Leisnig will über Völkische Siedler aufklären

Nichts gegen die Bewegung der völkischen Siedler zu tun, hält Sophie Spitzner für den falschen Weg. Sie arbeitet beim Kulturbüro Sachsen, das jetzt die Broschüre „Monitorium Rechts“ herausgab (wir berichteten).
Vorher war sie lange Zeit für den Verein „Treibhaus“ in Döbeln tätig und setzte sich dort bereits mit Neonazis und anderen extrem rechten Bewegungen auseinander. Dass diese von Völkischen Siedlern nachgezogen werden, befürchten auch engagierte Leisniger.
Von Ferne betrachtet der nette Großstädter
Völkische Siedler lassen sich zunehmend in ländlichen Regionen nieder. Seit 2018 auch in und um Leisnig. Dem Netzwerkaufbau folgt in aller Regel das Einbringen in die Gesellschaft. „Aus der Ferne betrachtet, machen sie eher den Eindruck von ökologisch Interessierten, die aus der Großstadt geflohen sind“, beschreibt das Redaktionsteam des Kulturbüros.
Tatsächlich seien die Familien der Völkischen Siedler fest verwurzelt in einem rassistischen, sozialdarwinistischen und antisemitischen Weltbild.

In Leisnig sind Anhänger der Bewegung zu Jahresbeginn bei Demonstrationen gegen die damals geltenden Corona-Maßnahmen aufgefallen. Nicht zuletzt deshalb, weil sie als Redner aufgetreten sind.
Einige Stadträte forderten daraufhin, dass sich Leisnig gegen diese Bewegung stellt. Handlungsempfehlungen holten sich die Stadträte im Frühsommer von Vertretern des Kulturbüros Sachsen und des Landratsamtes Mittelsachsen ein.
Leisnigs Bürgermeister Tobias Goth (CDU) kündigt nun an, dass die Verwaltung die in der vergangenen Woche erschienene Broschüre „Monitorium Rechts“ bestellen und in der Infothek im Rathausfoyer sowie in verschiedenen anderen Anlaufstellen der Verwaltung auslegen will.
Damit setzt die Kommune um, was der Rathauschef vor der Sommerpause angekündigt hat: die Leisniger über die Bewegung, die sich vor allem in den Ortsteilen auszubreiten versucht, aufzuklären.
Die ersten Plakate wurden gestohlen
Ein Tipp war, nicht tatenlos zuzusehen. Mittlerweile hängen an zwei Gebäuden am Marktplatz Plakate mit folgendem Inhalt „Gemeinschaft heißt für uns Respekt, Solidarität, Vielfalt“. Nachdem die ersten gestohlen worden sind, hat die Kommune mehrere nachgekauft. Die dritte Garnitur soll noch direkt auf dem Markt an einem Gerüst befestigt werden.
Die Plakataktion ist von einem Bündnis ausgegangen, das sich als Folge der Montagsdemos in Leisnig zusammengefunden hat. Dieses Bündnis sieht Sophie Spitzner „als einen guten Schritt“, sich gegen die Siedlerbewegung zu positionieren. Die von der Stadt geplante Aufklärung und Information sei ein anderer.
Lokale Strategie entwickeln
Sie rät als Nächstes zu einem lokalen Konzept der Zivilgesellschaft. Vertreter der Stadtverwaltung und der Einwohnerschaft sollten aus ihrer Sicht gemeinsam überlegen, was sie der Ideologie der Völkischen Siedler entgegenhalten und wie sie das tun wollen.
Dass da ein wenig Angst im Spiel sein kann und bei manchen Akteuren auch ist, kann Sophie Spitzner nachvollziehen. „Angst ist nicht unbegründet“, so ihre Einschätzung. Deswegen müssten diejenigen, die ein anderes, ein vielfältiges, demokratisches, nicht antisemitisch eingestelltes Leisnig wollen, gestärkt und unterstützt werden“, sagt sie.