Döbeln
Merken

Roßweins "Fräulein Socke" packt ihre Koffer

Mit den Kindern den Herbst zu „zelebrieren“, ist das letzte Projekt der Gleisberger Kita-Leiterin. Mit einer Handpuppe ist sie „berühmt“ geworden.

 4 Min.
Teilen
Folgen
Mit ihrer Handpuppe „Fräulein Socke“, gemeinsamen Ritualen und Aufgaben hat Carola Rothe die Gleisberger Kindergartenkinder durch die Corona-Zeit begleitet. Nun verabschiedet sich die Kita-Leiterin.
Mit ihrer Handpuppe „Fräulein Socke“, gemeinsamen Ritualen und Aufgaben hat Carola Rothe die Gleisberger Kindergartenkinder durch die Corona-Zeit begleitet. Nun verabschiedet sich die Kita-Leiterin. © Dietmar Thomas

Roßwein. Wenn in der Kinderburg zu Gleisberg von Fräulein Socke die Rede ist, dann spitzen die Jüngsten die Ohren. Fräulein Socke ist ihre spezielle Begleitung durch die erste Welle des Corona-Lockdowns gewesen, und ihre Erfinderin war die Leiterin der Kita Carola Rothe. Von der müssen ihre Schützlinge in den nächsten Wochen Abschied nehmen.

Carola Rothe zieht ins Osterzgebirge, dorthin, wo ihr Vater aufgewachsen ist. Sie selbst ist in Döbeln groß geworden. Dorthin waren ihre Eltern – beide Lehrer – zu DDR-Zeiten versetzt worden.

Bald wieder mehr Zeit mit den Schützlingen

Im Dezember vergangenen Jahres ist Carola Rothes Vater, der zurück in seine alte Heimat gezogen war, gestorben. Seitdem kann sie sich fast ausschließlich an den Wochenenden um die Mutter kümmern. Dafür nimmt sie insgesamt 140 Kilometer Fahrtstrecke in Kauf, fast jeden Samstag und Sonntag.

Folgen Sie Sächsische.de bei Google News und verpassen Sie keine Nachrichten aus der Region Döbeln, Sachsen und der Welt.

„Auf Dauer geht das nicht“, erklärt die gelernte Erzieherin, weshalb sie sich Ende des Jahres verändern wird. Dabei kommt ihr zugute, dass sie sich in ihrem Job gerade keine Sorgen machen muss, eine neue Anstellung zu finden. Erzieher werden landauf, landab gesucht. Und bei dem geplanten Neubeginn erfüllt sich Carola Rothe gleich noch einen Wunsch: Sie will Verantwortung abgeben, nicht mehr Leiterin sein.

Nur einen Kürbis wollten die Gleisberger Kita-Kinder beim Bauern in ihrer Nachbarschaft holen. Am Ende bekamen alle Mädchen und Jungen einen zum Basteln mit.
Nur einen Kürbis wollten die Gleisberger Kita-Kinder beim Bauern in ihrer Nachbarschaft holen. Am Ende bekamen alle Mädchen und Jungen einen zum Basteln mit. © privat

„Ich möchte wieder mehr mit den Kindern arbeiten“, sagt sie. Die Bürokratie, die mit der Leitungsposition verbunden ist, die habe ihr weniger gelegen. Viel lieber sei sie mit den Kindern draußen in der Natur gewesen, habe sie motiviert, die „Welt“ kennenzulernen. Begeistert erzählt Carola Rothe vom Besuch bei Bauer Hauswald.

Bei ihm wollte sie ein oder zwei Kürbisse „erbetteln“, damit Herbstdekorationen hergestellt werden können. „Am Ende durfte jedes Kind einen mitnehmen, und wir haben das Kita-Gelände jetzt mit 20 Kürbissen schmücken können.“

Viele Familien von Idee begeistert

Die Kinder zu motivieren und zu animieren, auch in der Zeit zu lernen, als die Einrichtung wegen des Coronavirus geschlossen bleiben musste, ist der Döbelnerin mit einer Socke gelungen. Die hat sie zur Handpuppe umfunktioniert.

Mit deren Hilfe bekamen die Kinder per WhatsApp-Nachricht Aufgaben gestellt. Carola Rothe hat den Mädchen und Jungen vorgeturnt, sie zu Bewegung animiert. Es wurde zwar auf Distanz, aber dennoch gemeinsam gesungen und gebastelt. Die Kinder haben eine Art Tagebuch geführt und so dokumentiert, dass sie gestellte Aufgaben erledigen konnten. So ist über die Lockdown-Zeit der Kontakt zwischen den Kindern und Erziehern nicht abgebrochen.

Fräulein Socke ist inzwischen mit einigen Aufzeichnungen der Gleisberger Kinder und Familien, wie sie die Pandemie als eine ganz neue Erfahrung gemeistert haben, Teil einer Sammlung im Roßweiner Heimatmuseum. Nun geht auch Carola Rothe – nach 35 Jahren Erziehertätigkeit in vielen Roßweiner Einrichtungen.

Set 35 Jahren Erzieherin in Roßwein

Bereits ihre erste Stelle nach der Ausbildung hat sie in Roßwein angetreten. Danach war sie in verschiedenen Kitas eingesetzt, bis sie 2005 nach Gleisberg kam – und bis jetzt geblieben ist. In einem kleinen Team mit einer überschaubaren Kinderzahl und guter Unterstützung durch die Eltern hat sich Carola Rothe wohlgefühlt.

Vermissen werden sie außer „ihren“ Gleisberger Schützlingen gewiss auch Mädchen und Jungen der Grundschule in Marbach. Dort hat die Döbelnerin seit März 2020 ein Ganztagsangebot „Singen und Gitarre spielen“ gestaltet. „Die Hände in den Schoß zu legen, das war noch nie mein Ding“, gibt sie zu. Ihre Aufgaben in der Kinderburg wird ihre bisherige Stellvertreterin übernehmen.