Leisnig. Menschliches Versagen hat am Sonnabendvormittag dazu geführt, dass eine Regionalbahn der Mitteldeutschen Regiobahn (MRB) und ein Fahrzeug der Entsorgungsgesellschaft Döbeln (EGD) auf dem Bahnübergang Fabrikstraße im Leisniger Ortsteil Tragnitz zusammengestoßen sind.
Das Müllfahrzeug stand auf den Gleisen, als sich der Triebwagen näherte. Der Fahrer hatte einen Blackout – „eine Art Aussetzer“, sagte sein Chef Steffen Hartl am Montag. Sonst stünden die zu leerenden Mülltonen einige Meter vom Bahnübergang entfernt und dort hielten dann für gewöhnlich auch die Fahrzeuge, so der EGD-Geschäftsführer.
Er hatte noch am Wochenende mit dem 37 Jahre alten Unfallfahrer und seinem verletzten Beifahrer (54) in telefonischem Kontakt gestanden. Der Beifahrer habe sich unter anderem kleinere Prellungen zugezogen. Zurück im Dienst waren beide Männer am Montag aber nicht. „Sie haben planmäßig Urlaub.“
Wegen Blackout beim Fahrer: Müllauto im Gleis
Betriebliche Konsequenzen gebe es keine. Der Fahrer sei zwar erst seit ungefähr einem Jahr für den Dienstleister tätig, habe an sich aber schon zehn, zwölf Jahre Erfahrung in dem Beruf. „Er ist ein guter Fahrer“, bescheinigt Steffen Hartl. Trotzdem laufen nun Ermittlungen gegen den 37-Jährigen, und zwar wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.
Dieser musste für die Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät zeitweise eingestellt werden. Nach zehn Stunden konnte die MRB den Verkehr auf der Strecke Leipzig-Döbeln wieder aufnehmen. Seitdem „wird der Bahnübergang mit zwei Bahnübergangsposten gesichert“, teilte eine Sprecherin der DB auf Anfrage mit.
Die Posten stünden mit dem Fahrdienstleiter in Verbindung und würden durch ihn über einen nahenden Zug informiert. Umgekehrt melden die Posten, wenn die Regionalbahn den Übergang passiert hat. Dann nehmen sie auch die Absperrung wieder weg.

Zum Aufenthalt der Sicherungsposten hat ihnen die Bahn eine Art Baucontainer und ein Toilettenhäuschen an die Fabrikstraße gestellt. Immerhin verkehrt in der Woche ab frühmorgens bis in die späten Abendstunden stündlich ein Zug in Richtung Leipzig und in Richtung Döbeln, am Wochenende im Zwei-Stunden-Takt. In diesen Zeiten müssen die Posten sozusagen auf Abruf auf ihrem Posten sein und den Bahnübergang für Fahrzeuge sperren.
Wann die automatische Sicherungstechnik repariert werden kann, vermag die Bahnsprecherin gegenwärtig nicht zu sagen. „Aktuell laufen die Aufnahmen zur Leistungsermittlung und Angebotseinholung für die Schadensbeseitigung.“ Ziel sei, die Funktionsfähigkeit der Anlage „zeitnah wieder herzustellen“.
Die Polizei hat den am Sonnabend bei dem Unfall entstandenen Sachschaden auf mehr als 50.000 Euro geschätzt. Welcher Anteil davon auf die Sicherungsanlagen entfällt, wird der Bahn zufolge im Moment zusammengestellt.
Gutachter schaut sich das Unfallauto an
Auch EGD-Chef Hartl kann den am Müllentsorgungsfahrzeug entstandenen Schaden noch nicht beziffern. Im Laufe der Woche werde sich ein Gutachter das Auto anschauen. Dessen Urteil entscheide darüber, ob sich eine Reparatur lohnt oder der Schrottplatz die letzte Adresse ist. In diesem Fall müsse das Unternehmen über eine Neuanschaffung nachdenken: 240.000 Euro kostet so ein mit jeder Menge Hightech ausgestattetes Fahrzeug.
Der Müll, der am Sonnabend nach dem Unfall in Tragnitz im Raum Leisnig stehengeblieben ist, den haben die EGD-Mitarbeiter am Montag nachberäumt oder erledigen dies heute.
Wie Steffen Hartl sagt, ist zusätzlich zu diesem Fahrzeug noch ein weiteres ausgefallen. Dafür hat der Entsorger ein Ersatzfahrzeug gemietet, das dann die Touren abfährt. Insgesamt sagt Steffen Hartl: „Die kommunale Müllentsorgung ist gesichert.“
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