Stadt Döbeln erhöht die Pachtzinsen

Döbeln. Der Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause zugestimmt, eine landwirtschaftliche Fläche in Greußnig neu zu verpachten. Was an und für sich nichts Besonderes wäre. Allerdings greift die Stadt damit einer künftigen Entwicklung vor. Das Feld wird zu einem erhöhten Zins verpachtet.
Nachdem über rund zwei Jahrzehnte die Pachtzinsen unverändert waren, wird jetzt eine ordentliche Schippe draufgelegt. Der Pachtzins für einen Hektar Ackerland beträgt bisher 200 Euro pro Hektar. Er soll auf 450 Euro erhöht werden.
Pachtpreise sind gestiegen
„Das sind die Konditionen, die ab kommenden Jahr für alle Verträge gelten sollen“, sagte Jürgen Aurich, zuständig für die städtischen Liegenschaften. „Die Pachtpreise sind gestiegen. Mit den neuen sind wir immer noch lange nicht an der Höchstgrenze“, sagte Aurich.
Der Stadt gehören 240 Hektar Ackerfläche und 35 Hektar Grünland, die an Landwirtschaftsbetriebe verpachtet werden. Die durchschnittlichen Pachtpreise liegen laut Landratsamt Mittelsachsen in der Gemarkung Döbeln bei 378 Euro pro Hektar für Ackerland und 158 Euro für Grünland. In diesem Durchschnitt seien sowohl Altverträge als auch neu abgeschlossene Pachtverträge enthalten, so Pressereferentin Peggy Hähnel.
Rund 20 Jahre keine Erhöhungen
Mit Erhöhungen für die landwirtschaftlichen Flächen will es die Stadt nicht bewenden lassen. Auch alle anderen Pachten sind seit vielen Jahren nicht erhöht worden. Etwa die für Garagenflächen, von denen es relativ viele im städtischen Eigentum gibt. „Wir haben da sicher um die 900 Pachtverträge“, sagte Aurich.
Der Stadtrat soll sich nach der Sommerpause mit den Preisen beschäftigen. „Im Herbst soll es einen Beschluss für die Erhöhung im Jahr 2022 geben.“ Nicht tangiert sind Flächen, die nach dem Kleingartengesetz verpachtet werden.
Mehreinnahmen werden schon verplant
Die erwarteten Mehreinnahmen wecken jetzt schon Begehrlichkeiten. So hatte die Stadtratsfraktion „Wir für Döbeln“ einen Antrag zur Verbesserung der Spielplätze in Döbeln in den nächsten Jahren gestellt, der in der vergangenen Sitzung vom Stadtrat durchgewunken wurde. Zur Finanzierung der Modernisierung der Spielplätze in Keuern und in den Klostergärten sollen Mehreinnahmen aus der Pacht für landwirtschaftlichen Nutzflächen verwendet werden. Döbeln nimmt in diesem Jahr rund 350.000 Euro aus Pachten ein.
Christian Richter, Vorsitzender des Regionalbauernverbandes Mittweida, zu dem Döbeln gehört, sieht die Entwicklung der Pachtpreise grundsätzlich mit Sorge. „Die Entwicklung geht steil nach oben. Sie korreliert nicht mit der Wirtschaftlichkeit. Wir würden unseren Leuten lieber mehr Geld geben, damit sie nicht immer nur kurz über dem Mindestlohn verdienen“, sagte Richter.
Problem kurzlaufende Pachtverträge
In Regionen wie in Chemnitz komme noch hinzu, dass die öffentliche Hand mit neuen Pachtverträgen Bedingungen diktiert. „Zum Beispiel den Verzicht auf Pflanzenschutz. Chemnitz verpachtet nur noch an ökologisch anbauende Betriebe.“
Ein anderes Probleme seien sehr kurz laufende Pachtverträge von manchmal nur einem Jahr. Das führe nicht dazu, dass die Bauern sorgfältig mit den gepachteten Flächen umgehen. „Bodenverbessernde Maßnahmen gehen schon mal über fünf Jahre“, so Richter.
Die Stadt Döbeln stellt keine besonderen Bedingungen in den Pachtverträgen, sagt Aurich. In Greußnig werden 34 Hektar neu verpachtet. Vor 18 Jahren hatte die Kommune einen Vertrag mit dem Käufer des ehemaligen Stadtgutes geschlossen, der jetzt ausgelaufen ist und nicht verlängert wird. Das Stadtgut verfällt immer mehr. Es sei nicht gelungen, dort einen Landwirtschaftsbetrieb zu etablieren, so die Verwaltung.
Die Bewirtschaftung der Flächen habe immer Anlass zur Kritik gegeben. Der Vorpächter hatte sie bereits unterverpachtet. Es habe sogar die Gefahr bestanden, dass eine unbestellte Fläche vom Landratsamt als Dauergrünfläche deklariert und somit der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen wird.
Der neue Pächter hatte bisher eine Fläche an der B 169 gepachtet, die ihm aber verloren geht, weil sich auf dem Areal Karls Erlebnis-Dorf ansiedeln will. Die 34 Hektar in Greußnig werden der Stadt 15.300 Euro pro Jahr einbringen. Der Vertrag läuft ein Jahr mit der Option der jährlichen Verlängerung für längstens zehn Jahre.