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Etzdorfer Posaunenchor: 70 Jahre und kein bisschen leiser

Aus diesem Anlass gibt es am Sonntag in Etzdorf tüchtig was auf die Ohren. Die Gäste können sich auf barocke Klänge und den Song freuen, der die Olsenbande bei jedem Coup begleitet hat.

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Die Mitglieder des Posaunenchores Etzdorf, hier bei einem Kirchweihfest vor „ihrem“ Gotteshaus, feiern am Sonntag das 70-jährige Bestehen des Ensembles.
Die Mitglieder des Posaunenchores Etzdorf, hier bei einem Kirchweihfest vor „ihrem“ Gotteshaus, feiern am Sonntag das 70-jährige Bestehen des Ensembles. © Kirchgemeinde Etzdorf

Striegistal. Zusammenhalt und ein gutes Miteinander, das ist das Geheimrezept und womöglich der Grund dafür, weshalb es den Etzdorfer Posaunenchor auch sieben Jahrzehnte nach dessen Gründung immer noch gibt.

Dabei sind es gerade mal sechs Freizeitmusiker aus dem Ort selbst, die zur Stange halten oder dies aus gesundheitlichen Gründen noch können. Blasfähig ist das Ensemble trotzdem, und zwar durch das gemeinsame Agieren mit den Bläsern aus dem Nachbarort Marbach.

Gute Erfahrungen mit Zusammenhalt

„Wir üben schon seit Jahren zusammen, haben viele gemeinsame Einsätze, sind aber auch noch als Posaunenchor Etzdorf beziehungsweise Marbach allein unterwegs“, erzählt Frieder Lomtscher.

Er leitet seit 30 Jahren die Marbacher Posaunisten, bei gemeinsamen Aktionen gibt häufig er den Ton an. Ansonsten ist Frank Knappe der organisatorische Leiter des Posaunenchores Etzdorf, Christoph Trinks leitet das Ensemble musikalisch.

„Beide Chöre haben die Erfahrung gemacht, dass es sinnvoll ist, zusammenzuhalten und auch mit den Nachbarchören guten Kontakt zu pflegen“, sagt Frieder Lomtscher. „Wir sind alles ehrenamtliche Laien, und da kann nicht jeder zu jedem Einsatz da sein.“ Aber durch die Kontakte untereinander sei es möglich, die Verpflichtungen zu erfüllen, springe auch mal einer kurzfristig für den anderen ein.

„So sind wir zuversichtlich, was die Zukunft unserer Ensembles betrifft und freuen uns nicht nur auf die Feier am Sonntag, sondern auch auf die nächsten Einsätze.“ Die gebe es zum Erntedank in den Kirchen, zum 100-jährigen Bestehen des Pappendorfer Posaunenchores, bei einer Trauung, der langen Einkaufsnacht in Roßwein und schließlich dann im Advent in den Dörfern, zählt Lomtscher auf.

Guten Mutes nach katastrophaler Zeit

Ihm ist bewusst, dass die Nachwuchsgewinnung eine große Herausforderung der Zukunft bleibt. Eine andere war, über die Zeit der Corona-Pandemie zu kommen, in denen es den Bläsern wie anderen Ensembles nicht gestattet war, gemeinsam zu musizieren.

„Die Zeit war für uns wie für jede Gemeinschaft eine Katastrophe“, findet Frieder Lomtscher klare Worte. Schon im normalen Alltag bedürfe es ständiger Anstrengungen, um eine Gruppe zusammenzuhalten. „Unter Corona-Bedingungen war dies extrem anstrengend“, gibt der Marbacher zu.

Diese Aufnahme entstand beim Landesposaunenfest in Dresden im Mai 1958. Horst Knappe (vorn Mitte) gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Posaunenchores Etzdorf. Zur Feier an diesem Sonntag ist er mit dabei, auch wenn er selbst nicht mehr musizieren kann.
Diese Aufnahme entstand beim Landesposaunenfest in Dresden im Mai 1958. Horst Knappe (vorn Mitte) gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Posaunenchores Etzdorf. Zur Feier an diesem Sonntag ist er mit dabei, auch wenn er selbst nicht mehr musizieren kann. © Kirchgemeinde Etzdorf

Und trotzdem: Allein, in Familie oder in kleinen Einheiten sowie mit Abstand und im Freien sei das Musizieren aber meist möglich gewesen. „Das haben wir seit Ostern 2020 zuhause, in den Ortsteilen und auch vor dem Wohnheim in Gersdorf genutzt, um nicht völlig in die verordnete Lethargie zu verfallen und mit unserer Musik ein Zeichen der Hoffnung in einer oft trostlosen Zeit zu setzen“, schildert der Posaunenchor-Chef. Auf diese Aktionen hätten die Ensembles viele positive Rückmeldungen bekommen.

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Altersmäßig muss den Posaunisten im Moment noch nicht bange sein. Die Musiker sind im Durchschnitt 45 bis 50 Jahre alt. Das soll aber nicht heißen, dass sie sich zurücklehnen.

Vielmehr soll an der langen Tradition festgehalten werden, dass Mitglieder des Posaunenchores den Bläsernachwuchs selbst ausbilden. Das liegt darin begründet, dass es einen hauptamtlichen Kantor oder Chorleiter weder in Marbach noch in Etzdorf gibt.

Ausbildung junger Bläser läuft teils sehr familiär

Mitunter sei die Ausbildung auch sehr familiär. So seien vor Jahren beispielsweise seine Söhne Florenz und Jonas sowie seine Frau Ute bei Frieder Lomtscher in die „Lehre“ gegangen. Mittlerweile gibt Jonas schon sein Wissen weiter, hat zuletzt Martha Andrä das Trompetespielen gelehrt.

Miteinander – das wollen die Etzdorfer Chormitglieder auch beim Feiern großschreiben. Für Sonntag haben sie die Bläser aus Roßwein, Pappendorf und Hainichen eingeladen. Das sind diejenigen, mit denen sie über die Gemeindegrenzen hinaus zusammenarbeiten. Und die freuen sich auf den Besuch von Horst Knappe. Der gehörte zu den Gründern des Etzdorfer Posaunenchores und hat lange in dem Ensemble musiziert.

Doch nicht nur für ihn, sondern für alle Gäste soll die Feier am Sonntag etwas Besonderes werden. Um 10 Uhr gibt es zunächst den Auftakt mit einem Bläserdienst in der Kirche in Etzdorf. Dort werden festliche barocke Stücke und moderne Rhythmen zu hören sein.

Auf die Predigt bereitet sich Landesposaunenpfarrer Christian Kollmar vor. Landesposaunenwart Jörg-Michael Schlegel hat die musikalische Leitung des Vormittags. Es wird Ehrungen geben und die Einführung von Bezirksbeauftragten der Sächsischen Posaunenmission in ihr Ehrenamt.

Nach einer deftigen Stärkung aus der Feldküche lädt die Gemeinde zu einer Bläserserenade ein. Bei diesem Konzert dürfen die Zuhörer die Bandbreite von Bläsermusik erleben.