Döbeln
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Das große Krabbeln auf der Bischofswiese

Etliche Teilnehmer sind mit dem VW Käfer groß geworden und halten an der Tradition fest. Was das Döbelner Käfertreffen so besonders macht.

Von Martha Johanna Kaul
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Daniel Schmidt, Anni Schubert sowie Michelle und Oliver Marschalk sind immer mit dabei beim Käfertreffen. Hier sind sie Freunde geworden.
Daniel Schmidt, Anni Schubert sowie Michelle und Oliver Marschalk sind immer mit dabei beim Käfertreffen. Hier sind sie Freunde geworden. © Martha Johanna Kaul

Döbeln. Gemütlich und familiär – so ist das Döbelner Käfertreffen. Zum 28. Mal hatte die Döbelner Käferbande dazu eingeladen. Nach zwei Jahren Coronapause freute das Veranstalter und Teilnehmer gleichermaßen.

Anreise auf der Bischofswiese war bereits ab Donnerstag. Die meisten Fahrer kamen aufgrund der Arbeit erst Freitagabend. „In diesem Jahr war alles etwas anders“, so Alexander Titz, der Vorsitzende der Käferbande. Das habe vor allem daran gelegen, dass das Treffen viel später angesetzt wurde. „Es ist nun schon viel kälter, da will nicht mehr jeder auf der Wiese campen“, so der Vereinschef. Viele der Fahrer kamen als Tagesgäste am Samstag.

"Hier ist Leben und Familie"

Daniel Schmidt, Besitzer eines schwarzen Käfers, Baujahr 1971, ist seit 1994 bei den Käfertreffen dabei. „Ich bin damit aufgewachsen“, so Schmidt. „Meine Eltern hatten einen Käfer und wir sind immer gemeinsam hier hergefahren. Man wird auf diesen Treffen groß, hier entstehen Freundschaften.“ Schmidt kommt aus Forst bei Cottbus, die Strecke legte er, natürlich mit dem Käfer zurück. Ihn auf einen Hänger zu packen, das komme nicht in Frage. Warum er jedes Jahr wieder kommt, ist für den 39-Jährigen ganz klar: „Weil das hier Leben ist. Hier treffe ich meine Freunde und meine Familie.“

Zwei der Freunde sind Michelle und Oliver Marschalk. Die Geschwister kommen seit 2017 von Rügen bis nach Döbeln. „Das Käfertreffen ist ganz anders als andere Autotreffen. Hier wird nicht verglichen. Niemand gibt mit seinem Auto an, niemand ist neidisch“, erzählt Michelle Marschalk. Die Liebe zu ihrem himmelblauen Käfer beschreibt sie in einem Satz: „Er ist einfach niedlich.“

Die Freunde hatten es sich am Wochenende auf der Wiese gemütlich gemacht. Auf Campingstühlen saßen sie neben ihren Autos. Dahinter standen Wohnwagen und Zelt. Das kalte Wetter schreckte sie nicht ab. „Donnerstag zu Freitagnacht waren es nur fünf Grad, aber das war es wert“, sind sich die Freunde einig. Von der neuen Örtlichkeit auf der Bischofswiese waren die Freunde begeistert. „Wir sind hier wieder ein bisschen mehr für uns. Es ist so ein Stück Back to the roots“, freute sich Daniel Schmidt. In den Klostergärten wären sie auch gerne gewesen, doch war es ihnen dort ein wenig zu „städtisch“.

Käferfreunde in dritter Generation

Auch Marcel Schubert ist begeisterter Käferfan. Der Dresdner, der gebürtig aus Döbeln stammt, kommt seit 26 Jahren zum Käfertreffen. Damals noch mit seinen Eltern ist er nun bereits mit seinen Kindern da. „Wir machen das jetzt schon in dritter Generation. Das Käfertreffen ist hier im Osten eine richtige Institution“, so Schubert. Auch für ihn ist vor allem das familiäre Ambiente der Grund, jedes Jahr wieder zu kommen. Über die Jahre haben sich viele Freundschaften gebildet und man freue sich immer auf die gemeinsamen Treffen.

Seine Tochter Anni sei auf der Käferwiese groß geworden. Die inzwischen 15-Jährige war von den Treffen ebenso begeistert wie ihr Vater. „Es ist auch super für Kinder hier. Die kann man einfach rennen lassen, da schaut jeder nach, denn niemand ist nur für sich hier.“ An den Käfern fasziniert die Schülerin vor allem ihr Aussehen. „Es ist, als hätten sie ein Gesicht. Als ob sie mit einem reden könnten“, sagt Anni. Die Jugendliche erinnerte sich gerne an den Kultklassiker mit dem Käfer Herbie und seinem Rennfahrer Jim Douglas. „Den Film kennt doch jeder und man wünscht sich, dass sowas einem auch passiert. Für mich ist der Käfer in jedem Fall ein Familienmitglied.“ Daniel Schmidt pflichtet bei: „Diese Autos haben Seele und Herz“. Er habe Anni kennengelernt als sie vier war und den weißen Käfer in der Mitte der Wiese mit anderen Kindern zusammen bemalte.

Immer wieder eine Attraktion für die Kinder: Beim Käfertreffen darf ein Kultauto bemalt werden.
Immer wieder eine Attraktion für die Kinder: Beim Käfertreffen darf ein Kultauto bemalt werden. © Martha Johanna Kaul

Das Bemalen eines der Kultautos gehörte auch am Wochenende zu einem der vielen Programmpunkte, die der Käferbande- Verein auf die Beine stellte. Am Freitagabend fand ein gemeinsames Grillen mit Lagerfeuer und DJ im Partyzelt statt. Daniel Schmidt ist jedes Jahr begeistert von der Tombola am Samstag. Geschäfte aus Döbeln spenden dafür tolle Gewinne. Der Erlös kommt wiederum Döbelner Vereinen zugute. „Wir haben als Familie immer ganze Blöcke gekauft, statt nur die einzelnen Lose. Ich freue mich, wenn ich darauf sparen kann, um dann hier die Region zu unterstützen“, so Schmidt. Auch das Clubspiel, bei dem die Clubs gegeneinander antreten, und die Kübelrallye waren am Samstag die Besuchermagnete. Die Freude über die Sonntagsausfahrt war bei allen Fahrern groß. „Sie gehört inzwischen genauso zur Tradition, wie das Käfertreffen an sich“, sagte Vereinschef Alexander Titz.