Hartha. Es knallt immer wieder: Erst in der vergangenen Woche wurde bei einem Unfall auf der Harthaer Umgehungsstraße (S36) am Abzweig nach Aschershain eine Frau schwer verletzt. Keine Seltenheit, denn schon seit Jahren kracht es an der Problemkreuzung immer wieder. Doch warum?
Eine Frage, der sich Sächsische.de bereits im Jahr 2018 nachgegangen ist. Denn da wurde die Kreuzung nach einigen – zum Teil schweren – Unfällen als „gefährlicher Knotenpunkt“ eingestuft. „Nachdem sich im Jahr 2018 das Unfallgeschehen erhöhte, wurden Sofortmaßnahmen zur Verhinderung von weiteren Unfällen vorgenommen“, teilt Landkreis-Sprecher André Kaiser mit.
Fehlen Stoppschilder aus Richtung Hartha Stadtzentrum?
So seien auf der Aschershainer Straße sowohl aus dem Stadtzentrum heraus, als auch aus Richtung Aschershain eine zusätzliche Ankündigung der Vorfahrtsbeschilderung angebracht worden.
Zudem sei auf der Staatsstraße ein Schild mit der Aufschrift „Unfallgefahr“ in beiden Richtungen angebracht worden. Mit der Einstufung als „gefährlicher Knotenpunkt“ erhielt die Kreuzung 2018 auch erstmals aus Richtung Aschershain Stoppschilder und eine Haltelinie.
Anders als vorher müssen sie nun vor der Weiterfahrt stoppen. Wenn Autofahrer aus dem Stadtzentrum kommen, blieben die Regelung jedoch nahezu unverändert. Dort reicht es, Vorfahrt zu gewähren, auch ohne anzuhalten. Ein Fehler?
Harthaer Unfallkreuzung: Elf Unfälle, vier davon schwer
Seit dem Jahr 2015 beläuft sich die Zahl der Unfälle auf der Harthaer Problemkreuzung auf insgesamt elf. Bei vier davon kamen Personen körperlich schwer zu schaden. Und durch die Missachtung genau dieser Vorfahrtsberechtigung ereignete sich auch der Unfall am 20. Januar diesen Jahres.
Ein 29-jähriger BMW-Fahrer war auf der Aschershainer Straße stadtauswärts unterwegs und übersah dabei einen vorfahrtsberechtigen 50-jährigen Seat-Fahrer, der auf der S36 unterwegs war. Mitten auf der Kreuzung kam es bei Dunkelheit zur Kollision.

Doch auch dieser Unfall reicht zunächst nicht, um noch härtere Maßnahmen vor Ort einzuführen, wie Landkreis-Sprecher André Kaiser auf Anfrage mitteilt. „Die Umsetzung dieser Maßnahmen erfolgte im November 2018, seitdem ist ein rückläufiges Unfallaufkommen zu verzeichnen.
Weitere Maßnahmen sowie der derzeitige Bestand am Knotenpunkt werden im Rahmen der Verkehrsschau beurteilt.“ Die Kreuzung stehe ihm zufolge deshalb auch weiterhin unter Beobachtung.
Hilft ein Blitzer oder ein Kreisverkehr?
Ob durch die Errichtung eines Kreisverkehrs oder eines Blitzers das Unfallgeschehen vor Ort vermindert werden könnte, wie es einige Verkehrsteilnehmer empfehlen, wollte Kaiser nicht vorhersagen.
In dem sozialen Netzwerk Facebook ist sich ein Autofahrer sicher: „Aus Richtung Aschershain kann man die Umgehungsstraße wunderbar überblicken. Aus Hartha kommend sieht man die Autos sehr spät. Da steht das Stoppschild auf der falschen Seite.“ Mit dieser Auffassung ist er nicht der Einzige.
Kreissprecher André Kaiser kann auf Anfrage nur mitteilen, dass die letzte Verkehrsschau im August 2019 erfolgte. „Dabei wurde die Umgehungsstraße von der kommunalen zur Staatsstraße S36 aufgestuft“, so der Sprecher.
„Da sich seit 2020 wieder ein leicht erhöhtes Unfallgeschehen abzeichnet, werden zur nächsten Verkehrsschau alle erforderlichen verkehrsrechtlichen Maßnahmen geprüft und bewertet.“
Harthas Bürgermeister Ronald Kunze für Kreisverkehr
Dann kann die Expertenkommission vor Ort über Möglichkeiten zur Unfallreduzierung beraten. Wann diese durchgeführt wird, steht derzeit noch nicht fest. Harthas Bürgermeister Ronald Kunze (parteilos) fordert immer wieder, sich die Kreuzung bei Verkehrsschauen genau anzuschauen.
„Der Wunsch nach Verbesserung ist definitiv da, doch wir müssen uns an die rechtlichen Bedingungen halten“, sagt der Bürgermeister. Doch einen Blitzer lehnt er grundsätzlich an dieser Stelle ab. „Hier geht es nicht darum, die Autofahrer mit Bußgeldern zu bestrafen, sondern vor allem darum, die Sicherheit von Autofahrern und Fußgängern zu sichern.“
Deshalb favorisiere er den Bau eines Kreisverkehrs, wie am Harthaer Kreuz. Dort haben die Stadt und der Landkreis gute Erfahrungen gemacht und „das Unfallgeschehen ist spürbar zurückgegangen“.
Vor allem für Schüler, die die Kreuzung nach Aschershain ebenfalls verwenden, wäre ein Kreisverkehr zumindest eine sicherere Variante als bislang. „Doch wenn wir über Veränderung reden, dann wäre der Bau eines Radweges gleich das nächste Thema auf dieser Kreisstraße.“
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