Döbeln: WG Fortschritt spart ungewollt

Döbeln. Zur wirtschaftlichen Situation lässt die Wohnungsgenossenschaft Fortschritt ihre Mitglieder nicht im Dunkeln tappen. Jedes Jahr im Sommer wird die Bilanz des Vorjahres in der Mitgliederzeitschrift veröffentlicht. Kurzfassung: Der Genossenschaft geht es gut.
Das Jahresergebnis lag bei einer reichlichen Million Euro. Das sind fast 347.000 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Das versetzt die Genossenschaft in die komfortable Lage, günstiges Eigenkapital einsetzen zu können. Mit dem Gewinn können alle laufenden Instandhaltungskosten und kleinere Investitionen aus der eigenen Tasche bezahlt werden, ohne Kredite aufnehmen zu müssen, sagte Vorstand Tino Hütter.
Wichtige Veranstaltungen ausgefallen
Ein paar Sondereffekte hatten auch zum guten Ergebnis beigetragen. Auch einige, auf die die Genossenschaft gern verzichtet hätte. Auf der einen Seite hatte die Genossenschaft einen Tilgungszuschuss auf ein Förderdarlehn erhalten und Einsparungen vorgenommen, zum Beispiel durch das Umschulden von Krediten zu günstigeren Konditionen.
Auf der anderen Seite hatten wegen Corona aber auch viele Dinge ausfallen müssen, die zwar Geld kosten, aber auch wichtig fürs Genossenschaftsleben sind und fürs Marketing. Die Großveranstaltungen wie das Parkfest und der Weihnachtsmarkt mussten abgesagt werden. Auch Veranstaltungen, bei dem die Genossenschaft öffentlich auftreten konnte, wie das Stadtfest, der Autofrühling und das Familienfest der Stadtwerke. „Uns wäre es lieber gewesen, wenn wir präsent gewesen wären“, sagte Hütter.
Modernisierung mit Aufzügen
Die Genossenschaft hat eine treue Mieterschaft. Was gut, aber auch eines ihrer Probleme ist. Das Durchschnittsalter liegt bei 63,6 Jahren und steigt weiter an. Von den rund 1.900 Wohnungen in Döbeln, Hartha und Ostrau sind um die 300 von Menschen bewohnt, die älter als 80 Jahre sind, so Hütter. Davon sind 40 Mieter über 90 Jahre alt.
Seit vielen Jahren passt sich die Genossenschaft dieser Situation an. An der Unnaer Straße wird die Genossenschaft in zwei Häusern Aufzüge einbauen. Mit den Arbeiten werde voraussichtlich im September begonnen. Dabei wird der Aufzug nicht auf der halben Treppe enden, was einfacher wäre, sondern auf den Etagen, was viel Umbauaufwand bedeutet. „Wir werden sicher nicht jeden Block mit Aufzügen ausstatten. Es gibt auch Wohnungen, die sehr günstig sind und es gibt eine Klientel, die sich nicht mehr leisten kann“, sagte Hütter.
Baupreise sind Thema
Beim Umbau des Wohnblocks Käthe-Kollwitz-Straße 1, 3 und 5 soll es im Herbst mit den Außenanlagen losgehen. Steigende Baupreise sind ein ganz großes Thema. Mit den Firmen sei vereinbart, dass diese die nötigen Materialien auf Lager halten, damit es zu keinen weiteren Steigerungen kommt, sagte Hütter.
Bei den Umbauvorhaben sei es wichtig, Grundrisse zu finden, die in den nächsten Jahren immer noch bei den Mietern ankommen, so Vorstand Sven Viehrig. „Wir haben die Grundrisse schon mal vorab im Internet eingestellt und nur positive Resonanz bekommen.“
Die geplanten Baumaßnahmen seien einer der Gründe, warum die Leerstandquote wieder angestiegen ist – nämlich auf 6,6 Prozent. Die Häuser sollten möglichst nicht in bewohnten Zustand umgebaut werden, leergezogene Wohnungen werden deshalb nicht neu belegt. Den Mietern werde angeboten, dass sie in andere Wohnungen umziehen. Fortschritt bezahlt den Umzug und stellt zusätzliche Hilfe durch seine Handwerker.