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Döbeln: Kümmerer geht in Rente

In den Ruhestand will Elke Makk aber noch nicht treten. Sie wird weiter für die Menschen bei der WG Fortschritt da sein.

Von Jens Hoyer
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Elke Makk (rechts) ist am Freitag von ihren Kollegen der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt in die Rente verabschiedet worden, aber nicht in den Ruhestand. Sie will sich weiter um die Mieter der Genossenschaft kümmern.
Elke Makk (rechts) ist am Freitag von ihren Kollegen der Wohnungsgenossenschaft Fortschritt in die Rente verabschiedet worden, aber nicht in den Ruhestand. Sie will sich weiter um die Mieter der Genossenschaft kümmern. © Dietmar Thomas

Döbeln. Wer sich um andere Menschen kümmert, der ist ein Kümmerer. Männlich, denn die weibliche Variante des Wortes klingt etwas schräg. Was nichts daran ändert, dass der soziale Kümmerer bei der WG Fortschritt eine Frau ist.

Elke Makk macht das seit fünf Jahren hauptamtlich, aber eigentlich schon viel länger. Am Freitag ist sie mit großem Bahnhof in den Ruhestand verabschiedet worden. Was an der Sache nur ein bisschen was ändert, denn kümmern will sich die 63-Jährige weiterhin.

Vorreiter in Sachsen

Bei Elke Makk sind viele Dinge gelandet, die nichts mit dem normalen Geschäft eines Wohnungsvermieters zu tun haben. Aber Fortschritt ist kein normales Wohnungsunternehmen, sondern eine Genossenschaft. Die Idee, dass es in den Genossenschaften jemand geben muss, der sich um die Anliegen der Mitglieder kümmert, die stammt von der Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft.

Die Döbelner waren die zweite Genossenschaft in Sachsen, die diese Idee in die Tat umsetzte.

Freizeitspaß und Nachbarschaftsstreit

Bei Elke Makk landeten all die Dinge, die die Menschen umtreiben. Sie koordinierte die 25 Freizeitgruppen der Genossenschaft, organisierte Feste, Bowling- und Bocciameisterschaften. Sie organisierte Hilfe bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit und sorgte sich um ältere alleinstehende Leute, von denen es viele in der Genossenschaft gibt, und schlichtete Nachbarschaftsstreit.

Letzterer, das waren vor allen die Klassiker: Jemand ignoriert die Hausordnung. Oder ein Mieter fühlt sich durch Lärm belästigt. „Da will ein Rentner mittags schlafen und der Nachbar macht die Waschmaschine an. Da frage ich dann: Stört es dich oder hörst du es nur? Hören hat nichts mit stören zu tun, so etwas muss man auch einmal ausblenden können.“

Corona ändert alles

Corona hat diese Arbeit mit Menschen verändert, sagte Elke Makk. Die Freizeitgruppen habe alle Aktivitäten eingestellt, Veranstaltungen finden nicht statt. Gespräche gibt es vor allem am Telefon.

„Ich spreche den Menschen Mut zu: Irgendwann sehen wir uns auf dem Sportplatz wieder oder holen unser Grillfest nach. Ich glaube, die Regierung weiß gar nicht, was sie den Menschen antut. Der soziale Kontakt ist auch gesundheitsfördernd. Wenigstens den Sportplatz sollte man öffnen dürfen“, sagte Elke Makk.

Noch kein Ruhestand

Der Mehrgenerationensportplatz in Döbeln Ost ist eines der Projekte, die Elke Makk maßgeblich mit realisiert hat. Sie hatte seit 2006 für den Döbelner SC gearbeitet, der sehr eng mit der Wohnungsgenossenschaft zusammenarbeitet. Seit 2016 ist sie als „Kümmerer“ direkt bei der WG-Fortschritt angestellt. Trotz Rente: In den Ruhestand will sie noch nicht gehen.

Ab Mai wird sie an zwei Tagen in der Woche wieder für die Mitglieder der Genossenschaft da sein und ihre Nachfolgerin Katja Näther unterstützen. „Die Leute haben so viel Redebedarf, dass das einer allein gar nicht schafft. Wir müssen in den Gesprächen heraushören, wo wir helfen können.“ Geplant sei auch die Gründung eines Nachbarschaftshilfevereins. Elke Makk hat auch damit Erfahrung. Sie hatte einige Jahre im Vorstand des Döbelner SC mitgearbeitet.

Zupackende Frau im Hintergrund

Ihre Chefs Tino Hütter und Sven Viehrig schildern Elke Makk als eine anpackende, den Menschen zugewandte Frau, die trotzdem gern im Hintergrund bleibt. Auch Aufsichtsratschef Heiner Hellfritzsch fand warme Worte: „Der Vorstand hat manchmal gefragt: Wollen wir sie nicht mal bremsen, vielleicht kriegen wir das alles gar nicht auf die Reihe? Wir haben sie nie gebremst.“

Fürs Abschiedsgeschenk hatten alle zusammengelegt. Belegschaft, die Mitglieder der Freizeitgruppen. „Ich habe noch nie so viel Kohle in einer Woche eingesammelt“, sagte Katja Näther. Ein Wochenende kann Elke Makk mit ihrem Mann in ein Hotel nach Moritzburg fahren, gleich in der Nähe des Tierparks. Denn sie mag Wölfe, erklärte Katja Näther. Eine gute Flasche Whiskey war auch im Korb. Denn den mag Elke Makk auch.

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