Roßwein. In 30 Minuten eine Geschichte hören, musizieren, gemeinsam beten und danach noch bei Tee und Würstchen plaudern – so in etwa sieht der Vormittag derjenigen aus, die am Sonntag bei der ersten Familienkirche dabei sind. Dazu lädt Pfarrer Heiko Jadatz im Namen des gesamten Vorbereitungsteams in die Winterkirche ein. Mit diesem neuen Angebot sollen junge Familien angesprochen werden. „Form und Inhalt sind auf sie ausgerichtet“, so Jadatz.
Wie er sagt, werden Christenlehre, Kinderkreis und Kurrende in der Woche sehr gut angenommen. „Unser Anliegen ist nun, den Kindern auch ein Angebot an einem Sonntagvormittag zu machen“, erklärt der Pfarrer die Intension.
Bibelgeschichten werden gespielt
Eine Erfindung der Roßweiner Kirchgemeinde ist die Familienkirche nicht. Die Idee dazu kommt von der Gemeindepädagogin und Helfern der Friedenskirchgemeinde Radebeul. Als Annegret Fischer, die frühere Pfarrerin von Marbach im Striegistal, die Pfarrstelle dort vor rund fünf Jahren übernommen hat, gab es die Familienkirche schon. Sie sei wirklich gut angenommen worden. Unter Corona-Bedingungen allerdings sei es schwierig gewesen, das Angebot aufrechtzuerhalten.
Doch wie sieht eine Familienkirche eigentlich aus? Angelehnt an die „Sendung mit der Maus“ ist an diesen besonderen Sonntagen genau 30 Minuten Zeit: für gemeinsames Singen, ein kurzes Gebet und vor allem das Erzählen einer biblischen Geschichte. Diese wird vorgelesen, von Erwachsenen aber genauso als eine Art Laienspiel präsentiert. Wenn es möglich ist, sitzen die Kinder ganz nah bei den Darstellern, fühlen sich fast in die Handlung eingebunden.
Jeden Monat wird das so praktiziert. Sicher, gibt die Pfarrerin zu, das sei mit reichlich Aufwand verbunden. Aber in Radebeul habe sich eben auch eine Gruppe Erwachsener gefunden, denen diese Aufführungen Spaß bereiten.
Der Seele Gutes tun
Und auch den Besuchern gefällt es. Annegret Fischer sieht in diesen Gottesdiensten häufiger Rentner sitzen, die die kindgerechte Aufbereitung der biblischen Geschichten eher anspricht, als manche Predigt bei herkömmlichen Gottesdiensten. Weshalb das so ist, erklärt sich die Pfarrerin damit, dass „Bibelgeschichten Seelengeschichten sind und erklärt wird, was steckt dahinter und was tröstet in dieser Situation“.
Als eine Art Seelentrost bezeichnet Annegret Fischer auch das Kirchencafè, das es im Nachgang der Familienkirche stets gibt. Da könne die Gemeinde zusammensitzen, sich austauschen. „Dies und die Familienkirche ergänzen sich prima“, findet die Pfarrerin.
Gedacht sei das Angebot als Einstiegsmodell in den Gottesdienst. Kinder lernten die Abläufe kennen und wüssten dann später, was sie erwartet. „Bewusst bemerkt haben wir solche Wechsel leider noch nicht“, so Annegret Fischer. Für sie ist die Familienkirche dennoch ein Erfolgsmodell, „weil wir in diesem Moment etwas Gutes für die Seele getan haben“.
Kleine Snacks im Anschluss
Auch in Roßwein steht nach dem kindgerechten Familiengottesdienst die Einladung zum Beisammensein bei kleinen Snacks. „In Zukunft soll es das jeden zweiten Sonntag im Monat geben“, so der Roßweiner Pfarrer. „Wir sind gespannt, ob wir hier an den Erfolg der Radebeuler anknüpfen können und den Nerv junger Familien treffen.“
Angebote für sie gab es auch in der Vergangenheit schon. Neu beim Familiengottesdienst ist, dass die Generationen zusammen bleiben. Bisher wurden Gottesdienste für Erwachsene und Kinder zwar zeitgleich, aber überwiegend in verschiedenen Räumen gefeiert.