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Döbeln: Das Problem mit den stinkenden Haufen

Die Stadt appelliert mit persönlichen Anschreiben an die Vernunft der Hundebesitzer. Die Beschwerden häufen sich.

Von Jens Hoyer
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Da schaust du. An der Ritterstraße appellieren Privatleute, keinen Hundedreck liegenzulassen. Bei einem kleinen Teil der Hundebesitzer laufen diese Bemühungen ins Leere.
Da schaust du. An der Ritterstraße appellieren Privatleute, keinen Hundedreck liegenzulassen. Bei einem kleinen Teil der Hundebesitzer laufen diese Bemühungen ins Leere. © Dietmar Thomas

Döbeln. Dieser Tage trudeln bei 600 Hundebesitzern Döbelns Briefe von der Stadtverwaltung ein. „Verschmutzung der öffentlichen Wege und Grünanlagen durch Hundekot“ ist das Schreiben über- und vom Chef des Döbelner Ordnungsamtes Jürgen Müller unterschrieben. „Wir wollen niemandem Vorhaltungen machen. Wir appellieren an die Hundehalter, sich an die Regeln zu halten“, sagte Müller.

Die meisten Hundehalter seien vernünftig. „Wir reden hier über Einzelne. Es gibt immer diese zehn Prozent, die querlaufen.“ Das Problem wird größer, weil auch der Bestand der Hunde zunimmt. 1254 Hunde werden derzeit von 1147 Hundehaltern in der Stadt gefüttert, spazieren und Gassi geführt. Das sind über 30 mehr als vor einem Jahr und etwa 150 mehr als 2018. Subjektiv nehme die Verschmutzung mit Hundekot zu, meint Müller. „Wenn man das sucht, findet man das auch.“

Mehr Beschwerden über Hundekot

An einigen Stellen tritt das Problem in kotgeballter Häufigkeit auf. In den Grünanlagen, am Weg von der Wappenhenschanlage zum Krankenhaus, in den Grünstreifen an der Leipziger Straße oder auch in den Klostergärten, wo es Liegewiesen und spielende Kinder gibt.

In der vergangenen Zeit habe es gehäuft Beschwerden über den Hundekot in der Stadt gegeben, schreibt Müller im Brief an die Hundehalter. Denise Pönitz, die in Döbeln West wohnt, hatte einen Brief an Oberbürgermeister Sven Liebhauser geschrieben, in dem sie auf das Problem aufmerksam macht. „Überall liegen diese Tretminen, auch auf den Wegen. Man weiß nicht mehr, wo man hingehen soll“, sagt sie.

Die Familie hat selbst einen Hund und Denise Pönitz sieht auch die gesundheitlichen Risiken für die Tiere, die sich Krankheiten und Parasiten einfangen können.

Von Hundehalter angepöbelt

Sie habe schon Hundehalter angesprochen. „Da wird man dann blöde angemacht und angepöbelt. Mir sagte mal ein älterer Herr: Das sind doch nur kleine Würste.“

Die Döbelnerin findet, dass in Döbeln etwas passieren muss. „Ich würde mir wünschen, dass man schaut, was andere Städte dagegen tun. In München gibt es eine Initiative gegen Hundekot“, sagte sie. Eine Plakataktion in Döbeln könnte sie sich vorstellen. Sie würde sich mehr Streifen vom Döbelner Ordnungsamt wünschen. Und mehr Müllbehälter in der Stadt. „Man schleppt auf der ganzen Runde den Hundekotbeutel mit herum. Viele schmeißen ihn dann einfach ins Gebüsch.“

Im sozialen Netzwerk Facebook hatte Denise Pönitz das Thema vor einiger Zeit angesprochen. „Es gibt viele, die genau so denken.“ Die Briefaktion der Stadt hält sie zumindest für einen ersten Schritt. Die Döbelnerin ist aber skeptisch, dass damit das Verantwortungsbewusstsein der nachlässigen Hundehalter geweckt wird.

So ein frisch gesetzter und nicht entfernter Hundehaufen kann teuer werden. 75 Euro Bußgeld kostet er beim ersten Mal. Die Summe kann im Wiederholungsfall aber bis auf 500 Euro ansteigen, sagte Müller. Er machte aber kein Hehl daraus, dass es schwierig ist, nachlässige Hundebesitzer wirklich zu überführen. Er müsste praktisch noch am „dampfenden Haufen“ angetroffen werden. Von den vier relevanten Fragen „Wer, wann, wo, was?“ seien meist nur das „Wo und Was“ zu beantworten. Ein Hundehaufen, der irgendwo liegt.

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Auch der Nachweis über DNA hilft nach Müllers Meinung nicht weiter – abgesehen von Aufwand und Kosten, von jedem Hund eine Probe zu nehmen. „Haftbar ist der Hundeführer. Wir könnten den Hund ermitteln, mehr aber auch nicht.“ Übrig bliebe noch die Videoüberwachung, nützlich auch im Kampf gegen Graffiti, Sachbeschädigung und Straftaten. Aber auch rechtlich umstritten.

„Man kann nur an die Vernunft der Hundehalter appellieren“, sagte Müller. Der Brief sei ein weiterer Versuch nach Handzetteln und Plakataktionen in den vergangenen Jahren. Die Stadt hatte auch Spender von Hundekottüten aufgestellt. Die werden mit etwa 80.000 Tüten pro Jahr bestückt. „Das sind pro Hund etwa 80 Tüten“, sagte Müller. Aber auch in diesem Falle siegt immer wieder die Unvernunft, wenn die Spender ausgeräumt und die Tüten zweckentfremdet eingesetzt werden.

Das Leiden der Stadtgärtner

Wer unter der Sauerei in den Grünanlagen wirklich leidet, sind die Döbelner Stadtgärtner, denen der Dreck regelmäßig um die Ohren fliegt. „Man hat kaum den Helm sauber gemacht, da spritzt es wieder. Die Haufen sieht man nicht immer“, sagte René Kordos, Chef der Stadtgärtner.

Auch in den Kästen der Mäher sammelt sich der stinkende Hundekot. In den vergangenen Jahren habe das Problem zugenommen. An Stellen wie der kleinen Parkanlage an der Staupitzstraße weigerten sich die Mitarbeiter mitunter, Gras zu hauen, sagte Kordos.

Probleme gebe es auch an der Friedrichstraße. Dort lassen die Hundehalter die Tiere in die Baumscheiben kacken und urinieren. Die scharfen Hinterlassenschaften lassen die Bäume eingehen. Die seien teilweise schon mehrfach nachgepflanzt worden. „Ich bin auch Hundebesitzer. Und der Hund muss nun mal sein Geschäft machen. Dann bin ich aber auch verpflichtet, es wegzuräumen“, sagte Kordos.