Wo man in Döbeln laden kann

Döbeln. Jörg Lippert ist nicht nur Chef der Döbelner Pferdebahner, sondern auch begeisterter E-Auto-Fahrer. Wenn mittlerweile auch mit Abstrichen bei der Begeisterung. Denn nach mehr als drei Jahren Fahrpraxis mit einem E-Golf ist die Euphorie teilweise auch Ernüchterung gewichen. Vor allem wegen der Ladeinfrastruktur. Langstrecken fährt der Leisniger gar nicht mehr mit seinem E-Golf, „Das habe ich völlig gestrichen.“
Lippert nutzt sein E-Auto für Fahrten, die er mit der Reichweite von etwa 300 Kilometern gut hinbekommt. Die Ladeinfrastruktur ist nach seiner Ansicht ein Problem, vor allem bei Fernfahrten. „Dann komme ich zu einem Ladepunkt, den ich mir vorher ausgesucht habe, und alle Ladesäulen sind belegt. Dann musst du erst mal ein oder zwei Stunden warten“, erzählte er aus der Praxis.
Die Zahl der E-Autos hat sich in der Region in den vergangenen Jahren fast verdreifacht. Mitte 2019 waren im Landkreis Mittelsachsen 184 E-Autos und rund 1.000 Hybridmodelle zugelassen. Ein Jahr später waren es 253 E- und rund 1.500 Hybridautos. Heute liegt die Zahl der E-Autos bei rund 630 und die der Hybriden bei reichlich 2.900.
Die Entwicklung bei den Ladesäulen geht auch voran. Seit die Stadtwerke vor drei Jahren ihre erste öffentliche Ladesäule am Verwaltungsgebäude der WG Fortschritt aufgebaut hatten, ist die Ladeinfrastruktur in Döbeln deutlich gewachsen. Allein die Stadtwerke betreiben vier Ladesäulen mit jeweils zwei Ladeplätzen im Stadtgebiet, die zunehmend häufiger genutzt werden, sagte Hubert Paßehr von den Stadtwerken. Ladesäulen gibt es seit einiger Zeit auch bei Marktkauf . Ganz neu ist eine Station des Anbieters EnBW bei Euronics XXL im Gewerbegebiet Ost.

„Das ist mal eine Schnellladesäule, die funktioniert“, sagte Mathias Morgenstern, Chef von Euronics in Döbeln. E-Autofahrern steht eine Ladekapazität von bis zu 150 Kilowatt zur Verfügung. Zehn Minuten Ladezeit reichen dann für etwa 100 Kilometer, verspricht der Anbieter. Euronics kooperiere mit dem Energieunternehmen EnBW, sagte Morgenstern. Geplant sei auch eine Euronics-Ladekarte. Die Station werde auch von Autofahrern genutzt, die von der Autobahn abfahren, um nachzuladen. „In der Zwischenzeit können sie dann bei uns stöbern“, sagte Morgenstern.
Ganz kostenlos für die Kunden ist das Laden bei Marktkauf. Dort stehen seit dem Umbau vor etwa eineinhalb Jahren vier Ladesäulen zur Verfügung, die mittlerweile auch spürbar häufiger genutzt werden, sagte Sven Flößner, Chef von Marktkauf. „Es gibt Tage mit zwei bis drei Ladungen, aber auch Tage mit 20.“ Die Kunden müssen sich mit der Lade-Karte anmelden und dürfen für die Dauer des Einkaufs ihre Autos anstöpseln. „Wenn der Bedarf weiter steigen sollte, können wir weitere Säulen aufstellen. Wir haben schon vor zwei Jahren Vorkehrungen getroffen und die nötigen Leitungen verlegt“, sagte Flößner.
Die Stadtwerke Döbeln setzen ihren Schwerpunkt mehr auf die private Wallbox, mit der jeder Hausbesitzer sein Auto zu Hause laden kann, sagte Hubert Paßehr. „Es gibt dafür eine Förderung von 900 Euro von der KfW, wenn jemand eine Ladestation von elf Kilowatt im privaten Bereich einrichten und Öko-Strom beziehen will. Der Elektriker muss dafür nur eine Bedarfsanfrage bei uns einreichen“, sagte Paßehr. „In dieser Richtung passiert in den vergangenen Wochen sehr viel.“

E-Autofahrer Jörg Lippert lädt sein Auto nur zu Hause. „Dort bezahle ich 27 bis 29 Cent pro Kilowattstunde und nicht 79 Cent oder einen Euro wie an der Ladesäule. Das ist völlig uninteressant. Die Tarifmodelle der verschiedenen Anbieter sind so unübersichtlich, das ist untragbar. Für die verlangten Preise könnte ich auch normal an der Zapfsäule tanken. Und wenn ich dann mal zu einer Ladesäule komme, kann es sein, dass ich die falschen Ladekarten einstecken habe.“
Es gibt nach Lipperts Meinung auch noch ein paar andere Widrigkeiten, die den E-Autofahrern die Freude vergällen. Die verschiedenen Steckersysteme für Ladekabel zum Beispiel, auch wenn es da mittlerweile mit der Vereinheitlichung vorangeht. „Ich habe in Leipzig mal einen Autofahrer getroffen, der hatte zehn verschiedene Ladekabel dabei“, sagte Lippert.
Mit verschiedenen Apps im Internet können sich E-Autofahrer informieren, wo es Ladesäulen gibt. Für Döbeln werden derzeit acht verschiedene Standorte aufgeführt. Eine davon ist an der Vermittlungsstelle der Telekom am Gewerbegebiet Döbeln Süd in der Nähe der B 169. Auch diese Säule ist für das Schnellladen bis zu 150 Kilowatt Leistung eingerichtet.
Auf Internetseiten wie GoingElectric gibt es Informationen, wo es Ladestationen gibt, welche Ladekarten akzeptiert werden, welche Ladeanschlüsse vorhanden sind und auch dazu, wie man die Zeit während des Ladevorgangs totschlagen kann. Im Falle der abgelegenen Ladesäule an der B 169 gibt es einen Wandertipp: „Über einen Trampelpfad kann man den circa 700 Meter entfernten Penny Markt und die Shell-Tankstelle erreichen.“