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Hartha startet in digitale Zukunft

Eine Grimmaer Firma beginnt mit dem Breitbandausbau. In zwei Jahren will sie etwa 70 Kilometer Leitungen verlegen.

Von Frank Korn
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Bürgermeister Ronald Kunze (links) lässt sich von Tiefbauarbeiter Maik Albrecht die Leerrohre zeigen, in die die Glasfaserkabel eingeblasen werden.
Bürgermeister Ronald Kunze (links) lässt sich von Tiefbauarbeiter Maik Albrecht die Leerrohre zeigen, in die die Glasfaserkabel eingeblasen werden. © Lars Halbauer

Hartha. Auf dieses Kabelortungsgerät ist Mike Tettenborn richtig stolz. Mittels des GPS-Ortungssystems können Leitungen bis auf zwei Zentimeter genau verortet und registriert werden.

Mike Tettenborn ist Bauleiter bei der Firma Web & Phone IT-Service aus Grimma. Das Unternehmen übernimmt den von Bund und Land Sachsen geförderten Breitbandausbau in Hartha. Am Freitag ist dazu der offizielle Spatenstich erfolgt.

Für Harthas Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) öffnet sich mit dem Breitbandausbau das „Tor zu einer neuen Zeitrechnung“. Die letzte Investition in ähnlicher Größenordnung sei der Bau der Umgehungsstraße von Hartha-Kreuz in Richtung Waldheim gewesen. Damals seien etwa acht Millionen Euro investiert worden. 

Junge Leute stellen Bedingungen

Bauleiter Maik Tettenborn zeigt ein Kabelortungsgerät. Damit können Leitungen bis auf zwei Zentimeter genau verortet und registriert werden.
Bauleiter Maik Tettenborn zeigt ein Kabelortungsgerät. Damit können Leitungen bis auf zwei Zentimeter genau verortet und registriert werden. © Lars Halbauer

Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Breitbandverlegung bis ins Haus auf 9,3 Millionen Euro. Abgezogen werden die Einnahmen der Firma durch die Vermietung von Anschlüssen und die Einnahmen für die Nutzung des Kabels durch andere Anbieter.

Viele junge Leute entscheiden sich bewusst für den ländlichen Raum. „Aber oft stellen sie den guten Ausbau der digitalen Möglichkeiten als Bedingung“, so der Bürgermeister. Deshalb sei der Ausbau des Breitbandnetzes wichtig. „Hartha hat die digitalen Segel gesetzt“, sagt Kunze und vergleicht diesen Schritt mit Christoph Columbus, der vor reichlich 500 Jahren aufbrach, die Welt zu erkunden.

Henning Homann, Landtagsabgeordneter für die SPD, betont, dass es unabdingbar ist, dass der Breitbandausbau kommt. „Meine Erfahrung ist, dass ein schlechter Breitbandausbau ein Wachstumshemmnis für eine ganze Region ist“, so Homann. Zudem sei es wichtig, dass die Förderung des Ausbaus zu 100 Prozent erfolge. „Schon bei nur 90-prozentiger Förderung werden die Kommunen vor große Herausforderungen gestellt, weil der Eigenanteil eine große Summe darstellt. In diesem Fall wäre das fast eine Million Euro für Hartha“, sagt Homann.

70 Kilometer Glasfaserkabel

Martin Flechsig, Geschäftsführer der Firma Web & Phone, ist froh, dass sein Unternehmen den Ausbau realisieren darf. „Es freut mich, dass wir hier in Sachsen solch ein Projekt stemmen können“, sagt Flechsig. Die Firma könne auf große Erfahrungen in diesem Bereich verweisen.

Insgesamt seien etwa 70 Kilometer Glasfaserkabel in Hartha und den Ortsteilen zu verlegen. Knapp 1.000 Haushalte werden angebunden. Er rechne mit etwa zwei Jahren Bauzeit, so Flechsig.Die Firma Web & Phone führt einerseits die Bauarbeiten aus, fungiert aber gleichzeitig auch als Anbieter für Internet, TV und Telefon. 

Netz auch für andere Anbieter nutzbar

Flechsig betont aber, dass es sich um ein sogenanntes diskriminierungsfreies Netz handelt. Das bedeutet, dass auch andere Anbieter das Netz für ihre Kunden nutzen können. Web & Phone und das andere Telekommunikationsunternehmen schließen dann einen Vertrag. „Die Verbraucher haben letztendlich frei Wahl, bei welchem Anbieter sie ihre Internet- und Telefondienstleistungen buchen“, so der Geschäftsführer. 

So ganz nebenbei macht er aber auch Werbung für seine Firma. „Wir haben einen guten Service. Wenn die Kunden bei uns anrufen, sorgen wir dafür, dass innerhalb von 24 Stunden eine Lösung für ihr Problem gefunden wird“, so Flechsig.

Die Anwohner werden von der Firma angeschrieben, wenn die Arbeiten in ihrer Wohngegend oder ihrem Ort beginnen. Dann können sie sich entscheiden, ob sie das Angebot der Grimmaer Firma oder eines anderen Anbieters nutzen.

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