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Döbeln schafft es nur ins untere Drittel

Laut einem Portal dauert die Bearbeitung der Steuererklärung 58 Tage. Das Finanzamt sieht das aber ganz anders.

Von Verena Toth
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Im Döbelner Finanzamt werden rund 22.000 Steuererklärungen von 71 Mitarbeitern bearbeitet. Damit ist es die kleinste sächsische Behörde.
Im Döbelner Finanzamt werden rund 22.000 Steuererklärungen von 71 Mitarbeitern bearbeitet. Damit ist es die kleinste sächsische Behörde. © Symbolfoto: dpa

Döbeln. Nur ins untere Drittel der Tabelle kommt das Finanzamt Döbeln, wenn es um die schnelle Bearbeitung der Steuerunterlagen geht. Das jedenfalls sagt das Internetportal Lohnsteuer-kompakt.de.

Dem Unternehmen zufolge landet die Döbelner Behörde im Vergleich der 24 sächsischen Finanzämter nur auf Platz 17. Durchschnittlich 58,4 Tage würde die Bearbeitung der Einkommensteuererklärung demnach dauern. Im Vergleich zum Jahr zuvor hat sich das Döbelner Finanzamt in diesem Ranking sogar erheblich verschlechtert. 2018 rangierte es mit knapp 54 Tagen noch auf Rang zehn.

Auch im deutschlandweiten Vergleich ist die mittelsächsische Behörde mit dem Platz 359 von insgesamt 518 Finanzämtern bundesweit eher im unteren Bereich zu finden. Die Schnellsten bei der Bearbeitung von Steuerunterlagen in Deutschland sind demnach die Finanzamtsmitarbeiter in Herne (Nordrhein-Westfalen) mit 26,6 Tagen, die langsamsten sitzen in Nördlingen Außenstelle Donauwörth (Bayern). Sie bearbeiten die Unterlagen 84,5 Tage lang.

Für die Bewertung wurden etwa 400.000 im Jahr 2019 über diese Plattform erstellte Steuererklärungen anonym herangezogen. Für jedes der 518 Finanzämter wurden mindestens 50 Steuererklärungen eingereicht, heißt es bei Lohnsteuer-kompakt.de.

So richtig nachvollziehen kann Stefanie Rehwagen die Ergebnisse dieser Bewertung nicht. Denn die Leiterin des Döbelner Finanzamtes bezieht sich auf ganz andere Zahlen. „Eine vergleichbare Statistik führt das sächsische Landesamt für Finanzen. Demnach dauert die Bearbeitung bei uns durchschnittlich 48,1 Tage“, erläutert die Behördenleiterin. 2018 war das Amt ihren Angaben zufolge noch schneller, da waren es 46 Tage.

Die Unterschiede in den Ergebnissen des Internetportals und des Landesamtes führt sie in erster Linie darauf zurück, dass in der eigenen Statistik alle Steuererklärungsarten berücksichtigt werden, nicht nur die privaten wie beim Online-Portal. „Dort wurde also nur ein kleiner Ausschnitt der eingereichten Erklärungen verglichen. Wogegen im Landesamt die ganze Bandbreite der Arbeit unserer Mitarbeiter abgebildet wird“, erklärt Stefanie Rehwagen.

Die Unterschiede in der Bearbeitungszeit von Jahr zu Jahr kann weiterhin viele Ursachen haben. Der Amtsvorsteherin benennt das veränderte Abgabeverhalten der Steuerpflichtigen. Der Eingang der Erklärungen und die dann aktuelle Personalsituation spielen ebenfalls eine große Rolle. Außerdem ist die sogenannte Belegvorlagepflicht weggefallen. Bislang wurden Belege der Steuererklärung beigelegt. Jetzt gibt es die Belegvorhaltepflicht. Das heißt, das Finanzamt muss die Belege erst anfordern, wenn es Nachfragen dazu gibt. Das kann mehrere Tage in Anspruch nehmen, wenn zum Beispiel Steuerpflichtige tagsüber per Telefon nicht erreichbar sind. Dann muss schriftlich angefordert werden. Auch das hat einen Einfluss auf die Dauer der Bearbeitung.

Dieser Zeitraum sei immer auch von der Komplexität der jeweiligen Erklärung abhängig. Steuererklärungen von Arbeitnehmern seien in der Regel viel schneller bearbeitet als die Erklärungen von Unternehmen. „Wir schließen mit dem Landesamt jedes Jahr Zielvorgaben ab, an denen wir dann auch gemessen werden. Gemeinsam mit meinen 71 Mitarbeitern arbeiten wir daran, diese auch zu erfüllen. In der Regel waren wir dabei im grünen Bereich“, kann die Leiterin, die der Behörde seit einem Jahr vorsteht, berichten. Außerdem sei das Döbelner das kleinste aller 24 Finanzämter im Freistaat, rund 22.000 Einkommensteuererklärungen müssen in ihrem Haus bearbeitet werden.

„Ich habe mir bei meinem Antritt vor einem Jahr Ziele gesetzt, die ich auch weiterhin gemeinsam mit meinen Mitarbeitern verfolge. Wir möchten einen offenen, fairen und sachlichen Umgang mit den Bürgern pflegen. Wir sind damit auf einem guten Weg“, resümiert Stefanie Rehwagen. Bemerkenswert sei auch, dass aktuell mit neun Azubis so viele junge Leute wie noch nie im Döbelner Finanzamt ausgebildet werden. Außerdem wolle sie sich gemeinsam mit ihrem Team stets weiterentwickeln. Dazu gehöre auch, dass sich nicht nur die Bürger, sondern auch ihre Mitarbeiter der Digitalisierung stellen und gut darauf vorbereitet sind. „Ich nehme die Herausforderung gern und weiterhin motiviert an“, so Stefanie Rehwagen.

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