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Döbeln: So wird die Wende in Ost und West gesehen

Gymnasiasten aus Döbeln und Unna haben sich dem Thema aus verschiedenen Richtungen genähert. Auch der Döbelner Denkmal-Streit wird erzählt.

Von Jens Hoyer
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Der Leistungskurs Geschichte des Lessing-Gymnasiums hat in Unna das Ergebnis seines Projektes zur Wende und Wiedervereinigung vorgestellt.
Der Leistungskurs Geschichte des Lessing-Gymnasiums hat in Unna das Ergebnis seines Projektes zur Wende und Wiedervereinigung vorgestellt. © privat

Döbeln. Junge Leute aus einer Generation, die noch nicht geboren war, als die Mauer fiel, haben sich jetzt mit dem Thema Mauerfall und Deutsche Einheit beschäftigt. Genauer: Schüler des Lessing-Gymnasiums Döbeln und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums der Partnerstadt Unna.

Die beiden Schulen arbeiten schon immer zusammen, aber in der Regel bei naturwissenschaftlichen Projekten. Dass es diesmal auf der geisteswissenschaftlichen Ebene passierte, findet Schulleiter Michael Höhme gut.

Angeschoben habe das Projekt vor einem Jahr der Runde Tisch gegen Gewalt und Rassismus der Stadt Unna, sagte Höhme. In Döbeln machten sich die Elftklässler des Geschichts-Leistungskurses ans Werk und in Unna eine neunte Klassee. Herausgekommen sind ganz unterschiedliche Ergebnisse, die in der vergangenen Woche in Unna bei einer Veranstaltung präsentiert wurden.

Ereignisse zur Wende in Film zusammengefasst

Wie denken Ost- und Westdeutsche über die Wende und die Einheit? Die Unnaer Schüler befragten zu dem Thema aus westlicher Sicht Menschen aus Unna. Die Döbelner Elftklässler haben ihre Beiträge zu einen Streifen von fast Spielfilmlänge zusammengefasst.

Sie schildern als Nachgeborene die Vorgänge in Döbeln zur Zeit der Wende, die Umbrüche auch auf ökonomischen Gebiet, als die Industrie in Döbeln zusammenbrach. Und sie haben die Sängerin Susanne Engelhardt befragt, die die turbulente Zeit aus Sicht des Theaters beschreibt, die sich daraus ergebende Probleme und die Umstrukturierung der Kulturlandschaft.

Der Landkreis Döbeln als Träger hatte das Theater nach der Wende geschlossen, es wurde als neu gegründetes Mittelsächsisches Theater Freiberg-Döbeln wiedererweckt.

Streit um Denkmal sorgte für Aufregung

Eines der aufgegriffenen Themen betrifft das Lessing-Gymnasium direkt. 1994 hatte der Traditions- und Förderverein unter dem Einfluss von Mitgliedern, die die DDR aus politischen Gründen verlassen mussten, einen Gedenkstein für die Schüler und Lehrer aufstellen lassen, die Opfer von Krieg, Unrecht und Willkür wurden. Diskussionen gab es um die Jahreszahl: 1933 bis 1989.

Ein Kritiker sah darin die unzulässige Gleichsetzung von NS-Staat und DDR. Er übermalte und überklebte die Jahreszahlen wiederholt. Er wurde 2010 vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe verurteilt.

Deutschlandweites Aufsehen

Der Fall sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Der damalige Schulleiter Matthias Müller habe „zentnerweise“ Briefe bekommen, die alle aufgehoben wurden, sagte Höhme. Fast 20 Jahre, nachdem das Denkmal aufgestellt wurde, hatten sich auch die Einstellungen des Fördervereins geändert. Die Mitglieder beschlossen 2010, dass die Jahreszahlen entfernt werden. Heute, so Höhme, würde eine solche Inschrift auch von den Schülern nicht mehr akzeptiert.

Der Geschichts-Leistungskurs unter der Tutorin Katrin Niekrawietz hatten sich in der Vergangenheit schon Themen wie den Döbelner Denkmälern und Ereignissen im Zweiten Weltkrieg gewidmet und diese in öffentlichen Vorträgen vorgestellt. Auch für das Wende-Projekt kann sich Schulleiter Micheal Höhme eine Veranstaltung im Döbelner Rathaus vorstellen.