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Diskussion um Ersatzkirche für Notre-Dame

Der Direktor von Notre-Dame will ein Provisorium auf dem Vorplatz der Kathedrale bauen lassen - und findet einflussreiche Unterstützer für seine Idee.

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© Gigarama.Ru/Gigarama.ru/dpa

Paris. Nach der Brandkatastrophe mit der Zerstörung des Daches von Notre-Dame ist noch unklar, wie lange die Kathedrale geschlossen bleiben muss. Der Direktor der weltberühmten Kirche, Patrick Chauvet, brachte am Donnerstag für die Zeit des Wiederaufbaus eine Holzkirche auf dem Vorplatz ins Spiel. "Wir dürfen nicht sagen, die Kathedrale ist für fünf Jahre geschlossen, und das war's", sagte er dem Sender CNews.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte angekündigt, dass die gotische Kirche mit einer über 850-jährigen Geschichte innerhalb von fünf Jahren wiederaufgebaut werden soll. Der 41-Jährige empfing am Donnerstag rund 300 Feuerwehrleute, Rettungskräfte und Polizisten im Élyséepalast, um ihnen für den gefährlichen Einsatz am Montagabend zu danken. "Das Land (Frankreich) und ganze Welt haben uns zugeschaut, und Sie waren beispielhaft", sagte Macron laut französischer Nachrichtenagentur AFP.

Es sei möglich, dass die Kathedrale schon bald wieder geöffnet werde, falls es die Sicherheit des Gebäudes erlaube, sagte eine Sprecherin der Pariser Diözese der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings sei es noch zu früh, um darüber eine verlässliche Aussage zu treffen. Sie reagierte damit auf Spekulationen, wonach der Kirche bis zu sechs Jahre lang geschlossen sein könnte. 

16.04.2019, Frankreich, Paris: Feuerwehrleute stehen nach einem Brand neben einem Baugerüst auf der Kathedrale Notre-Dame. Bei dem verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame war die Feuerwehr in großer Sorge um die beiden Türme des massiven Baus
16.04.2019, Frankreich, Paris: Feuerwehrleute stehen nach einem Brand neben einem Baugerüst auf der Kathedrale Notre-Dame. Bei dem verheerenden Brand der Pariser Kathedrale Notre-Dame war die Feuerwehr in großer Sorge um die beiden Türme des massiven Baus © Gareth Fuller / PA Wire / dpa (Archiv)

Notre-Dame-Direktor Chauvet sagte zu einer möglichen Holzkirche, dort könne man die zahlreichen Touristen willkommen heißen, die die weltberühmte Kathedrale besuchen wollten. Notre-Dame war bisher eine der Pariser Top-Attraktionen mit mehreren Millionen Besuchern im Jahr. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo unterstütze das Projekt, sagte Chauvet.

Hidalgo zeigt sich unterdessen zuversichtlich, dass der Wiederaufbau bis 2024 zu machen sei. "Üblicherweise gibt es bei solchen Vorhaben Schwierigkeiten, die nötigen Mittel zusammenzubekommen", sagte die Sozialistin der römischen Zeitung "La Repubblica". Angesichts der nationalen und internationalen Solidarität existiere dieses Problem bei Notre-Dame allerdings nicht. Notre-Dame in Schutt und Asche - das hatte eine riesige Spendenwelle ausgelöst: Es kamen bisher annähernd eine Milliarde Euro zusammen.

Hidalgo hatte für Donnerstagnachmittag zu einem Festakt vor dem Rathaus unweit von Notre-Dame eingeladen, um die Retter der Kathedrale zu ehren.

Die Brandursache ist bisher nicht geklärt. Ermittler gehen davon aus, dass die Katastrophe auf einem Unfall beruht. Die Anhörungen von Zeugen wurden fortgesetzt, wie die Staatsanwaltschaft berichtete. Unter den Zeugen sind Arbeiter, die vor dem Feuer an Renovierungsarbeiten beteiligt waren. (dpa)