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Dolche für den Kanzler

Bei seiner Arabien-Reise machte Gerhard Schröder im Jemen Station.

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Von Michael Fischer,Sanaa

Der Krummdolch gilt im Jemen als Symbol der Stärke und Reife eines Mannes. Trotzdem tragen ihn auch kleine Jungen schon stolz vor dem Bauch. Als Geschenk für Gäste aus dem Ausland macht er sich aber auch gut. Bundeskanzler Gerhard Schröder erhielt gestern gleich zwei Exemplare. Auf dem Dach einer Karawanserei mit atemberaubendem Blick auf das Stadtzentrum von Sanaa wurde ihm zudem eine Schatulle mit Halbedelsteinen überreicht. Die Achate sollen der Überlieferung nach eine besondere Wirkung haben. „Manche sagen, es führt zu einer glücklichen Ehe, wenn man diese Steine besitzt“, wurde dem Kanzler erklärt.

Brief an die Opposition

Schröder wirkte am fünften Tag seiner Reise über die arabische Halbinsel entspannt. Am Vorabend hatte er sich nach einem Bankett mit dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh noch an die innenpolitische Arbeit gemacht und den Brief von Angela Merkel und Edmund Stoiber beantwortet.

Eineinhalb Stunden nahm sich Schröder gestern Vormittag Zeit, um die Altstadt von Sanaa zu besichtigen. Sie ist mit ihren mehr als 6 000 Wohntürmen aus Naturstein und Lehmziegeln und ihren rund 50 Moscheen seit 1984 als Weltkulturerbe von der Unesco geschützt. Auch mit ausländischer Hilfe wird das einzigartige Ensemble nach und nach restauriert. Der Kanzler besichtigte zwei Projekte, bei denen Geld aus Deutschland floss. Die Karawanserei wurde mit 200 000 Euro aus Deutschland restauriert und wird jetzt von Künstlern als Ausstellungsraum genutzt.

Jemens Regierung will den Tourismus wieder als ein wirtschaftliches Standbein aufbauen. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 brach die Branche vollkommen ein. Der Jemen galt als Rückzugsgebiet von Terroristen. Eine Serie von Entführungen von Ausländern hatten zuvor Touristen abgeschreckt. Doch 2004 kamen wieder 18 000 Touristen, ein Drittel davon aus Deutschland. Für dieses Jahr werden 80 000 erwartet. (AP)