Das sind die neuen Azubis

Region Döbeln. Die Corona-Pandemie hat sich auf viele Bereiche ausgewirkt, auch auf die Ausbildung in den Betrieben. „Es gab im vergangenen Jahr keine Schnuppertage, Ausbildungsmessen oder Praktika. Das hat die Suche nach Auszubildenden erschwert“, sagte Dagmar Pollmer, Regionalleiterin Ausbildung bei der Firma Pietsch Haustechnik in Ostrau.
Viele Jugendliche hätten dadurch keine Möglichkeit gehabt, ihre Vorlieben herauszufinden. „Sie wussten nicht, was sie machen sollen, und haben sich erst einmal für weiterführende Schulen oder ein Studium entschieden“, so Pollmer.
Dennoch konnte die Ostrauer Ausbildungschefin am ersten Tag einen Langzeitpraktikanten und sieben Azubi begrüßen, darunter zwei Mädchen. Hinzu kommt ein junger Mann, der ab Oktober ein duales Studium in Glauchau aufnehmen wird. Direkt in Ostrau lassen sich zwei Jungen zur Fachkraft für Lagerlogistik ausbilden. Außerdem gibt es fünf „Lehrlinge“, die Kaufleute im Groß- und Außenhandelsmanagement werden, die aber in anderen Betrieben der Firmengruppe ausgebildet werden.
Dagmar Pollmer ist froh, dass es inzwischen für junge Menschen wieder die Chance gibt, Betriebe kennenzulernen. „In den letzten Wochen vor den Ferien hatten wir wieder einige Schüler zu Praktika in der Firma und auch während der Ferien wollen einige reinschnuppern“, so Pollmer. Das sei wichtig, denn die Bewerbung auf eine Lehrstelle erfolge in der Regel schon ein Jahr vor Ausbildungsbeginn.
Der Start in die Ausbildung begann für die jungen Leute mit einem Rundgang bei Pietsch Haustechnik im Ostrauer Gewerbegebiet sowie mit organisatorischen Dingen. Zum Kennenlernen standen am ersten Tag aber auch ein digitales Suchspiel sowie ein gemeinsames Abendessen auf dem Programm.
Neues Studium in der Sparkasse
Auch der Döbelner Sparkassenvorstand Uwe Krahl sagt: „Die Zeit der Flut von Bewerbern ist vorbei. Wir kämpfen schon um Azubis.“ Drei sind in diesem Jahr dazugekommen, die Bankkaufmann oder -kauffrau werden wollen. Damit erhalten derzeit 13 junge Leute eine Ausbildung bei der Sparkasse. „Wir bilden bedarfsorientiert aus“, sagt Heike Grundmann, Abteilungsleiterin Personalmanagement, und fügt hinzu: „Ich weiß jetzt schon, wo ich die jungen Leute einmal benötige.“ Seit Jahren senkt das Geldinstitut so den Altersdurchschnitt der Mitarbeiter. Derzeit liegt der bei 43 Jahren.
Kontoführung, Zahlungsverkehr, Geld- und Vermögensanlage sowie das Kreditgeschäft – all das gehört zur Ausbildung der drei Jugendlichen. Für alle war frühzeitig klar, dass sie diesen Weg einschlagen wollen. Emely-Jane Anders (18) hat in Bayern die Realschule abgeschlossen und wohnt jetzt in Siebenlehn. Nach einem freiwilligen sozialen Jahr, das Corona zum Opfer gefallen ist, sollte es eine Ausbildung bei einem Arzt oder einer Bank sein, sagt sie.
Dominik Knorr (16) aus Oschatz nennt zum Erstaunen der anderen Mathematik und Informatik als seine Lieblingsfächer. Der Realschüler hat vor zwei Jahren während eines Praktikums in den Beruf des Bankkaufmanns „hineingeschnuppert“. Und Colleen Köhler hat während ihrer Schulzeit in Waldheim mit einer Freundin beim Börsenspiel der Sparkasse gewonnen und daraufhin ein Praktikum absolviert.
