Leisnig. An kaum einer Pflegeeinrichtung ist das Coronavirus bislang spurlos vorüber gegangen. Am 11. Dezember 2020 war ein erster Bewohner positiv getestet worden, wenig später einer der Mitarbeiter. Nur vier Tage vorher hatte Andreas Grün die Leitung des Seniorenzentrums „Waldidyll“ im Ortsteil Paudritzsch übernommen.
Es folgten für alle über die Maßen anstrengende Tage und Wochen. Ohne Hilfe von Bundeswehrsoldatinnen und -soldaten hätte das Mitarbeiterteam die Arbeit wohl weniger gut geschafft. Andreas Grün ist froh über die Unterstützung in der insgesamt schwierigen Zeit.
Etwa die Hälfte der Bewohner und des Personals hätten sich letztlich mit dem Virus infiziert gehabt. In dieser Zeit seien auch die Einschränkungen für die Bewohner deutlich spürbar, sei kaum für mehr als Hygiene und die Versorgung mit Mahlzeiten Zeit gewesen.
Beim Eingewöhnen sind Zugeständnisse möglich
Mittlerweile atmen der Pflegeheimleiter und seine Mitarbeiter ein wenig auf. Fast 99 Prozent der Bewohner haben die nötigen Schutzimpfungen bekommen. Auch von den Beschäftigten seien diejenigen geimpft, die es wollten. Trotzdem bestimmt das Virus noch einen nicht unerheblichen Teil des Alltages in diesem Heim. Anderswo wird es ganz ähnlich sein.
Angehörige dürfen nur zu bestimmten Zeiten und kaum länger als eine halbe Stunde besucht werden. Dafür werden die Bewohner in einen Raum gebracht, von ihren Lieben sind sie durch eine Plexiglasscheibe getrennt. „Eine Ausnahme ist für neue Bewohner während einer Eingewöhnungszeit möglich“, sagt Andreas Grün. In diesem Fall dürften die Angehörigen mit auf die Zimmer.
In jedem Fall ist in größerem Umfang Vorsorge nötig. Jeder, der das Haus betritt, muss sich einem Test unterziehen. Das trifft auf Besucher genauso zu wie auf Therapeuten und das Personal. Auch die Bewohner werden in regelmäßigen Abständen getestet, obwohl sie immunisiert sind. „Das soll uns in die Lage versetzen, wieder ein kleines Stück zur Normalität zurückzukehren“, erklärt Andreas Grün. Dazu gehören Beschäftigungen und kleinere Feiern wie etwa in der Faschingszeit oder anlässlich des Frauentages.
Verständnisvolle Angehörige - das ist nicht die Regel
Dass die Pandemie das beliebte Sommerfest wieder zulässt, darauf will der Leiter der Einrichtung keine allzu großen Hoffnungen machen. An diesem Tag waren immer auch Besichtigungen von Bewohnerzimmern möglich, konnten Interessierte einen kleinen Einblick in den Heimalltag gewinnen.
Auch das ist während der Pandemie schwierig. „Wir versuchen zwar, Zimmer zu zeigen und bezüglich eines Einzuges zu beraten. Aber selbst da müssen entsprechende Corona-Regelungen beachtet werden“, sagt Andreas Grün.
Auch während der Corona-Monate habe es Zuzüge gegeben, meist von Betroffenen, die ihre Angehörigen daheim nicht mehr vorsorgen konnten. „Es ging einfach nicht mehr“, gibt der Heimleiter den Tenor der Angehörigen wieder. Von ihnen hat er mehrfach gehört, dass sie sich um die Gesundheit ihrer Angehörigen im Heim sorgen.

Ängste versucht er, auszuräumen. Dabei verweist er zum einen auf das schon über Monate praktizierte Hygienekonzept sowie darauf, dass die Mitarbeiter schon von Berufs wegen mit Hygiene in den Bereichen Pflege und Betreuung vertraut sind. Das trage einmal mehr zur Sicherheit der Bewohner bei.
In vielen Einrichtungen gibt es im Moment den einen oder anderen freien Platz – anders als noch Anfang 2020, als es für viele Heime Wartelisten gab. Wer sich zum Beispiel über das „Waldidyll“ informieren möchte, kann einfach anrufen und sich beraten lassen oder dafür einen Gesprächstermin vereinbaren. Eine Extra-Hotline wie etwa bei Alloheim in Waldheim gibt es nicht.
Trotz der Corona-Herausforderung gleich an seinen ersten Arbeitstagen hat sich Andreas Grün nach eigener Einschätzung gut in sein neues Tätigkeitsfeld eingearbeitet, viele verständnisvolle Bewohner und Angehörige kennengelernt. Das sei nicht in jeder Einrichtung so.
Gut ausgestattet und viel Natur drumherum
Der 39-Jährige hat Bürokaufmann gelernt, ist aber seit seiner Zivildienstzeit mit Pflege in Berührung bekommen. „Ich hab‘ eigentlich alles gemacht“, sagt er. Verschiedene Stationen muss er deshalb also nicht mehr durchlaufen, um Einblicke zu bekommen.
Baulich hat er eine gut aufgestellte Einrichtung mit teilweise erst neu angebauten Wohnbereichen übernommen. Insgesamt ist Platz für 77 Bewohner. Besonders die Zimmer im „Altbau“ stehen nun auf der Renovierungsliste. Dabei geht es um neue Möbel oder neuen Bodenbelag.
Auch im herrlichen Park soll etwas passieren. Nicht weit vom Besucherparkplatz entfernt befinden sich ein älterer Brunnen und ein Grill. Beides soll wieder hergerichtet, der Grill auch genutzt werden. Die Ruhe genießt Andreas Grün durchaus. „Ich bin Angler“, erklärt der Leipziger. Ein anderes Hobby sei das Reisen.
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