Waldheim. Ein Relikt aus DDR-Zeiten ist verschwunden. Der ehemalige Betriebskindergarten der Spindelfabrik Hartha an der Ecke Hohe Straße/Hainichener Straße ist vor etwa zwei Wochen abgerissen worden.
Der Abriss gehört zum Vorhaben der Domicil-Immobilien DIP GmbH in Aschersleben, die derzeit für das Grundstück ein Projekt entwickelt. „Wir möchten dort vier Stadtvillen errichten lassen“, sagte Henrik Eise. „Die Lage ist optimal, zentrumsnah und trotzdem ruhig“, so Eise. Solche Grundstücke seien für den Bau von Eigenheimen schwer zu bekommen.
Epoche geht zu Ende
Derzeit läuft die Vermessung der vier Grundstücke, die laut Eise eine Größe von jeweils 570 bis 620 Quadratmetern haben werden. Ein sogenannter Zerlegungsplan wird erstellt und die Eintragung im Katasterbuch muss noch erfolgen. Das brauche noch etwas Zeit.„Wenn das erledigt ist, beginnen wir mit dem Verkauf der Grundstücke“, so Eise. Neben den Einfamilienhäusern sollen auch zwei Doppelgaragen für die künftigen Hauseigentümer gebaut werden.
Mit dem Vorhaben und dem Abriss des ehemaligen Kindergartens geht in Waldheim eine Epoche zu Ende. Bevor das Haus als Kindereinrichtung genutzt wurde, befand sich auf dem Gelände und auch auf dem gegenüberliegenden Grundstück an der Hainichener Straße die sogenannte Anstaltsgärtnerei. „Dort haben die Insassen aus dem Knast gearbeitet und teilweise auch Patienten der Waldheimer Psychiatrie“, sagt Waldheims ehemaliger Bürgermeister Karl-Heinz Teichert, der in der Heimatgeschichte bewandert ist.
Elternaktiv errichtet Anbau
Wann genau die Gärtnerei stillgelegt und das Gebäude als Kindergarten für die Mitarbeiter der Spindelfabrik umgenutzt worden ist, weiß er nicht genau. Einer seiner Söhne hat den Kindergarten besucht. Um 1970 sei durch das Elternaktiv, dem Teichert angehörte, ein Anbau errichtet worden. „Da habe ich selbst mit dran gearbeitet“, sagt Teichert.
In dem Anbau seien ein zusätzlicher Gruppenraum und eine Garderobe eingerichtet worden. „Die damalige VEB Gebäudewirtschaft Waldheim-Hartha hat uns unterstützt und unter anderem das Material dafür zu Verfügung gestellt.“ Die Spindelfabrik habe zwar das Vergaberecht für die Kindergartenplätze gehabt, „aber im Prinzip war die Einrichtung für alle Kinder frei“, so Teichert.
Einrichtung war bei Eltern beliebt
Damals habe es nach seinen Recherchen insgesamt elf Kindergärten in Waldheim gegeben. Der an der Hohen Straße sei wegen seiner zentralen Lage sehr beliebt und immer voll belegt gewesen. „Gleich nebenan war die Kaufhalle, da konnten die Eltern vor oder nach dem Abholen ihrer Kinder gleich noch einkaufen gehen.“
Kurz nach der Wende, Teichert glaubt im Jahr 1991, sei der Kindergarten dann geschlossen worden. Seitdem stand das Gebäude leer und verfiel in den letzten Jahren zusehends. Zuletzt sei zum Beispiel das Dach des Anbaus schon fast vollständig eingebrochen gewesen. Es bot keinen schönen Anblick mehr.
Projekt war zunächst auf Eis gelegt
Das soll sich nun ändern „Die Stadt Waldheim hatte großes Interesse, dass für das Areal ein Projekt entwickelt wird“, sagte auch Henrik Eise. Die Firma hat das Grundstück vor etwa eineinhalb Jahren erworben.
Vor zwei Jahren hatte Gaby Zemmrich von gleichnamigen Döbelner Immobilienbüro bereits schon einmal die Vermarktung der Flächen für den damaligen Eigentümer aus Westdeutschland in Angriff genommen. Trotz intensiver Beratung und Unterstützung durch die Stadt hatte sich die Finanzierung des Abrisses und der Vermessung der Grundstücke schwierig gestaltet. Deshalb war das Projekt zunächst auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt worden. (mit DA/rt)
Mehr lokale Nachrichten aus Döbeln und Mittelsachsen lesen Sie hier.