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Gatzemeier verläuft sich auf Leisniger Wanderweg

Als gebürtiger Döbelner hat Thomas Gatzemeier seinen Osterspaziergang entlang der Mulde gemacht. Doch schon an der ersten Weggabelung bog er falsch ab.

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Eine Übersicht über Leisnigs Rundwanderwege gibt es auf einer Fassade, nicht aber in handlichem Format zum Mitnehmen. Den Wanderern fehlt eine Orientierung - und häufig auch noch eine Ausschilderung.
Eine Übersicht über Leisnigs Rundwanderwege gibt es auf einer Fassade, nicht aber in handlichem Format zum Mitnehmen. Den Wanderern fehlt eine Orientierung - und häufig auch noch eine Ausschilderung. © Dietmar Thomas

Leisnig. Es ist ein offenes Geheimnis zumindest in Leisnig: Es gibt zwar schöne und auch recht viele Wanderwege in und um Leisnig. Allerdings lässt deren Zustand an verschiedenen Stellen zu wünschen übrig. Das hat am vergangenen Wochenende auch Thomas Gatzemeier festgestellt.

Der 1954 in Döbeln geborene und jetzt in Leipzig lebende Autor, Bildhauer und Maler ist Ostern an der Mulde entlang spaziert. Das verrät er auf seinem Blog, auf dem er unter anderem „Unentdeckte Wanderwege in Mittelsachsen“ vorstellt. Und dabei verheimlicht er nicht, dass er sich auf dem Weg zwischen Klosterbuch und Leisnig prompt verlaufen hat – bereits an der ersten Weggabelung. Dort habe schlichtweg eine Kennzeichnung gefehlt.

Wandern nur für Insider?

„Der Wanderweg ist so gut wie nicht ausgeschildert“, schreibt Gatzemeier. „Wenn überhaupt, dann sind Schilder mit Rundweg 3 oder Rundweg 4 zu finden“, so der 67-Jährige. „Für Insider des Amtes für Tourismus mag dies genügen“, meint der Leipziger. „Dem gemeinen Wanderer geht es jedoch um Richtung und Ziel.“

Und das fehlt nicht nur an diesem, sondern auch an anderen Wanderwegen: An der einen Stelle sind Inschriften auf den Holzschildern verblichen, an der anderen sind diese kaputt oder teilweise schon abgefallen.

„Sollte die Innovationsfreude überhandnehmen, könnte man ja einen QR-Code an den noch zu konzipierenden Schildern anbringen und eine dazu passende App entwickeln, die auch Sehenswürdigkeiten und gastronomische Ziele enthält“, schlägt Gatzemeier vor.

Seinen „Geheimtipp“ schließt er nach kritischen Anmerkungen aber doch mit einem Lob: „Genug des Tadels. Der Wanderweg von Klosterbuch nach Leisnig ist sehr schön.“

Zustand der Wege vor zwei Jahren dokumentiert

Leisnigs Bürgermeister Tobias Goth (CDU) weiß um die Mankos an den Wanderwegen. Zumindest haben zwei Kollegen aus dem Rathaus den Zustand der Wege im Frühjahr 2020 zu Pandemiebeginn, als die Büros nur mit einem Mitarbeiter besetzt werden sollten, erfasst. Doch das Papier ist geduldig.

Zunächst fehlte das Geld, um neue Schilder anzufertigen oder Bänke zu kaufen. Jetzt scheint die Finanzierung geklärt. Doch damit ist es offenbar nicht getan. „Wir müssten dafür zwei Leute abstellen, die sich nur um die Wanderwege kümmern und auch mit entsprechender Technik ausgestattet sind“, gibt der Bürgermeister zu.

„Das geht schlichtweg nicht.“ Demnach könne der Bauhof nur nach und nach die Defizite aufholen.

Komplexes Thema für neuen Mitarbeiter

Insgesamt brauche es aber auch für die Wanderwege eine Konzeption, findet der Rathauschef. „Eine Analyse des Ist-Zustandes gibt es zwar, aber die ist noch nicht einmal hausintern besprochen.“ Diese später umzusetzen, sieht der Bürgermeister als eine Aufgabe für den neuen Mitarbeiter.

Derzeit sei eine Stelle im Bereich Tourismus, Kultur und Sport ausgeschrieben. Dann sollte auch entschieden werden, wie es mit einer Anlaufstelle für Touristen weitergehen soll. Das Gästeamt hat schon seit Anfang 2020 geschlossen.

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Sei erst einmal wieder eine Grundordnung auf Leisnigs Wanderwegen hergestellt, könne sich Goth gut eine Betreuung der Wege durch ehrenamtliche Wegewarte vorstellen. Das praktizieren zum Beispiel die Städte Roßwein und die Waldheim – und zwar ziemlich erfolgreich.