Erste Finanzspritze für Bahnstrecke Döbeln-Dresden

Döbeln/Meißen. Seit Jahren ringen die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie (NRE) und Politiker aus der Region Döbeln um eine Reaktivierung der 2015 stillgelegten Bahnstrecke Döbeln-Meißen und die Weiterführung des Personennahverkehrs bis nach Dresden. Doch bisher haben sich die Landespolitiker damit schwergetan.
Doch jetzt ist ein erster Schritt möglich. Vor einigen Tagen haben Vertreter der NRE und des Freistaates ihre Unterschriften unter einen Vertrag gesetzt, nach dem in dringend notwendige, vorgezogene Erhaltungsmaßnahmen der Schieneninfrastruktur zum Tanklager in Rhäsa investiert werden soll.
„Zwischen Nossen und Meißen müssen etwa 10.000 Betonschwellen ausgetauscht werden, damit der Güterverkehr aufrechterhalten werden kann“, konkretisiert NRE-Geschäftsführer Eckhart Sauter. Das heißt, es soll die Sanierung des Schienennetzes rund um das Tanklager Rhäsa erfolgen, „an dem die Benzinversorgung von Mittelsachsen hängt“, so Sauter.
In den vergangenen Monaten hatte sich auch der SPD-Landtagsabgeordnete Henning Homann intensiv für eine verbindliche Vereinbarung zwischen Sachsen und der NRE eingesetzt, damit die Strecke eine klare Zukunftsperspektive hat.
„Mit dem Vertrag schaffen wir die Grundlage für Investitionen in die Strecke zwischen Döbeln und Meißen. Damit wird der Verfall der Strecke gestoppt und an einem Teilabschnitt mit der Erneuerung begonnen“, so der Politiker.
Erste Investition für Güterverkehr
Für die Erhaltung und Instandsetzung der Schieneninfrastruktur werden insgesamt rund 3,5 Millionen Euro benötigt. „50 Prozent davon sollen aus dem Landeshaushalt finanziert werden. Für den Rest dieser Maßnahmen wurde ein Förderantrag beim Eisenbahnbundesamt gestellt“, erklärt Marco Henkel, Referent im Wirtschaftsministerium Sachsen.
„Natürlich hilft dies zunächst dem Güterverkehr ins Tanklager, aber auch das sind wichtige Arbeitsplätze, die gesichert werden“, so Homann. Diese Investitionen wären jedoch auch für die Ertüchtigung der Strecke für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) angefallen. Sie werden nur vorgezogen.
Noch in diesem Jahr könnte, laut Homann, mit den Arbeiten begonnen werden. „Auch wenn die Sanierung erst im kommenden Jahr startet, ist sie für uns eine große Hilfe“, sagt Sauter. Er hofft, dass zeitnah Material und Handwerker zur Verfügung stehen.

Der Freistaat Sachsen finanziert außerdem die Planungsleistungen bis zur Genehmigungsplanung für die infrastrukturelle Ertüchtigung der Strecke für den SPNV.
„Diese Planungen sind zwingende Voraussetzung, um eine sogenannte standardisierte Bewertung zum Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV) zu erstellen und dann einen Antrag beim Eisenbahnbundesamt auf Bundesmittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz zu stellen“, erklärt der Referent des Wirtschaftsministeriums.
Ziel sei es, die Strecke mit diesen Bundesmitteln und Landesmitteln für den SPNV zu reaktivieren. Dann wäre eine Personenzugverbindung nach Dresden möglich.
Gesamtkosten: 35 Millionen Euro
Unter anderem sollen Studien zeigen, wie viel die Reaktivierung kostet, wie viele Fahrgäste die Linie voraussichtlich nutzen werden und wo Haltestellen eingerichtet werden sollten. „Ein entscheidendes Problem ist die Steuerung der Strecke“, so der NRE-Geschäftsführer.
Derzeit gebe es zwei Varianten, hatte er bereits in einem früheren Gespräch erläutert: Die kleineren Bahnhöfe wie Roßwein, Deutschenbora und Miltitz werden elektronisch gesteuert, und in Nossen die traditionelle alte Technik weiter genutzt. Oder es wird in Nossen ein elektronisches Stellwerk eingerichtet, von dem aus alle Stellwerke auf der Strecke bedient werden können.
Die Investitionen für das Gesamtprojekt schätzt Henning Homann auf 35 Millionen Euro. „Wir haben die Zugverbindung zwischen Döbeln und Dresden fest im Blick. Auch wenn der Landtag über 10 Millionen Euro für die Reaktivierung von Bahnlinien zur Verfügung stellt, reicht das nicht. Es geht nur gemeinsam mit dem Bund“, sagt Homann.
Mit dem Landesrechnungshof, Karls Erlebnis-Dorf und Industrieansiedlungen wie Blackstone sei es gelungen, die Region Döbeln überregional bekannt zu machen. Das zeige, dass die Speckgürtelstrategie funktioniert. Auch die anhaltend hohe Nachfrage nach Flächen für Eigenheime und Firmen mache deutlich, dass die Region auf einem guten Weg sei.
„Wir dürfen aber jetzt nicht stehen bleiben. Wir sind nicht nah genug an den Metropolen, um automatisch Speckgürtel zu werden, aber wir sind nah genug dran, um es zu organisieren. Genau daran arbeite ich mit vielen Menschen in der Region“, sagt Homann. Dabei verweist er auf die Bürgermeister der Umgebung, den Döbelner CDU-Stadtratsfraktionschef Dr. Rudolf Lehle sowie die Grünen im Sächsischen Landtag.