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Gefahr am alten Konsum in Reinsdorf wächst

Das Areal im Waldheimer Ortsteil Reinsdorf wird immer mehr zum gefährlichen Abenteuerspielplatz. Warum der Stadt die Hände gebunden sind.

Von Elke Braun
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Der ehemalige Konsum in Reinsdorf ist nicht nur ein Schandfleck. Anwohner befürchten, dass das Haus immer mehr zu einem Abenteuerspielplatz und damit zur Gefahr wird.
Der ehemalige Konsum in Reinsdorf ist nicht nur ein Schandfleck. Anwohner befürchten, dass das Haus immer mehr zu einem Abenteuerspielplatz und damit zur Gefahr wird. © Dietmar Thomas

Reinsdorf. Der ehemalige Konsum in Reinsdorf: Seit Jahren gammelt das Gebäude vor sich hin. Es ist in Privatbesitz, aber der Eigentümer kümmert sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht darum.

Das Thema brachte Reinsdorfs Ortschaftsratsvorsitzender Michael Aniol in der jüngsten Sitzung des Stadtrates erneut auf den Tisch. „Ich werde immer wieder auf die Zustände angesprochen“, sagte er.

Das Gelände verschandele das Ortsbild, was viele Anwohner ärgert. Doch das sei nicht alles. Wiederholt sei festgestellt worden, dass sich offenbar Kinder und Jugendliche auf dem Areal aufhalten. „Es ist zu einem gefährlichen Abenteuer-Spielplatz geworden“, so Aniol.

Die Reinsdorfer hatten gehofft, dass die Stadtverwaltung unterstützen und wie beim Bettenhaus am Waldheimer Lindenhof oder dem alten Lagerhaus an der Mittweidaer Straße teilweise die Abrissarbeiten finanzieren kann.

Reinsdorf liegt nicht im Sanierungsgebiet

„Leider ist das aussichtslos“, sagte Bürgermeister Steffen Ernst (FDP) auf Anfrage. „Im Fall des Bettenhauses oder des Lagerhauses war dies möglich, weil diese Gebäude im Sanierungsgebiet „Gründerzeit“ liegen und die Stadt Waldheim Fördermittel aus dem Programm Stadtumbau Ost erhalten kann und in diesen Fällen auch erhalten hat“, erklärte er.

„Eine solche Fördermöglichkeit haben wir für Reinsdorf nicht.“ Außerdem müsse auch dabei der Eigentümer mitziehen.

Keine Gefahr für den öffentlichen Bereich

Auch auf die Unterstützung des Landkreises Mittelsachsen, der sich mitunter ebenfalls um den Abriss von maroden Gebäuden kümmert, könne die Verwaltung nicht zählen. „Der Landkreis springt im Rahmen sogenannter Ersatzvornahmen nur dann in Bresche, wenn von den Ruinen eine Gefahr für den öffentlichen Bereich ausgeht und sich der Eigentümer nicht um das Haus kümmert“, so Ernst. Aber auch das sei in Reinsdorf nicht gegeben.

Überdies sind auch dem Landkreis für derartige Maßnahmen enge finanzielle Grenzen gesetzt. Zuletzt hatte Mittelsachsen den Abriss der maroden Eckbebauung an der Härtelstraße 39 finanziert (wir berichteten). Dort kümmerte sich der Eigentümer seit Jahren nicht, Gebäudeteile fielen auf Fußweg und Straße.

Ähnliche Situation am Gawari in Waldheim

Ähnlich wie beim Reinsdorfer Konsum sei die Situation mit dem alten Gasthof Waldheim-Richzenhain – im Volksmund Gawari genannt – an der Hauptstraße. Das ehemals prunkvolle Haus fristet seit Jahren ein trostloses Dasein. Aber auch dort kann die Stadt nicht einschreiten. „Das Gebäude steht ein Stück abseits der Straße. Eine Gefährdung für den öffentlichen Verkehr besteht daher nicht“, erklärt Steffen Ernst.

Die Besitzerin aus Bayern hatte das Areal vor Jahren einzäunen und „Betreten verboten“-Schilder anbringen lassen. Damit hat sie rein rechtlich ihrer Verkehrssicherungspflicht erfüllt. An dem trostlosen Anblick ändert sich damit aber nichts.

Der große Saal des Gawari war bereits 1959 geschlossen worden. Sechs Jahre später machte auch die Schankstube dicht. Die Großhandelsgesellschaft Lebensmittel hatte den Saal dann 1960 umgebaut und fortan als Lager genutzt. Nach 1990 stürzte die Saaldecke ein und seitdem ist das Gebäude dem Verfall preisgegeben.

„Eigentum verpflichtet“ – dieser Satz treffe auch für das Gelände und das Gebäude des ehemaligen Konsums in Reinsdorf zu, so Ernst. Dennoch liege das Thema nun auch auf dem Tisch des Bau- und Ordnungsamtes der Stadt.