Döbeln./Limmritz. Anfang der Woche hatte Sofie Barthel unangekündigten und unangenehmen Besuch. Früh um 7 Uhr habe es große Aufregung im Hühnergarten gegeben und die Hunde im Nachbargrundstück hätten gebellt, erzählte sie.
„Ich bin dann gleich raus.“ Was sie vorfand, war ein Massaker. Zehn Hühner tot, zwei fehlten. Ein Fuchs hatte sie weggeschleppt, die anderen getötet. „Die Hühner sind im Garten um ihr Leben gerannt. Überall lagen Federn. Drei Hühner hat der Hahn gerettet“, sagt Sofie Barthel.
Der drei Jahre alte Nackthalshahn sei ein Draufgänger und habe sich schon mit einem Habicht angelegt. Die Wunden, die er von dem Kampf mit dem Fuchs davontrug, werden verheilen. Zugang hatte sich der Fuchs unterm Zaun verschafft.
Eier für den Eigenbedarf
Die Eier ihrer Hühner braucht die Rentnerin für den Eigenbedarf der Familie. Was übrig ist, verkauft sie an Stammkunden. Erst einmal ist nicht viel mit frischen Eiern. Die drei Hühner, die überlebten, haben einen Schock und legen erst einmal nicht.
Und neue 22 Wochen alte legefähige Hühner seien nicht so einfach zu bekommen, erzählt Sofie Barthel. Der Händler könne nicht so viele liefern, wie gerade gebraucht werden, weil es überall viele Attacken von Füchsen gebe. Wie die Limmritzerin meint, gibt es zu viele davon.
Erst vor drei Wochen hatte es einen anderen Hühnerhalter in Limmritz erwischt. Bei Ortsvorsteher Arndt Patzig hatte sich ein Fuchs unter dem Zaun durchgegraben. „Es war am Morgen um halb zehn. Wir waren gar nicht da, der Nachbar hat ihn vertrieben“, erzählte Patzig.
Der Verlust: Neun Hühner. Sieben davon hat der Fuchs weggeschleppt. „Es ist ärgerlich, aber es ist so“, meint Patzig. Neun Hühner und ein Hahn sind übrig und die Eierproduktion für Kunden erheblich eingeschränkt.
Für einen Jäger ist die Aktivität der Füchse erklärbar. „Die Fähen haben noch etwa bis Juli ihre Jungen zu versorgen und stehen unter Druck. Man sieht das den Fähen auch an. Die sehen wie gerupft und mager aus. Wenn sich da etwas anbietet, schlagen sie zu“, sagte Thomas Reisig vom Jagdverband Döbeln.
Füchse im Blutrausch
Im Hühnergehege räumen die Füchse im Blutrausch häufig gründlich auf. „Die hören dann erst auf, wenn sich nichts mehr bewegt. Sie können dann später auch noch mal wiederkommen und sich Hühner holen.“
Die Abschussprämien, die es früher für Füchse und Marderhunde gab, sind weggefallen, weil es keine Tollwut mehr gibt, sagt der Jäger. Trotzdem würden Füchse von den Jägern geschossen, wenn sich die Gelegenheit ergibt.
Wie hoch die Population ist, das sei von Revier zu Revier ganz unterschiedlich. „Ich jage in der Gegend um Döbeln und Roßwein. Dort sieht man nicht viele Füchse“, sagte Reisig. Im vorigen Jahr habe er nicht einen einzigen geschossen.
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Die Jagd auf Füchse sei das ganze Jahr über möglich. Solange die Fähen ihre Jungen versorgen, würden aber keine gejagt, so Reisig.
Dass die Jäger bei der Senkung der Fuchsbestände nicht untätig waren, zeigen die Zahlen des Landratsamtes. In der vergangenen Jagdsaison, die vom 1. April bis 31. März geht, haben die Jäger im Altkreis Döbeln 515 Füchse erlegt. Das ist die höchste Zahl seit 2016.
1.855 erlegte Füchse
Für den gesamten Landkreis Mittelsachsen weist die Statistik 1.855 erlegte Tiere aus. Allerdings war diese Zahl auch schon deutlich höher. 2010/11 wurden fast 3.700 Füchse zur Strecke gebracht.
Begründet wird die Regulierung der Fuchsbestände unter anderem mit dem Schutz seltener Tierarten wie etwa bodenbrütender Vögel. Bis zu ihrer Ausrottung in Deutschland hatte die Tollwut stark in die Fuchsbestände eingegriffen.
Es gibt auch Kritiker der Fuchsjagd. Die sagen, dass der Abschuss der Füchse das Problem eher vergrößert als verkleinert. Die Reproduktionsrate werde durch das Töten der Tiere sogar vergrößert.