Döbeln
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Laptops und Tablets für die Schulen

Die Kommunen bekommen Geld von Bund und Land für die Anschaffung von digitalen Endgeräten. Wer die Folgekosten trägt, ist nicht geklärt.

Von Heike Heisig & Sylvia Jentzsch
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Lilly und Nico von der Grundschule Ostrau nehmen symbolisch die Tablets in Empfang, die die Gemeinde Ostrau mit Geld aus dem Digitalpakt gekauft hat. Überbringer der digitalen Endgeräte sind Hauptamtsleiterin Antje Zornik und Bürgermeister Dirk Schilli
Lilly und Nico von der Grundschule Ostrau nehmen symbolisch die Tablets in Empfang, die die Gemeinde Ostrau mit Geld aus dem Digitalpakt gekauft hat. Überbringer der digitalen Endgeräte sind Hauptamtsleiterin Antje Zornik und Bürgermeister Dirk Schilli © Lars Halbauer

Hartha/Ostrau/Roßwein/Leisnig. Shewan (13) ist glücklich. Er hält einen neuen Laptop in seinen Händen. Fast wie ein rohes Ei nimmt er ihn von Harthas Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) entgegen. Shewan ist einer der Schüler, denen ein Laptop von der Stadt leihweise zur Verfügung gestellt wird.

Das Geld für die Anschaffung der digitalen Endgeräte kommt aus einem Fördertopf von Bund und Land. Der Stadt Hartha standen 24.000 Euro zur Verfügung. Damit sollen mobile Endgeräte für bedürftige Schüler sowie für die Arbeit in den drei Schulen, deren Träger die Stadt Hartha ist, angeschafft werden.

„Wir haben von dem Geld 35 Laptops gekauft. Den ersten Schülern stellen wir diese Geräte zur Verfügung“, sagte Kunze. Teilweise laufe noch die Abfrage, wer von den Schülern berechtigt ist, einen Laptop auszuleihen. „Wir schließen dann mit den Erziehungsberechtigten einen Leihvertrag ab. Dieser ist bundeseinheitlich“, so Kunze. Die Schüler müssten den Laptop wieder abgeben, wenn sie die Schule wechseln und auch dafür aufkommen, wenn das mobile Endgerät durch unsachgemäße Behandlung einen Schaden hat.

„Ich bin so froh, dass die Kinder, deren Eltern sich keinen Computer leisten können, ein solches Gerät zur Verfügung gestellt wird. Das ist eine tolle Sache“, sagte Ilona Wawczyniak. Sie betreut ehrenamtlich eine irakische Familie, die seit Dezember 2015 in Hartha lebt. Die könne sich keinen Laptop leisten, denn die Eltern, die vier Kinder haben, bekommen Geld vom Jobcenter „Wegen Corona ist das Leben in der Stadt sehr eingeschränkt. Es gibt weder Kultur noch Sport. Und im Frühjahr haben wir es erlebt, dass sogar die Schulen geschlossen wurden. Da ist es wichtig, dass jeder Schüler am digitalen Unterricht teilnehmen kann“, so die Harthaerin. Sie werde Shewan bei der Bedienung des Laptops helfen.Lilly und Nico von der Grundschule Ostrau nehmen symbolisch die Tablets in Empfang, die die Gemeinde Ostrau mit Geld aus dem Digitalpakt gekauft hat. Überbringer der digitalen Endgeräte sind Hauptamtsleiterin Antje Zornik und Bürgermeister Dirk Schilling (CDU).

Harthaer Schüler holen sich ihren Laptop direkt im Rathaus ab. Für die drei Schulen der Stadt stehen insgesamt 35 Laptops zur Verfügung.
Harthaer Schüler holen sich ihren Laptop direkt im Rathaus ab. Für die drei Schulen der Stadt stehen insgesamt 35 Laptops zur Verfügung. © Lars Halbauer

Neue Ganztagsangebote in Ostrau

Auch die Gemeinde Ostrau hat Geld aus dem Fördertopf Digitalpakt bekommen und für 6.000 Euro 17 Tablets mit Schutzhüllen und Folien gekauft. Die digitalen Endgeräte wurden jetzt den Kindern und Schulleiterin Angela Jurczyk übergeben. Sie hat einen Brief an die Eltern geschrieben und über die Möglichkeit informiert, dass Tablets von sozial schwachen Familien ausgeliehen werden können. Bisher haben zwei davon Gebrauch gemacht.

Das heißt nun aber nicht, dass die restlichen 15 Tablets herumliegen. Sie werden ebenfalls dringend benötigt. Denn sie können auch im Unterricht beziehungsweise zur Förderung von Schülern eingesetzt werden, so Hauptamtsleiterin Antje Zornik. Wenn zum Beispiel Kinder Aufgaben schneller lösen als andere, erhalten sie Aufgaben aus digitalen Lernprogrammen. Dazu benötigen sie dann das Tablet. Außerdem sind diese Endgeräte die Voraussetzung für die Erstellung professioneller Online-Lehrangebote. Mit der Schulleitung sei vor dem Kauf besprochen worden, welche Anforderungen die Tablets haben sollen, so Zornik.

