Nach Insolvenz: Gewürze und Kräuter statt Wein

Ostrau. Es geht weiter im Industriegebäude an der Ringstraße 3 in Ostrau. Dort, wo bis zum Frühjahr dieses Jahres noch Wein abgefüllt wurde, werden nun Kräuter und Gewürze verpackt.
Die H·E·S Hallesche Essig- und Senffabrik GmbH mit Hauptsitz in Bad Dürrenberg übernimmt diese Immobilien und wird dort einen weiteren Standort eröffnen. „Damit zieht ein neues Unternehmen in die Region und wird einen positiven Beitrag für die lokale Wirtschaft leisten“, so Insolvenzverwalter Dr. Tjark Thies von der Kanzlei Reimer.
H·E·S ist nach Angaben auf der Homepage des Unternehmens ein Spezialist für Kräuter, Gewürze und Aromen.
Insolvenzanatrag Anfang des Jahres
Im Januar hatte die Tophi GmbH, die Wein- und Sektkellerei in Ostrau, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht in Hamburg gestellt (wir berichteten).
Die Tophi GmbH zählte mit ihren 130 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern in der Gemeinde Ostrau. Nicht nur wegen Corona war das Unternehmen mit Sitz in Hamburg und Ostrau in wirtschaftliche Schieflage geraten. Der Brexit, Lieferkettenprobleme und weitere Handelsbeschränkungen sollen den international agierenden Wein- und Spirituosenhändler Tophi GmbH in eine wirtschaftliche Schieflage gebracht haben.
Im Rahmen des Bieterverfahrens habe ein französischer Wettbewerber von Tophi für den Warenbestand und die Marken das deutlich höchste Angebot aller Bieter abgegeben. Aufgrund des finanziell sinnvollen Verkaufs an den einstigen Konkurrenten können die Gläubiger mit einer höheren Quote rechnen.
Käufer von Tophi nicht am Standort interessiert
„Zu meinem großen Bedauern war der Käufer jedoch nicht bereit, den Standort fortzuführen. Daher musste der Geschäftsbetrieb Anfang Mai 2022 leider stillgelegt werden“, sagte der Insolvenzverwalter.
Der Standort Hamburg ist inzwischen vollständig geschlossen. In Ostrau arbeiten bis Ende des Jahres noch sechs Beschäftigte. Sie kümmern sich im Wesentlichen um Abwicklungsarbeiten, vor allem im Bereich der Buchhaltung. „Für alle Mitarbeiter wurde eine Transfergesellschaft errichtet. Ein Großteil der Belegschaft hat mittlerweile bereits eine neue Arbeit gefunden“, so Thies.
Wann das Insolvenzverfahren, das Anfang April eröffnet wurde, vollständig beendet werden kann, lässt sich derzeit noch nicht genau sagen. Hierfür müssen erst sämtliche Vermögensgegenstände des Unternehmens bestmöglich und abschließend verwertet worden sein.
Bürgermeister über Entwicklung froh
Für die zweite Immobilie an der Lindenstraße, in der sich Büros und Lagermöglichkeiten befanden, wird derzeit noch ein Käufer gesucht.
Über den Notarvertrag erhielt Bürgermeister Dirk Schilling (CDU) Kenntnis darüber, dass sich ein neues Unternehmen am Standort von ehemals Tophi etabliert. „Das freut mich sehr, vor allem für die Leute, die zurzeit in der Transfergesellschaft untergekommen sind und nun wieder Hoffnung auf einen Arbeitsvertrag haben. Ich hoffe, es werden so viele wie möglich aufgenommen. Einige sollen schon zur Einarbeitung in Bad Dürrenberg sein“, sagte Schilling.
Eine Anfrage des DA bei der Hallesche Essig- und Senffabrik GmbH zum neuen Standort und der Anzahl der Mitarbeiter bliebt vorerst unbeantwortet.