern Sachsens im Landesjugendorchester.

Der Vorschlag, sich dort zu bewerben, kam von Karina Müller, ihre Violinlehrerin von der Kunst- und Musikschule Dippoldiswalde. Im Januar fuhren Juliane und Susanne zum Vorspiel an das Dresdner Landesgymnasium für Musik, spielten das Adélaïde-Konzert von Marius Casadesus und "Banjo and Fiddle" von Wilhelm Kroll - und bestanden im ersten Anlauf.

Eine Woche Proben - und ganz viel Begeisterung

Lampenfieber haben sie schon vor so einem Vorspiel, sagt Juliane. "Aber beim Spielen ist man dann einfach drin." Dabei ist die Aufnahme im Landesjugendorchester gar nicht so ohne. Auch die Schüler des Dresdner Musikgymnasiums und des Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert" bewerben sich dort.

Letztlich sind es circa 70 Nachwuchsmusiker zwischen 14 und 26 Jahren, die im Anschluss für eine gemeinsame Woche an die sächsische Landesmusikakademie auf Schloss Colditz eingeladen werden. Juliane und Susanne waren in den Osterferien dabei. Und auch, wenn eine Woche intensives Proben mit drei anschließenden Konzerten sich nicht wie ein entspanntes Ferienprogramm anhören, reden die beiden begeistert von diesen Tagen.

Musik als zweite Muttersprache

"Es war ein großartiges Erlebnis, mit Gleichgesinnten Musik zu machen, im Orchester zu spielen, Konzerte zu geben, sich über Musik zu unterhalten", sagen Juliane und Susanne abwechselnd. Beide spielen besonders gern Musikstücke aus der Romantik, von Komponisten wie Niccolò Paganini, Henryk Wieniawski, Pablo de Sarasate - nichts, worüber man sich mit Schulfreunden unterhalten könnte.

Doch in Colditz ging es die ganze Zeit um Musik, und die Jugendlichen konnten sich miteinander unterhalten, als hätten sie ein zweite Muttersprache entdeckt. "Gerade nach der langen Coronazeit, wo es kaum mal Ensembleproben gab, war das wie eine Kur für sie", sagt Mutter Conny Schulz.

Coronajahre brachten Zeit zum Üben

Andererseits hatten die beiden Coronajahre den Mädchen viel Zeit und Konzentration zum Üben beschert, sagt Conny Schulz und hebt die Unterstützung der Dippoldiswalder Musikschule hervor: "Eigentlich gibt es eine Begabtenförderung für Musikschüler in Sachsen, doch 2020 fiel das Vorspiel wegen Corona aus."

Eine Stunde Violinunterricht pro Woche zahlen die Eltern, eine weitere wurde bis dahin durch das Förderprogramm übernommen - doch nicht für das Schuljahr 2021/22 "Doch genau da haben die Mädchen die zusätzliche Stunde für das Vorspiel vom Landesjugendorchester besonders gebraucht", sagt Conny Schulz.

Musikschule übernahm ausgefallene Förderstunden

Für die Kosten der vier Stunden im Monat sprang die Musikschule ein, bis die Förderung im nächsten Schuljahr wieder greift. Juliane und Susanne Schulz stehen derweil unter erster und zweiter Violine im Programmheft des 61. Frühjahrs-Projekts des Landesjugendorchesters.

Neben der Erfahrung der Orchesterkonzerte in der Bethanienkirche in Leipzig und im Konzertsaal der Dresdner Musikhochschule nahmen Susanne und Juliane auch neue Freundschaften mit nach Hause. In den Sommerferien wollen sie zur Abwechslung selbst ein paar Konzerte besuchen.