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Döner dicht

Erst vor knapp einem Jahr wurde ein Restaurant mit Shisha-Bar und Spielautomaten eröffnet. Jetzt wird ausgeräumt.

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© S. Schultz (Archiv)

Von Jürgen Müller

Stauchitz. In der Gemeinde Stauchitz gibt es wieder eine leerstehende Immobilie mehr. Erst vor einem Dreivierteljahr wurde in einem ehemaligen Getränkemarkt ein Döner-Restaurant eröffnet. Auf insgesamt 200 Quadratmetern waren eine Gaststätte, Spielräume mit zwei Billardtischen, einer Bar und Lagerräumen entstanden. Auch eine Shisha-Bar wurde eröffnet. Vor allem von Schülern der nahegelegenen Oberschule wurde die neue Gaststätte anfangs oft genutzt. Doch offenbar nicht oft genug. Schon seit kurz vor Weihnachten ist jedenfalls geschlossen.

Die Werbeschrift ist abmontiert, der Laden wird ausgeräumt, der Döner ist dicht.
Die Werbeschrift ist abmontiert, der Laden wird ausgeräumt, der Döner ist dicht. © privat
Wer diesen Werbeplakaten in Stauchitz folgt, steht vor verschlossenen Türen.
Wer diesen Werbeplakaten in Stauchitz folgt, steht vor verschlossenen Türen. © privat

Inzwischen wurde die Schrift abmontiert, werden die Räume ausgeräumt. Der Betreiber will sich zu den Gründen der Schließung nicht äußern. „Das geht Sie nichts an“, faucht er am Telefon. Der 58-Jährige, der aus der Türkei stammt und seit 1980 in Deutschland lebt, hatte früher schon in Krefeld ähnliche Gaststätten und Bars. Jetzt ist er Chef eines Entkernungs- und Beräumungsdienstes. Seine Frau betreibt einen Imbiss in der Gemeinde Wülknitz.

Betreiber vor Gericht

Bei den Anwohnern stieß das neue Restaurant schon lange vor der Eröffnung auf Ablehnung. Befürchtet wurden nicht nur nächtlicher Lärm, sondern das dort mit Drogen gehandelt werde. Der Betreiber hat das immer vehement bestritten: „Ich habe mit Drogen nichts am Hut“, hatte er damals der SZ versichert. Der Betreiber hatte nach eigenen Angaben für das Grundstück einen Mietvertrag für fünf Jahre abgeschlossen mit Verlängerungsoption. Der Mann musste sich erst im Juni vergangenen Jahres wegen Steuerhinterziehung vor dem Amtsgericht Dresden verantworten. Er wurde zu einer Geldstrafe von 3400 Euro verurteilt, weil er in 23 Fällen Steuern und Sozialabgaben hinterzogen hatte. Er war der faktische Geschäftsführer von drei Firmen in der Gemeinde Wülknitz. Allerdings hatte er in zwei Firmen Rumänen offiziell als Geschäftsführer eingesetzt. Das waren sogenannte Scheinselbstständige. Insgesamt geht es um eine Summe von knapp 19 000 Euro. Dieses Geld muss er nun ebenfalls zurückzahlen. Sechsmal schon wurde er seit 1997 verurteilt, unter anderem auch, weil er gefährliche Abfälle in Umlauf brachte. Das Amtsgericht Riesa verhängte gegen ihn wegen Urkundenfälschung und auch wegen Steuerhinterziehung jeweils Geldstrafen.

Gegen den Mann ist noch ein weiteres Verfahren am Landgericht Dresden anhängig. Er ist wegen Einschleusens von Ausländern, Urkundenfälschung und Geldfälschung angeklagt. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, gefälschte polnische und bulgarische Reisepässe sowie Führerscheine für jeweils 2 000 Euro verkauft zu haben. Auch einen spanischen Reisepass, einen spanischen Führerschein und eine spanische Identitätskarte soll der Mann angeboten haben. Auch diese Dokumente waren gefälscht. Mit den verkauften Dokumenten reisten laut Anklage mindestens zwei Ausländer illegal nach Deutschland ein. Zudem soll er mit Falschgeld gehandelt haben. Dabei tappte er in eine Falle. Einer seine „Kunden“ war ein Polizist. Wie das Landgericht Dresden mitteilt, wurde die Hauptverhandlung noch nicht terminiert.

Musste das Restaurant schließen, weil in Sachsen seit Jahresanfang ein neues Gesetz gilt? Dieses regelt, dass Spielotheken in einem bestimmten Abstand zu Schulen nicht mehr gestattet sind. Die Stauchitzer Oberschule befindet sich in der Nähe des Restaurants, in dem auch mehrere Spielautomaten standen. Landkreis-Sprecherin Kerstin Thöns bestätigt, dass es ein solches Gesetz gibt, dieses sei aber offensichtlich nicht der Grund für die Schließung. „Dem Landratsamt war gar nicht bekannt, dass dort Spielautomaten standen“, sagt sie.

„Es ist schade, dass das Restaurant zugemacht hat. Wahrscheinlich hat es sich nicht gerechnet“, vermutet der Stauchitzer Bürgermeister Frank Seifert (parteilos). Sein Gewerbe abgemeldet habe der Betreiber bisher aber nicht, so der Stauchitzer Bürgermeister. Zuvor hatte auf dem Gelände nicht nur der Getränkehandel, sondern auch der Schlecker-Markt zugemacht. Auch eine Physiotherapie schloss ihre Türen, ist jetzt in der „Alten Post“ untergebracht.