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Von Döbeln nach Dresden in 67 Minuten

Die Politik hat sich für die Reaktivierung der Bahnstrecke ausgesprochen. Doch was ist dafür alles zu tun?

Von Frank Korn
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Eckart Sauter, Geschäftsführer NRE, und Gerhard Liebscher, verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Grüne im Gespräch über die Reaktivierung der Bahnlinie Döbeln - Meißen.
Eckart Sauter, Geschäftsführer NRE, und Gerhard Liebscher, verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Grüne im Gespräch über die Reaktivierung der Bahnlinie Döbeln - Meißen. © Frank Korn

Region Döbeln. Nach einem jahrelangen Rückzug aus der Fläche soll künftig besonders das Angebot des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im ländlichen Raum aufgewertet werden. Dabei spielt die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken eine entscheidende Rolle.

Die sächsische Regierungskoalition aus CDU, SPD und Bündnis90/Die Grünen hat im Doppelhaushalt 2021/22 insgesamt 13 Millionen Euro für Aktivierungsmaßnahmen an Bahnstrecken zur Verfügung gestellt. Die Ergebnisse eines Basisgutachtens haben jüngst gezeigt, dass die Strecke Döbeln-Nossen-Meißen ein besonderes Potenzial zur Reaktivierung aufweist.

Eckart Sauter von der Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie (NRE) sprach mit Gerhard Liebscher, verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, am Bahnhof Nossen über die Pläne der Koalition und deren Bedeutung für die Strecke Döbeln-Nossen-Meißen. „Als Unternehmen haben wir großes Interesse an der Reaktivierung der Strecke“, sagte Eckart Sauter.

Nachdem das Basisgutachten erstellt sei, müsse sich nun schnellstmöglich ein „Standardisiertes Verfahren“ anschließen, sagte Liebscher. Dabei handelt es sich um die gesamtwirtschaftliche Nutzen-Kosten-Untersuchung von Infrastrukturvorhaben der Schienenpersonennahverkehr (SPNV)-Infrastruktur.

Nach Auffassung von Liebscher muss dieses Verfahren in einem Jahr abgeschlossen sein. „Das ist wichtig, um die von Bund und Land Sachsen in Aussicht gestellten Fördergelder auch rechtzeitig beantragen zu können“, so der Landtagsabgeordnete. Danach könnten dann Planung und Ausschreibung in Angriff genommen werden.

Fördergeld schnell beantragen

Auf einen konkreten Zeitrahmen, wann die Bahnstrecke Döbeln - Meißen wieder in Betrieb genommen werden könnte, will sich Liebscher aber nicht festlegen. Es sei zunächst einmal wichtig, dass die Gelder bereitstehen. „Bisher wird die Reaktivierung dieser Bahnstrecke von den Verkehrsverbünden Oberelbe und Mittelsachsen unterschiedlich bewertet“, so Liebscher. Deshalb seien weitere Gespräche erforderlich.

In einer Stunde von Döbeln nach Dresden, diese Vorgabe lässt sich nach den Worten von Eckart Sauter nur mit erhöhtem Aufwand erfüllen. Im Rahmen einer Studie, welche die Nossen-Riesaer Eisenbahn-Compagnie gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Dresden erstellt hat, ist auch ein Fahrplankonzept entstanden. Demnach werden von Döbeln nach Dresden 67 Minuten benötigt. „Um die 60 Minuten zu schaffen, müssten einige Kurven aufgeweitet werden“, erklärte Sauter.

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Nach den Kosten für die Reaktivierung der Strecke befragt, sprach der NRE-Geschäftsführer von zwei Varianten. In der ersten Variante der Inbetriebnahme wird weitestgehend in den Bestand investiert. Konkret gehe es dabei vor allem um die Bahnübergänge, erklärte Sauter. Die Übergänge sollen in dieser ersten Variante zunächst erhalten bleiben.

Moderne Infrastruktur mit elektronischem Stellwerk

Das hat aber zur Folge, dass mehr Personal für den Betrieb der Strecke notwendig ist. Etwa zehn Millionen Euro müssten investiert werden. Auch um zum Beispiel die Haltepunkte zu modernisieren. „Am Nossener Bahnhof müsste das Dach repariert werden, der Belag auf den Bahnsteigen entspricht nicht dem neuesten Stand und ein barrierefreier Zugang muss ermöglicht werden“, so Sauter.

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In Variante zwei ist die Umgestaltung der vorhandenen, aber in weiten Teilen veralteten Eisenbahnstellwerks- und Signalinfrastruktur durch eine moderne Infrastruktur mit Steuerung durch ein elektronisches Stellwerk vorgesehen.

Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 24 Millionen Euro. Mit Bundesförderung bleiben für den Freistaat 13,9 Millionen Euro. In jenem Fall sei, so Sauter, weniger Personal für den Betrieb der Strecke erforderlich. Dazu gehöre aber auch die Umschulung des Personals. Bei dieser Variante müssten im Vorfeld sehr viele Bahnübergänge umgebaut werden, und dies werde viel Zeit in Anspruch nehmen, so der Geschäftsführer.

Eckart Sauter hofft sehr, dass die Bahnstrecke wieder für den Personennahverkehr genutzt werden kann. Derzeit wird sie für den Güterverkehr genutzt. „Hätte keine Chance auf eine Reaktivierung für den Personenverkehr bestanden, hätten wir als Betreiber anders herangehen können“, sagte Sauter.