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Polizei: Schildertausch ist grober Unfug

Am Sonntag lag Hartha bei Kriebstein und Kriebethal begann am Ortausgang der Froschstadt. Manche fanden es lustig, andere nicht.

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Seit wann hat Hartha eine Burg? Wahrscheinlich in der Nacht zu Sonntag sind die Ortseingangsschilder von Hartha und Kriebethal vertauscht worden.
Seit wann hat Hartha eine Burg? Wahrscheinlich in der Nacht zu Sonntag sind die Ortseingangsschilder von Hartha und Kriebethal vertauscht worden. © Erik-Holm Langhof

Von Elke Braun und Sylvia Jentzsch

Hartha/Kriebstein. Eine ehemalige Harthaerin traute am Sonntag ihren Augen nicht. Sie besuchte die Burg Kriebstein. Beim nach Hausefahren drehte sie sich beim Abschied noch einmal um und entdeckte unterhalb der Burg das Ortseingangsschild von Hartha.

„Das war für mich erst total verwirrend. Dann habe ich es doch irgendwie lustig gefunden“, sagte die Harthaerin, die jetzt in Baden-Württemberg zu Hause ist. „Sicher handelt es sich um eine Mutprobe. So nach dem Motto, wer traut sich die Schilder umzuhängen und ohne dabei gesehen zu werden.“

Nachdem sie dieses Verwirrspiel entdeckte, informierte sie gleich einen Radiosender über den Schilderstreich. Denn nicht nur in Kriebstein war das Schild ausgetauscht worden. Am Ortseingang von Hartha aus Richtung Waldheim kommend, stand das Schild von Kriebstein.

Aus Hartha in Richtung Waldheim kommend, stand als Ortsausgang das Schild von Kriebethal.
Aus Hartha in Richtung Waldheim kommend, stand als Ortsausgang das Schild von Kriebethal. © Dietmar Thomas

Heimliche Gebietserweiterung?

Das findet Harthas Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) nicht lustig. Auch wenn er noch am Sonntagabend eine Whats App-Nachricht mit einem Foto und der Frage nach einer heimlichen Gebietserweiterung auf sein Smartphone erhielt. „Was hier passiert ist, ist wirklich ärgerlich.

Um alles wieder in Ordnung zu bringen, werden Arbeitskräfte gebunden“, so Kunze. Er ist froh, dass die Schilder bei der Aktion nicht zerstört worden sind, sodass sich der Rücktausch einfach gestaltete.

Der Einsatz der Mitarbeiter der Kommune seien das eine, die Verkehrssicherheit eine andere. „In der Zeit, in der die Schilder umgehangen werden, fehlt der Hinweis auf den Ortseingang“, so Kunze.

Die Kraftfahrer müssen dann ihre Geschwindigkeit nicht auf 50 Kilometer in der Stunde herunterbremsen. Gerade auf der Straße am Ortseingang von Hartha ist das wichtig, weil sich in der Nähe eine Kindereinrichtung befindet.

Hier werde seiner Meinung nach von den Schildertauschern vorsätzlich in Kauf genommen, dass etwas passiert. Hinzu kommt, dass nicht nur Einheimische verwirrt sind, wenn sie die falschen Schilder sehen und damit auch vom Verkehrsgeschehen abgelenkt werden.

Keine Chance für Spätaufsteher

Auch Michael Fuhse vom Bauamt der Gemeinde Kriebstein ärgert sich über den Schildertausch. „Anwohner haben uns am Sonntag darüber informiert, dass unterhalb der Burg das falsche Ortseingangsschild steht“, sagte er auf Anfrage. Offenbar seien die Schilder in der Nacht zum Sonntag vertauscht worden.

Bereits in den frühen Morgenstunden des Montags sei der korrekte Zustand wieder hergestellt worden.

Der Kriebsteiner Bauhof war schnell. Am Montagmorgen war das falsche Schild bereits verschwunden.
Der Kriebsteiner Bauhof war schnell. Am Montagmorgen war das falsche Schild bereits verschwunden. © Dietmar Thomas

Tauschaktion schlägt Wellen

„Die ‚Tauschaktion‘ um die Ortseingangsschilder, die derzeit einige Wellen schlägt, ist uns nach einem Bürgerhinweis am Sonntagabend, gegen 19.30 Uhr, bekannt geworden“, teilte der stellvertretende Sprecher der Polizeidirektion Chemnitz Andrzej Rydzik auf Anfrage von sächsische.de mit.

Kollegen hätten die vertauschten Schilder auch vor Ort gesehen und den Tausch bestätigt. „Unsererseits wurden die Stadt Hartha und die Gemeinde Kriebstein informiert und um Korrektur der Beschilderung gebeten“, so Andrzej Rydzik.Sächsische.de fragte nach, wie der „Schildertausch“ rechtlich einzuordnen ist.

Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr?

„Der Tatbestand des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ist nicht gegeben, da die Ortseingangsschilder in beiden Kommunen nicht fehlten“, so der stellvertretende Pressesprecher.

Selbst für ortsfremde Verkehrsteilnehmer sei somit ersichtlich, dass sie eine geschlossene Ortschaft, in der eine Geschwindigkeit von 50 Kilometern in der Stunde vorgeschrieben ist, befahren. Dabei sei es unerheblich, ob die Ortschaft mit „Hartha“ oder „Kriebstein“ ausgewiesen ist.

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„Auch Diebstahlsdelikte oder Sachbeschädigungen sind nicht gegeben. Wenn überhaupt, ist die ‚Tauschaktion‘ um die Ortseingangsschilder als grober Unfug zu werten.“

Auf Harthaer Flur wurden außerdem Leitpfosten entlang der Straße in Richtung Waldheim herausgerissen.