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Wie man Komparse auf der Seebühne wird

Im Döbelner Theater wurden die Laiendarsteller gecastet. Dabei kam es auf Taktgefühl, nicht auf Sangesqualitäten an.

Von Jens Hoyer
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Wolf-Dietmar Bleil (von links) stellte sich Regisseur Sergio Lukovic und dem Kapellmeister José Luis Gutiérez als Komparse vor.
Wolf-Dietmar Bleil (von links) stellte sich Regisseur Sergio Lukovic und dem Kapellmeister José Luis Gutiérez als Komparse vor. © Lars Halbauer

Döbeln. Das Theater ist in diesen Corona-Zeiten eigentlich ziemlich tot. Aber nicht an diesem Dienstagabend. Das dringt von der Hauptbühne Schlachtengesang nach Art der Fußballfans. „Olé, Olé, olé, olé“, grölt einer, der sonst als seriös bekannt ist. Bernd Wetzig war mal Vorstand der WG Fortschritt und ist jetzt im Ruhestand. Sergio Lukovic, Sänger, Regisseur und ab Mitte kommenden Jahres auch Intendant des Mittelsächsischen Theaters, treibt den Döbelner an, aus sich herauszugehen. So sieht ein Casting nach Art des Hauses aus.

Gesucht werden Komparsen für die Operette „Die Csárdásfürstin“, die im Sommer auf der Seebühne in Kriebstein aufgeführt wird. Die Laiendarsteller sollen Soldaten darstellen, die auf dem Weg in den Krieg sind. Die müssen auf der Bühne marschieren. Und sie sollen auch ein Lied aus der berühmten Operette singen. „Das darf ruhig ein bisschen schief klingen“, sagt Lukovic. Beim Casting gehe es vor allem darum, zu testen, ob die künftigen Komparsen Rhythmusgefühl haben. Und ob sie Ausstrahlung besitzen, erklärt der Regisseur. Die Zuschauer sitzen auf der Seebühne relativ weit entfernt.

Schon mal bei der DEFA dabei

Für Bernd Wetzig, der selbst gern ins Theater geht, wäre die Komparserie eine ganz neue Erfahrung. „Ich bin einfach neugierig, Und die Seebühne ist eine wahnsinnig schöne Location.“ Einschlägige Erfahrungen liegen schon lange zurück. „Zum letzten Mal war ich als Student Komparse. Das war 1976. Da wurde auf der Albrechtsburg in Meißen der DEFA-Film ‚Die Liebe und die Königin‘ gedreht. Da habe ich einen Soldaten dargestellt“, erzählt Wetzig.

Wegen Corona hat das Theater die Interessenten einzeln zum Casting bestellt. Wolf-Dietmar Bleil, im wirklichen Leben Chef der Firma H+P Gebäudereinigung, hat schon Erfahrungen. Allerdings auf einem anderen Gebiet. Er zieht in seiner Freizeit mit der Pantomimegruppe von Pier Giorgio Furlan aus Ehrenberg durchs Land. „Ich habe noch nie als Statist gearbeitet. Das ist eine neue Erfahrung“, erzählt er. Bleil stapft mit Sergio Lukovic und dem Kapellmeister José Luis Gutiérrez über die Bühne. Im Gleichschritt und rhythmisch klatschend. Dann ist sein Gesangstalent gefragt. Das braucht er bei der Pantomime sonst nicht.

Mehrere Proben, 26 Vorstellungen

Frauen werden an diesem Abend nicht gecastet. Weibliche Komparsen hat das Mittelsächsische Theater noch aus dem vergangenen Jahr, erzählt die Oberspielleiterin Judica Semler. Für die Proben und für die 26 Vorstellungen müssen die Komparsen Zeit aufbringen. Ein großes Honorar gibt es nicht, die Auslagen werden erstattet, sagte Lukovic. Bei jeder Vorstellung stehen vier männliche und zwei weibliche Komparsen auf der Bühne. Gebraucht wird aber die doppelte Anzahl, um alle Vorstellungen abzudecken.

Ansonsten passiert am Theater derzeit nicht viel. Bis erst einmal 18. April sind alle Veranstaltungen abgesagt. Die Proben für ein paar Stücke laufen derzeit, sagte Pressedramaturg Christoph Nieder. Zum Beispiel für Lola Blau, ein Einpersonenstück. Und für „Ein Sommernachtstraum“, das in der Zeche Alte Elisabeth in Freiberg aufgeführt werden soll. Auch für „Die Csárdásfürstin“ werde schon geprobt, sagte Nieder. „Die Sänger haben aber nur Einzelproben.“

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