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Was die Wohnbau mit dem „Weißen Haus“ in Hartha vorhat

Sollen in das Haus an der Nordstraße wirklich Flüchtlinge einziehen, wie gemunkelt wird? Das sagen der Bürgermeister und die Chefin der Wohnbau dazu.

Von Sylvia Jentzsch
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Das Haus an der Nordstraße 60 bis 66 ist leergezogen. Lediglich die Obdachlosenwohnung muss noch ausgeräumt werden. Danach wird das Haus so verriegelt, dass niemand mehr Zutritt hat.
Das Haus an der Nordstraße 60 bis 66 ist leergezogen. Lediglich die Obdachlosenwohnung muss noch ausgeräumt werden. Danach wird das Haus so verriegelt, dass niemand mehr Zutritt hat. © Dietmar Thomas

Hartha. Es wirkt gespenstisch, das große Haus Nordstraße 60 bis 66 – der ehemalige Versuchsbau, der von den Harthaern auch das „Weiße Haus“ genannt wird.

Da nur noch in einer Wohnung Gardinen hängen, wirken die anderen Fenster wie schwarze Löcher.

Und nun sollen, so wird in Hartha erzählt, dort Flüchtlinge einziehen. „Dem ist nicht so“, versichern Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) und die Geschäftsführerin der Wohnbau Hartha Barbara Müller.

Das Haus wird abgerissen, alle notwendigen Leitungen sind schon gekappt. „Wir haben den Block bewusst leer gezogen. Er steht schon seit den 1990-er Jahren laut dem Stadtentwicklungskonzept auf der Abrissliste“, sagte Barbara Müller.

Im Herbst vergangenen Jahres sind die letzten Mieter ausgezogen. Die Wohnung, in der noch Gardinen am Fenster hängen, ist die Obdachlosenwohnung. „Die Mitarbeiter des Bauhofes haben es bisher noch nicht geschafft, die Möbel in die künftige Unterkunft für Obdachlose an der Flemmingener Straße 18 zu bringen“, so Barbara Müller.

Das sollte in der nächsten Zeit passieren. Es komme auch in Hartha immer wieder vor, dass jemand obdachlos sei. Dann biete die Stadt eine Unterkunft, so Müller.

Sanierungsstau ist zu groß

Ist die Obdachlosenwohnung geräumt soll das „Weiße Haus“ so verschlossen werden, dass es niemand mehr betreten kann. „Es wird immer wieder beobachtet, dass sich Unbefugte im Haus aufhalten. Das wollen wir künftig unterbinden“, so die Geschäftsführerin der Wohnbau.

„Der Sanierungsstau des Gebäudes war einfach zu hoch. Die Versorgungsleitungen hätten alle erneuert werden müssen. Das trifft vor allem auf die Strom- und die Warmwasserleitung zu“, sagte Barbara Müller. Die Warmwasserversorgung sei problematisch gewesen, weil das Rohr nur noch einen geringen Durchlauf hat.

„Es war nicht mehr wirtschaftlich, den Wohnblock mit seinen 40 Mieteinheiten zu halten“, so die Geschäftsführerin. Die Reparatur- und die Betriebskosten seien zu hoch gewesen. Denn die Wohnbau muss, wie alle anderen Vermieter, auch für die leerstehenden Wohnungen die Grundgebühren für Wasser- und Abwasser, Strom, Heizung und die Grundsteuer zahlen.

Deshalb habe der Aufsichtsrat der Wohnbau einstimmig den Abriss des Hauses beschlossen, bestätigt der Bürgermeister. Er spricht von einer strategischen Entwicklung. Denn auch in Zukunft müsse bei der derzeitigen Entwicklung der Einwohnerzahlen damit gerechnet werden, dass vorhandene Wohnungen nicht genutzt, Häuser abgerissen werden müssen.

Termin für Abriss noch nicht bekannt

Im Jahr 2020 waren von den 40 Wohnungen noch 17 vermietet und 23 standen bereits leer. Anfang vergangenen Jahres waren noch 13 Wohnungen vermietet. Die verbliebenen Mieter haben eine Kündigung mit einer Frist von bis zu neun Monaten erhalten. Die Wohnbau Hartha hat allen eine Wohnung aus ihrem Bestand angeboten. Die meisten nutzten dieses Angebot.

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Wann der Wohnblock abgerissen wird, steht noch nicht fest. Das hängt davon ab, wann Fördergeld fließt. Dafür müsse das Stadtentwicklungskonzept (Insek) für Hartha erst einmal aktualisiert werden.

„Ich hoffe, dass dieses Konzept dieses Jahr fortgeschrieben werden kann. Erst dann können wir einen Förderantrag für den Abriss des Hauses stellen. Ohne finanzielle Unterstützung kann die Wohnbau den Abriss des Objektes nicht stemmen“, sagte Barbara Müller.

Versuchsbau für neue Bautechnology

Der sogenannte Versuchsbau wurde 1975 in einer besonderen Bauweise errichtet. Dabei soll es sich um eine tragende Konstruktion, eine Art Skelett, gehandelt haben.

Außerdem erhielt der Wohnblock eine Außendämmung, ähnlich einem Wellblech. Da der Block gegenüber den grauen Neubauten durch seine sehr helle Farbgebung hervorstach, wurde auch vom „Weißen Haus“ von Hartha gesprochen.

Die „Wellblech“-Dämmung wurde später entfernt, das Gebäude neu gedämmt. Auch innen änderte sich nach der Wende so manches. So wurde unter anderem eine Heizung eingebaut. Zuvor waren das Bad und die Küche mit einem Gamat beheizt worden, die Stube und das Kinderzimmer hatten einen Ofen.