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Die Not mit der Notdurft in der Region Döbeln

Öffentliche Toiletten sind in der Region meist an die Öffnungszeit von Einrichtungen gebunden. Zwei Städte planen eine Alternative.

Von Cathrin Reichelt
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Außerhalb einer Einrichtung befindet sich die Toilettenanlage in Waldheim. Aber auch sie ist, wie alle anderen, nicht rund um die Uhr geöffnet.
Außerhalb einer Einrichtung befindet sich die Toilettenanlage in Waldheim. Aber auch sie ist, wie alle anderen, nicht rund um die Uhr geöffnet. © Lars Halbauer

Region Döbeln. Es sind Ferien. Eltern und Großeltern nehmen sich Zeit, um mit den Kindern und Enkeln durch Geschäfte zu bummeln, sich die kleinen und größeren Sehenswürdigkeiten in der Region Döbeln anzusehen oder in der Natur zu entspannen. Manchmal dauert das etwas länger als geplant. Und dann drückt die Blase. Aber wo kann man, wenn man mal muss?

In Döbeln gibt es öffentliche Toiletten im Untergeschoss des Rathauses, in der Döbeln-Information, im Ratskeller und im Freizeitpark Klosterwiesen. „Darüber hinaus kann man auch in vielen Einrichtungen, Gaststätten, Imbissen und Geschäften gegen einen geringen Obolus die Toilette benutzen“, erklärt Stadtsprecher Thomas Mettcher.

In der Döbeln-Info haben auch Behinderte die Möglichkeit, das stille Örtchen aufzusuchen und es können Babys gewickelt werden. Teilweise behindertengerecht ist auch die Toilette in den Klosterwiesen.

Alle Toiletten werden täglich gesäubert. Allerdings gibt es in den Klosterwiesen immer wieder Vandalismus. „Probleme sind Verstopfungen, das Toilettenpapier ist weg, die Innenbeleuchtung wird demoliert, Türen herausgerissen, die Wände werden beschmiert oder der Gang wird als Toilette genutzt“, zählt Mettcher auf. Im Rathaus gehören Verunreinigungen, Beschädigungen, ein zerstörter Münzeinwurf, laufendes Wasser und der Diebstahl von Seife sowie Desinfektionsmitteln zu den Problemen im Sanitärbereich.

Anlage auf Döbelner Niedermarkt geplant

Alle Toiletten können lediglich zu den Öffnungszeiten der jeweiligen Einrichtung genutzt werden, die im Ratskeller während der Öffnung des Testzentrums. Deshalb plane Döbeln, auf dem Niedermarkt eine öffentliche Toilette zu errichten.

Gegenwärtig bemühe sich die Stadt um Aufnahme in das Förderprogramm „Lebendige Zentren“. Über dieses Programm könnte dann auch der Bau der Toilettenanlage gefördert werden.

In Waldheim befindet sich eine öffentliche Toilette an der Bahnhofstraße unmittelbar neben der Zschopaubrücke. „In den Ortsteilen sind keine öffentlichen Toiletten vorhanden“, sagt Sandra Niese vom Hochbauamt. Die Toilette an der Bahnhofstraße ist behindertengerecht. Ein Wickeltisch ist nicht vorhanden.

Sie ist nur an den Wochentagen ab 8 Uhr geöffnet und wird montags bis donnerstags um 18 Uhr sowie freitags um 17 Uhr abgeschlossen. Die Reinigung der Toilettenanlagen wird durch den Hausmeister des Rathauses kontrolliert. Teilweise gibt es auch in Waldheim Probleme mit der Sauberkeit.

Die Toilettenanlage in den Döbelner Klosterwiesen ist immer wieder Vandalismus ausgesetzt. Erst im Mai dieses Jahres wurde eine Tür demoliert.
Die Toilettenanlage in den Döbelner Klosterwiesen ist immer wieder Vandalismus ausgesetzt. Erst im Mai dieses Jahres wurde eine Tür demoliert. © Dietmar Thomas

Im Brautloch neben dem Rathaus befinden sich die öffentlichen Toiletten in Roßwein. Behindertengerecht sind sie allerdings nicht, meint Hauptamtsleiterin Michaela Neubert. Nutzbar seien sie während der Öffnungszeiten des Rathauses und bei Veranstaltungen. Die Sauberkeit hänge von den Nutzern ab.

Die Stadt plane schon länger eine Toilettenanlage hinter dem Rathaus, die auch auf kurzem Weg vom Markt erreichbar wäre. Allerdings sei das Vorhaben bisher an zu hohen Kosten gescheitert. Jetzt versuche die Stadt, den Plan mithilfe eines Förderprogramms umzusetzen.

In der Gemeinde Ostrau gibt es keine separaten öffentlichen Toiletten. „Besucher der öffentlichen Einrichtungen wie Verwaltungsgebäude, Bibliothek, Sportanlagen und Ähnliche können die dortigen Toiletten nutzen“, sagt Bürgermeister Dirk Schilling (CDU).

Die Anlagen seien nur teilweise behindertengerecht. Auch könne nicht überall ein Baby gewickelt werden. Wie in den anderen Kommunen sind auch in Ostrau die Toiletten nur während der Öffnungszeiten der jeweiligen Einrichtungen nutzbar.

Öffentliche Toilette an der Seebühne Kriebstein geplant

Hinterlassen werden Sanitärbereiche größtenteils ordentlich, „aber leider nicht immer. Manche Zeitgenossen nehmen gleich das Klopapier mit, daher werden die Rollen rationiert“, so Schilling.

Der Bau einer öffentlichen Toilettenanlage sei derzeit nicht geplant. Vor einigen Jahren habe es eine solche im Gewerbegebiet gegeben. „Diese wurde aber aufgrund der geringen Nutzung und der hohen Kosten – auch durch Vandalismus – wieder abgebaut“, so der Bürgermeister.

In der Gemeinde Großweitzschen befindet sich dagegen überhaupt keine öffentliche Toilette. Und es sei in absehbarer Zeit auch nicht vorgesehen, eine solche einzurichten, teilt Franziska Mühlbach, Sachbearbeiterin der Bauverwaltung, mit.

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Das Besucherzentrum am Hafen der Talsperre bietet Gästen von Kriebstein die einzige Möglichkeit, öffentliche Toiletten aufzusuchen. „Sie sind behindertengerecht und gut erreichbar. Direkt davor befinden sich auch Behindertenparkplätze“, sagt Bürgermeisterin Maria Euchler (FW). Eltern können dort auch ihr Baby wickeln.

Geöffnet ist die Anlage von April bis Oktober mindestens von 7 bis 18 Uhr, sowie bei Bedarf, zum Beispiel bei Veranstaltungen auf der Seebühne. Bei Ausflugswetter werden die Türen auch von November bis März aufgeschlossen. Hinterlassen werden die Toiletten in der Regel ordentlich, aber häufig bei Schulklassen oder Kindergruppen katastrophal, so Maria Euchler.

In Planung seien öffentliche Toiletten an der Seebühne. Der Zeitpunkt, wann diese gebaut werden, stehe aber noch nicht fest.