Außerdem wurde die obere Etage der Schule mit Access Points ausgestattet, sodass in diesen Räumen jetzt W-Lan anliegt und die Tablets genutzt werden können. „Wichtig ist das auch für unsere neuen Ganztagsangebote zur Lernförderung, die ab dem 30. November angeboten werden“, sagte die Schulleiterin. Sie habe Fördergeld beantragt und recht zügig 4.000 Euro bewilligt bekommen.

„In den sechs Ganztagsangeboten, die von unseren Lehrern übernommen werden, wollen wir Schüler, bei denen Lücken durch das Home-Schooling entstanden sind, gezielt fördern. Einige der Kinder haben keine Endgeräte, bei anderen liegt kein Internet in der erforderlichen Bandbreite an“, sagte Jurczyk. Die Kinder würden von den Lehrkräften ausgewählt.

Die Ostrauer Grundschule hat 17 Laptops bekommen und verfügt über eine gute digitale Ausstattung.
Die Ostrauer Grundschule hat 17 Laptops bekommen und verfügt über eine gute digitale Ausstattung. © Lars Halbauer

Schulleitung entscheidet in Roßwein

Die Stadt Roßwein hat die Bestellung digitaler Technik jetzt ausgelöst. Über die Firma K & W Informatik aus Döbeln werden 28 Tabletts für die Grundschule „Am Weinberg“ angeschafft. Die kosten rund 13.500 Euro.

Etwas mehr als 30.000 Euro gibt die Firma Computer und Netzwerke Systeme GmbH, ebenfalls aus Döbeln, für den Kauf von 53 Notebooks für die Ober- und die Förderschule in Roßwein aus. Insgesamt hat die Kommune über das Förderprogramm knapp 43.000 Euro bekommen. Die Höhe der Unterstützung richtet sich nach der Zahl der Schüler

.Wer diese Technik nutzen darf, darüber sollen die Schulleitungen entscheiden. Sie kennen die Schüler und die Eltern am besten. Einen Mustervertrag gibt es über die Bedingungen, der wird zwischen Eltern und Schulträger, also der Kommune, abschlossen. Aber was wird, wenn der Vertrag ausläuft und das Gerät zurückgefordert wird, dann aber beschädigt oder gar nicht mehr vorhanden ist?, wollte Stadträtin Jördis Marschner (Die Linke) wissen.

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Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) gab zu, darauf keine befriedigende Antwort zu wissen. Wie er sagte, stünden im Vertrag dazu auf jeden Fall Ersatzzahlungen. Inwieweit Eltern diese leisten könnten, sei nicht abzusehen.

Eine Weiterverwendung beziehungsweise einen Weiterverkauf der Technik weiß die Kommune zu unterbinden. IT-Verantwortlicher René Handschack, der die Tabletts und Notebooks einrichtet, wird auf die Systeme zurückgreifen und die Anwendungen aus der Ferne sperren können.

Mit einer Gegenstimme haben die Roßweiner Stadträte dem Kauf der mobilen Technik zugestimmt. Dagegen sprach sich Rico Söhnel (CDU) aus. Für ihn sei nicht nachvollziehbar, wer in fünf, sechs oder sieben Jahren die Kosten übernimmt, wenn die Technik veraltet ist und ausgetauscht werde muss.

Da kann auch die Verwaltung nur mit den Schultern zucken. Diese Frage ist bei der Technik für den Fernunterricht genauso ungeklärt wie bei den Anschaffungen im Rahmen des Digitalpaktes.

33.000 Euro für Notebooks in Leisnig

Mitarbeiter der Stadt Leisnig haben am Donnerstag die ersten Notebooks in der Grundschule in Sitten ausgereicht. Jeweils 15 Stück stehen der Schule dort und der Grundschule in Leisnig zur Weitergabe an Schüler zur Verfügung, deren Eltern sich eine entsprechende Ausstattung mit Computertechnik daheim nicht leisten können.

IT-Mitarbeiter Michél Krause hat die mobile Technik eingerichtet und am Donnerstag zuerst in der Grundschule in Sitten vorbeigebracht. Auch die Leisniger Grund- und Oberschüler erhalten Notebooks.
IT-Mitarbeiter Michél Krause hat die mobile Technik eingerichtet und am Donnerstag zuerst in der Grundschule in Sitten vorbeigebracht. Auch die Leisniger Grund- und Oberschüler erhalten Notebooks. © Enrico Tappert

Weitere 32 Geräte wurden für die Peter-Apian-Oberschule angeschafft. Rund 33.000 Euro hat die Stadt Leisnig insgesamt von Bund und Land Sachsen für den Kauf bekommen.

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