Leisnig. Auf dem Lindenplatz haben sich die Leisniger vor mehr als 100 Jahren ihren Nachbarn in der aufstrebenden Kleinstadt gezeigt, sind flaniert. Historische Aufnahmen belegen das. Eine derartige Bedeutung wird das Gelände zwischen Altstadt und dem jüngeren Leisnig wohl nie wieder bekommen, aber ein netter Eingang ins Zentrum der Stadt ist der Platz nach seiner Sanierung auf jeden Fall.
„Schön geworden“, das war die einhellige Meinung der wenigen Gäste, die sich coronabedingt zur offiziellen Freigabe am Mittwochvormittag am Ende des Platzes eingefunden haben.
So völlig sang- und klanglos ging die dann aber doch nicht über die Bühne: Altbürgermeister Heiner Stephan, der Anwohner ist und nur Gutes über das Zusammenspiel mit den Handwerkern zu berichten weiß, durfte das erste Altglas in den neuen Unterflurcontainer werfen.
Altglas verschwindet in der Erde
Der Sammelplatz ist umgezogen, befindet sich jetzt direkt neben der Zisterne. Die wird von Regenwasser gespeist und soll für die Bewässerung des Grüns auf dem Platz herhalten – im Ernstfall auch für die Löschwasserversorgung.
An diesen Eckbereich schließen sich aufseiten der Wohnhäuser einige Parkplätze an. Die ersetzen die Flächen, die auf der gegenüberliegenden Seite weggefallen sind. Stattdessen haben die Bauarbeiter mehrere Kurzzeitparkplätze für Eltern eingerichtet, die ihre Kinder zur Schule bringen und nur kurz aussteigen lassen. Diese befinden sich unmittelbar vor der Grundschultür. Dort soll künftig auch der Haupteingang sein.
Statt von vier Seiten ist der Lindenplatz jetzt nur noch aus Richtung Poststraße sowie von der Chemnitzer Straße aus anzufahren, und über die letztgenannte Einfahrt zwischen ehemaliger Hundert (heute Büro des Hospizvereins Lebenszeit) und der Postmeilensäule wieder zu verlassen. Die Einfahrt am Reisebüro entfällt.
Auch die Einfahrt über die Karl-Wagler-Straße ist nicht mehr möglich. Diese ist nun auch im letzten Stück nicht mehr in beide Richtungen befahrbar. Die neuen Regelungen sind entsprechend ausgeschildert.
Firmenchef hat die Arbeitsstunden mal gezählt
Über das Aussehen des neuen Lindenplatzes hatten die Stadträte zusammen mit Anwohnern lange Zeit diskutiert. Die Umsetzung der Pläne unter Corona-Bedingungen – eine neue Herausforderung für Bauleute und -herren – hat rund ein dreiviertel Jahr gedauert.
Insgesamt 5.000 Arbeitsstunden, so hat Unternehmer Gerd Andrä nachgerechnet, haben die Handwerker der Leisniger Straßenbaufirma Andrä auf dem Lindenplatz verbracht, um die Pläne umzusetzen. Eine Idee, die innenliegende Straße in Form einer Acht anzulegen, wurde sogar noch relativ kurzfristig realisiert.
Eine Einweihung des Platzes soll im Frühjahr nachgeholt werden – sofern es die Corona-Schutzvorkehrungen zulassen. Immerhin wurde rund eine Million Euro verbaut. Bis dahin dürfte auch die Erinnerung an Ernst Thälmann zurückgekehrt sein. Das Denkmal musste dem Tiefbau weichen und wird umgestaltet. Eine der neu gepflanzten Linden ist Sigismund Reschke, einem früheren Bürgermeister und Namensgeber der Grundschule, gewidmet.
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