Roßwein. Wenn Ilona John von Frühjahr bis Spätherbst in ihren Pflegerabatten an der Mittelstraße arbeitet, dann schaut sie ab und an durchaus mit skeptischem Blick auf die Seite gegenüber. Dort fristet ein wahrscheinlich einmal schmuckes Eckgebäude ein wirklich trauriges Dasein: die ehemalige Destille.
Ilona John schaut, ob noch alle Ziegel auf dem Dach sind oder Teile des maroden Putzes auf der Fahrbahn liegen. In jedem Fall würde die Roßweinerin, die für ihre Hilfsbereitschaft bekannt ist, die „Trümmer“ erst einmal zusammenkehren. Unmittelbar am Haus hat die Kommune die Straße schon abgesperrt, damit Personen oder Fahrzeuge nicht zu Schaden kommen.
Die längste Zeit hat sich die Verwaltung jetzt um solche Sicherungen kümmern müssen. Das Eckhaus wird abgerissen. „Wir bereiten gerade die Ausschreibung der Aufträge vor“, sagt Matthias Lange, der stellvertretende Bauamtsleiter der Stadt Roßwein. Geplant seien zwei Bauabschnitte: der eigentliche Abbruch und anschließend die Gestaltung des Geländes.
Alte oder neue Mauer?
Dabei gibt es sowohl bei dem einen als auch bei dem anderen noch Details, die mit einem Fragezeichen verbunden seien. Auf der Freifläche sollen Parkplätze entstehen – „eingerahmt“ von einer Mauer. Damit soll der Charakter dieser Ecke und des Straßenzuges erhalten werden.
Vom Zustand der jetzigen alten Gebäudemauer macht es die Bauverwaltung abhängig, ob diese im unteren Bereich stehenbleiben und aufgearbeitet werden können. „Das müssen wir im Verlauf der Arbeiten sehen“, so Matthias Lange. Falle diese Option weg, entstehe eine neue Mauer als optische Abgrenzung.
Für die Kommune ist dies ein Zugeständnis an den Denkmalschutz, der auf dem Haus liegt. Von der Liste der denkmalgeschützten Gebäude wird die Destille nun aber heruntergenommen. Der Weg dorthin war ein wirklich langer, weiß Lange. Denn die Denkmalschützer hatten um dieses Objekt „gekämpft“.
Wiederaufbau ist nicht zu finanzieren
Eine von der Behörde in Auftrag gegebene Studie besagte noch 2017, dass der Erhalt des Gebäudes wirtschaftlicher ist als ein Abriss. Das hat die Kommune erst mit einem Gutachten widerlegen müssen. Zwischenzeitlich waren schon Decken in dem Haus eingebrochen.
Den Abriss, so ist der Plan, sollen die Stadträte in ihrer Sitzung am 25. März vergeben. Matthias Lange geht davon aus, dass die Arbeiten dann nach Ostern starten können. Während es für den Abbruch keine Zuschüsse gibt, rechnet die Kommune für die Gestaltung der Freifläche mit einer Zweidrittel-Förderung.
Eigentlich sollte das Haus schon bis zum Schul- und Heimatfest 2020 verschwunden sein. Doch das war angesichts der Hürden, die die Verwaltung bewältigen musste, nicht zu schaffen. Nun drängt nichts mehr. Denn das nächste Fest dieser Art wird erst 2025 gefeiert.
Das Haus Querstraße 17 war einst als Destillation und Weinhandlung bekannt. Manche kennen einige der Räume vielleicht noch als sogenannte Probierstube. Größere Anschaffungen waren später möglich, als es in einer Konsum-Verkaufsstelle dort Fahrräder, Motorräder, Mopeds oder auch Öfen gab.
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