Zum ersten Mal bietet die Sparkasse auch das BA-Studium in der Fachrichtung Wirtschaftsinformatik an. Lucas Grabmann wird dieses an der Staatlichen Studienakademie Glauchau absolvieren „und dort in allen Themen rund um IT fit gemacht“, meint Personalentwicklerin Ariane Naumann. Es sei auch für die Sparkasse eine neue Herausforderung. Lucas Grabmann (18) hat das Lessing-Gymnasium Döbeln abgeschlossen, „wollte in der Nähe bleiben und etwas mit Wirtschaft machen“, wie er sagt.
Bereits jetzt sucht die Sparkasse Azubis, die im kommenden Jahr ihre Ausbildung zur Bankkauffrau oder dem -kaufmann beginnen wollen. Außerdem stehen BA-Studienplätze in den Bereichen Bankwirtschaft und Wirtschaftsinformatik zur Verfügung.Schüler ab der achten Klasse haben zudem die Möglichkeit, bei einem Schul- oder Ferienpraktikum erste Erfahrungen und Eindrücke von den Aufgaben in der Sparkasse Döbeln zu sammeln.
Viele Pflege-Azubis im Klinikum
Im Döbelner Klinikum hat gestern ein starker Jahrgang von Azubis seine Ausbildung angetreten. Am ersten Tag gab es Unterweisungen in Hygiene und Arbeitsschutz, die Abläufe in der Klinik, Ausbildungsabläufe und Einsatzstationen wurden erklärt. „Wir haben den Azubis auch erzählt, auf was sie in der Ausbildung achten müssen“, sagte Stefanie Grünberger.
Die Pflegedienstleiterin hatte 16 junge Frauen und Männer begrüßt, die die Ausbildung zu Pflegefachleuten beginnen. Ein Azubi will medizinisch-technischer Radiologieassistent werden: Finn Graf aus Waldheim, 16 Jahre alt. Über das Berufsbild hat er klare Vorstellungen. „Dann mache ich alles, was man ohne Medizinstudium in der Radiologie tun kann“, erklärte er kurz und bündig. Also Röntgengeräte und Computertomographen bedienen. „Ich wollte etwas mit Medizin und Technik lernen“, sagte er. Die theoretische Ausbildung wird in Chemnitz erfolgen.
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Die Pflegefachleute werden in Döbeln bei Heimerer das theoretische Rüstzeug erhalten. Die praktische Ausbildung erfolgt an vielen Einsatzstellen. Denn das relativ neue Berufsbild ist universell – es wird nicht mehr in Kranken- und Altenpfleger unterschieden. Außer im Krankenhaus werden die Azubis in der ambulanten und stationären Pflege praktisch arbeiten, aber auch in der Psychiatrie und in der Pädiatrie, erklärte Stefanie Grünberger.
Maximilian Simon aus Döbeln hat seine Ausbildung zum Pflegefachmann im Klinikum begonnen. Zuvor hatte er eine Ausbildung zum Sozialassistenten abgeschlossen aber dann nicht wie andere die Richtung Erzieher eingeschlagen. „Ich habe herausgefunden, dass mir Pflege mehr liegt“, sagte der 23-Jährige.
Für Pauline Müller aus Roßwein wird die Pflegeausbildung vielleicht nur eine Zwischenstation. „Ich will eigentlich Ärztin werden.“ Sie hatte im vergangenen Jahr das Abi gemacht – aber mit Durchschnitt 1,7 keine Chance, gleich an ein Studienplatz zu kommen. Lisa-Marie Pinkert aus Waldheim strebt einen ähnlichen Weg an. Nach dem Abi hat sie jetzt – als einzige – ein Freiwilliges Soziales Jahr im Döbelner Klinikum angetreten.