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Doppelrolle führt zu Zoff

Felix Koslowski ist Trainer der deutschen Volleyball-Frauen – und des Schweriner SC. Das frustet die Bundesliga-Konkurrenten, zunehmend auch den Dresdner SC.

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© Tytus Zmijewski/EPA-EFE/REX/Shut

Von Michaela Widder

Der Vorwurf ist nicht neu, und dass die Sache ein „Geschmäckle“ hat, findet Dresdens Volleyball-Trainer Alexander Waibl schon lange. Seit ein paar Wochen wird die Doppelrolle von Felix Koslowski als Frauen-Nationaltrainer und Schwerins Coach zum ersten Mal auch öffentlich diskutiert – von den Konkurrenten in der Bundesliga. Auslöser war der Wechsel von Diagonalangreiferin Kimberly Drewniok.

Die 20-Jährige hatte eigentlich noch einen gültigen Vertrag in Wiesbaden, wo sie in der abgelaufenen Saison beste Punktesammlerin war. Plötzlich aber bat die junge Nationalspielerin um Freigabe, weil der Schweriner SC nach dem Abgang von Top-Angreiferin Louisa Lippmann nach Italien angefragt hatte. „Wir haben uns an die Abmachungen gehalten, andere leider nicht“, monierte Wiesbadens Trainer Dirk Groß und sprach daraufhin in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aus, was auch vielen seiner Kollegen gegen den Strich geht: „Es ist ein Fehler des deutschen Verbandes, dass es einen Bundes- und einen Bundesliga-Trainer in Personalunion gibt.“

Ähnlich sieht es Waibl, der in der Vergangenheit beim Werben um deutsche Spielerinnen Schwerins Nationalbonus auch schon zu spüren bekam. „Der Bundestrainer hat den besten Zugriff auf die deutschen Spielerinnen, um sie zu überzeugen, Nähe zu schaffen“, erklärt der 50-Jährige, der im 2016 selbst nebenbei die tschechische Auswahl betreut hatte.

Im vorigen Jahr entsprach die Stammsechs der Nationalmannschaft zeitweise der vom Meisterteam in Schwerin. Öffentlich würde natürlich keine Spielerin zugeben, dass es für ihre Zukunft im Nationaldress ein Nachteil sein könnte, nicht in Schwerin unter Vertrag zu stehen. Doch mindestens einen Beigeschmack hat die Doppelrolle. „Im Moment können wir uns nicht beklagen, wir haben acht Deutsche im Team“, sagt Waibl, der seinen Kollegen prinzipiell für einen „guten Auswahltrainer“ hält, aber er dürfte es eben nicht im eigenen Land sein. „Irrsinnig“ fände er allerdings, wenn, wie angekündigt, die Anzahl der Ausländerinnen auf dem Feld ab der Saison 2019/2020 beschränkt werden soll. Dann wären die wenigen deutschen Top-Profis noch begehrter. „Und wenn der Bundestrainer die gestandenen deutschen Spielerinnen bekommt, führt das klar zu einer Wettbewerbsverzerrung.“

DVV mit großen finanziellen Sorgen

Im Herbst soll über die Ausländerquote abgestimmt werden. Die Kritik der Klubs ist schon jetzt laut geworden. Die Vollversammlung aller Bundesligisten der Frauen hat daher den Deutschen Volleyball-Verband (DVV) aufgefordert, „dass ein Trainer aus der Bundesliga nicht gleichzeitig Bundestrainer ist“, wie DSC-Geschäftsführerin Sandra Zimmermann erläutert. Auch Ex-Volleyballerin Kim Renkema, jetzt Sportdirektorin von Vizemeister Stuttgart, geht in die Offensive: „Alle Vereine, selbst Schwerin, waren sich darin einig, dass diese Konstellation auf Dauer nicht geht.“

Koslowski hatte die Auswahl 2015 als Interimslösung von Luciano Pedullà übernommen, die erhoffte Olympia-Qualifikation 2016 aber verpasst. Der Verband setzt weiterhin auf den zweifachen Familienvater, der Ex-Bundestrainer Giovanni Guidetti neun Jahre lang als Assistent zur Seite stand. „Es war aber nie das Ziel, dass die Doppelrolle eine Dauerlösung ist“, meint Zimmermann. Einen Trainer, der ausschließlich fürs Nationalteam arbeitet, können sich nur wenige Nationen wie Holland, die USA und Italien leisten. „Unser Ziel ist es natürlich, dass wir in Zukunft einen Bundestrainer das ganze Jahr beschäftigen können. Dies können wir im Moment aber finanziell nicht abbilden“, sagt DVV-Sportdirektor Christian Dünnes auf SZ-Anfrage. Der Verband hat große Geldsorgen und muss sich nach dem Rücktritt von Präsident Thomas Krohne und fünf seiner Vorstandskollegen erst mal neu ordnen.

Bei der Suche nach einer externen Lösung allein auf die Geldnöte zu verweisen, kann man beim Pokalsieger in Dresden nur bedingt nachvollziehen. „Fakt ist, dass wir einen neutralen Bundestrainer fordern – ob Vollzeit oder Teilzeit, gilt es zu besprechen“, sagt Zimmermann.

Die Doppellösung hält auch Nationalspielerin Lena Stigrot „nicht für optimal“. Die Angreiferin, die in den nächsten beiden Jahren den DSC verstärkt, sagt: „Es kann schon sein, dass Schweriner Spielerinnen in manchen Situationen mehr Vertrauen bekommen.“ Prinzipiell sei das aber kein Thema in der Mannschaft. „Felix hat ein gutes Standing bei uns“, betont sie.

Am Donnerstag trifft sich das deutsche Team, das die erste Saison in der Nations League mit fünf Siegen aus 15 Partien auf Platz elf beendet hat, zum Lehrgang. Die WM-Vorbereitung findet in Koslowskis Heimat statt und nicht wie zu Guidettis Zeiten im Olympischen Trainingszentrum in Kienbaum, wo abgeschirmt unter Top-Bedingungen trainiert werden kann. „In der Liga gibt es das starke Gefühl, dass die Nationalmannschaft viel mit Schwerin zu tun hat“, sagt Waibl. „Und das halte ich nicht für eine gute Stimmungslage.“