Sanierungsstau auf Mittelsachsens Straßen

Mittelsachsen. Der Ausbau des Kriebsteiner Burgberges – und damit der steilsten Straße Sachsens – ist schon seit vielen Jahren geplant, aber immer noch nicht in greifbarer Nähe. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren.
Die Instandsetzung der Waldheimer Straße in Mittweida ist seit 1990 vorgesehen, auch auf der Ortsumfahrung von Freiberg geht es seit Jahren nicht weiter. Das sind nur drei Beispiele für den Sanierungsstau auf Mittelsachsens Straßen.
Im Landkreis gibt es mehr als 700 Kilometer Kreisstraßen, mit den Bundes- und Staatsstraßen sind es rund 1.600 Kilometer. Und für alle sind die Straßenmeistereien mit zuständig. Doch sie schaffen es nicht mehr, die Straßen in einem ordentlichen Zustand zu halten. Wie in anderen Bereichen fehlt auch dafür das Geld.
„Die Förderprogramme sind in den vergangenen vier Jahren fast auf Null gefahren worden“, sagt Dirk Schlimper, Referatsleiter Straßenbetriebsdienst und Bauwerksverwaltung im Landratsamt. Zwar soll zum Jahresende ein neues Programm aufgelegt werden, „aber das wird nicht reichen“, ist sich Schlimper sicher.
Systemfehler bei Zuständigkeit für Straßensanierung
Der Freistaat Sachsen sei nur für den Neubau von Staats- und Bundesstraßen zuständig. Aber der Landkreis müsse diese mit unterhalten. „Wir können sie nur flicken“, meint Ronny Molzow, Leiter der Straßenmeisterei Brand-Erbisdorf.
Die hatte der ehemalige Landrat Matthias Damm bei seiner Abschiedstour besucht. Dabei sprach er von einem Systemfehler, der seit 2008 bestehe. Damals erfolgte die Trennung von Bau und Unterhaltung der Bundes- und Staatsstraßen. Es sei schwer, der Bevölkerung, die Zuständigkeiten klarzumachen, so Schlimper.
Pro Kilometer erhalte der Landkreis einen pauschalen Kostenanteil vom Freistaat. „Dabei wird aber nicht unterschieden, ob es sich um einen besseren Feldweg oder eine sieben Meter breite Straße handelt“, so Schlimper. Außerdem gebe es nur schwer nachvollziehbare Vorgaben.
Auch wenn der Fahrbahnzustand auf der kompletten Breite schlecht ist, dürfe nur die halbe Fahrbahn auf einer Länge von maximal 200 Metern bis zu vier Zentimeter tief instandgesetzt werden. Und Fördergeld werde nur für einen normgerechten Ausbau einer Straße mit einer Mindestbreite und einem Gehweg ausgereicht.
Noch gebe es auf desolaten Straßen nur Einschränkungen. Der Landkreis habe sich bisher gescheut, solche Straßen komplett zu sperren. Aber vielleicht sei das ja das letzte Druckmittel.
Förderanträge aus 2019 jetzt bewilligt
In diesem Jahr habe der Landkreis Förderbescheide erhalten, deren Anträge aus dem Jahr 2019 stammen. Zu den Projekten, die in der Region Döbeln auch ohne Fördergeld umgesetzt werden, gehören der Bau der Kreisstraße 7511 in Noschkowitz auf einer Länge von 200 Metern, einschließlich Entwässerung und Bushaltestelle, die Erneuerung eines ersten 600 Meter langen Abschnitts der Fahrbahn der K 7520 zwischen Seifersdorf und Wetterwitz, die Erneuerung der K 8212 im Bereich von Erlebach auf einer Länge von 1,3 Kilometern und der Einbau eines neuen Kopfbalkens an der K 7515 im Bereich des Ortsausganges Leisnig in Richtung Paudritzsch.
Obwohl bereits für das zweite Quartal 2021 geplant, verschiebt sich die Sanierung der K 7545 zwischen Naunhof und Bockelwitz erneut. Rund 2,75 Millionen Euro wären für die Finanzierung notwendig. Ohne Fördergeld – 85 Prozent des Gesamtbetrages waren geplant – müsste der Landkreis 900.000 Euro zusätzlich ausgeben. Es ist nicht nur der teuerste, sondern mit rund zwei Kilometern auch der längste Straßenbau, den Mittelsachsen derzeit anvisiert.
Fachkräftemangel und gestiegene Preise
Die rund 200 Mitarbeiter der sechs Straßenmeistereien kümmern sich im Landkreis Mittelsachsen überwiegend um die Verkehrssicherung, die Grünpflege und den Winterdienst. Dabei reiche die Verkehrssicherung vom Aufstellen von Verkehrszeichen bis zum Entfernen von Totholz.
Und der Winterdienst sei sehr komplex. „Wenn in Döbeln schon Gras gemäht wird, räumen wir im Erzgebirge noch Schnee“, beschreibt Ronny Molzow die Höhenunterschiede im Landkreis.
Das sind aber nicht die einzigen Probleme. Hinzu komme Fachkräftemangel – auch Quereinsteiger seien willkommen. Die Preisentwicklung bei den Kraftstoffen und fehlendes Material mache die Arbeit nicht einfacher. Und die Straßenmeistereien warten auf die Lieferung neuer Fahrzeuge, die schon im vergangenen Jahr bestellt wurden.