Roßwein: Behindertenbeirat gibt auf

Roßwein. Eigentlich wollte der Vorstand die Auflösung des Behindertenrates selbst bekanntgeben. Nun ist Friedrich Brixi, ehemaliger Vorsitzender des Gremiums, vorgeprescht. Im Zukunftsforum am Mittwoch informierte er Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) und die in dieser Runde Engagierten darüber, dass sich der Beirat aufgelöst hat.
Nur er sei gegen diesen Schritt gewesen, sagte Brixi. Zugleich bot er an, für ein ähnliches Gremium zur Verfügung zu stehen – allerdings nicht an der Spitze. Dafür fühle er sich gesundheitlich nicht mehr fit genug, erklärte der Rentner. Auch Reinhard Bär wolle unter neuer Leitung in einem Behindertenbeirat mitarbeiten, kündigte er an.
Ringen über Jahre hat Ehrenamtliche ausgelaugt
Kerstin Bauer, die zum Vorstand des bisherigen Behindertenbeirates gehört hat, sieht nichts, was gegen eine Neugründung des Gremiums spricht. Im Gegenteil. Die Arbeit hält sie nach wie vor für notwendig, damit jemand auf die Dinge schaut, die für Menschen wichtig sind, die mit Einschränkungen leben müssen. Dabei geht es nicht ausschließlich um die Belange Behinderter, sondern um gleiche Möglichkeiten für alle.
Kerstin Bauer gibt zu, das ihr und den übrigen Mitgliedern der Schritt der Auflösung des Rates nicht leicht gefallen sei. „Wir haben mehrfach darüber diskutiert und auch überlegt, welche Möglichkeiten es gibt, weiterzumachen“, sagte sie.
Ausgebrannt habe den Vorstand zuletzt der bislang vergebliche Kampf, an der neu ausgebauten Döbelner Straße Zustände herzustellen, die gesetzeskonform sind. 15 Termine hätten die Ehrenamtlichen mit Vertretern bis hin zur Staatsregierung wahrgenommen. Ihr Eindruck am Ende: „Es interessiert einfach niemanden.“ Sichtbares Zeichen dafür sei, dass der fehlerhafte Gehweg vier Jahre nach der Fertigstellung immer noch so ist.
Mehr Unterstützung bei Abrechnungen gewünscht
Nicht nur in diesem Punkt habe sich der Beirat mehr Unterstützung durch die Kommune gewünscht. Dies treffe auch auf die Beantragung und Abrechnung von Geld aus der Bürgerstiftung „Wir für Sachsen“ zu. Das sei ein wichtiges Arbeitsfeld gewesen, auf dem sich die Ehrenamtlichen aber zuletzt weitgehend alleingelassen fühlten.
Bei diesem Projekt hatten die Beiratsmitglieder Schülern mit verschiedenen Hilfsmitteln veranschaulicht, wie Blinde im Alltag zurechtkommen. Anliegen war, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen.

Nicht zuletzt nennt Kerstin Bauer noch personelle Gründe, die eine Rolle gespielt hätten. Zum einen habe die Zusammenarbeit Beirat-Kommune an Qualität verloren: Beate Richter sei aus der Verwaltung ausgeschieden. Sie sei ein Bindeglied gewesen, das in der bewährten Form nicht habe ersetzt werden können. Und auch im Vorstand des Beirates habe der Austritt und Wegzug von Thomas Gruner eine Lücke hinterlassen, die nicht zu füllen war.
Der Mitte der 1990er-Jahre in Roßwein gegründete Behindertenbeirat war ein Gremium, das es in keiner anderen Stadt im Altkreis Döbeln gab. Die Mitglieder wurden bei Bauprojekten einbezogen und haben zum Beispiel erwirkt, dass es einen barrierefreien Zugang ins Stadtbad gibt und dort seit langem auch einen Lift, mit dessen Hilfe Menschen mit Einschränkungen ins Schwimmbecken gelangen.