Bautzen
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Dorfgemeinschaft zieht an einem Strang

Die meisten Einwohner von Briesing wollen eine zentrale Kläranlage im Ort. Dabei gibt es noch einen schönen Nebeneffekt.

Von Kerstin Fiedler
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Mitarbeiter der Firma STB See arbeiten derzeit an der Straße Am Wolfsberg in Briesing an einem Hausanschluss. Die Einwohner haben sich eine zentrale Kläranlage gewünscht. Bis nächstes Jahr wird gebaut.
Mitarbeiter der Firma STB See arbeiten derzeit an der Straße Am Wolfsberg in Briesing an einem Hausanschluss. Die Einwohner haben sich eine zentrale Kläranlage gewünscht. Bis nächstes Jahr wird gebaut. © SZ/Uwe Soeder

Briesing. Endlich, werden viele Einwohner von Briesing jetzt sagen. Endlich wird im Ort gebaut. Und zwar an der Straße. Seit rund zehn Jahren stand das auf der Prioritätenliste der Gemeinde Malschwitz.

 Doch dass es jetzt dazu kam, ist dem Willen der Dorfgemeinschaft zu verdanken. Denn die meisten Einwohner wünschten sich eine zentrale Kläranlage im Dorf. Und so entstand ein Gemeinschaftsvorhaben der Gemeinde Malschwitz mit dem Abwasserzweckverband (AZV) Kleine Spree.

Eine zentrale Abwasserbeseitigung war für den Ortsteil Briesing nie geplant. Der Geschäftsführer des AZV, Andreas Skomudek, ist deshalb froh, wenn sich in den Dörfern die Bürger zusammentun, um eine kleine zentrale Lösung anzugehen. „Gute Erfahrungen haben wir da zum Beispiel schon in Zschillichau gemacht“, sagt Skomudek. Wenn sich die Bürger einig sind, ist der AZV gern bereit, die Planung und den Bau vorzubereiten und zu begleiten. Und die Gemeinde Malschwitz, zu der Briesing gehört, kann sich mit dem Straßenbau an der Maßnahme beteiligen.

Dass Briesing ein beliebtes und junges Dorf ist, zeigt sich zum Beispiel daran, dass von den 115 Einwohnern 27 Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre sind. Der Malschwitzer Bürgermeister Matthias Seidel (CDU) hat einmal in die Statistik geschaut und gesehen, dass diese Einwohnerzahl zwei mehr ausweist als im Dezember 2018 und acht mehr als 2017. In der Straße Am Wolfsberg entstand gerade ein neues Eigenheim, was dieser Tage bezogen wird. „Aber auch in den älteren Häusern gibt es teilweise einen Generationswechsel“, sagt Matthias Seidel. Kinder oder Enkel kommen nach Hause zurück. Das mag auch an der guten Lage des Ortes liegen. Es ist nicht weit bis Bautzen oder zur Autobahn. Der Ort liegt an einer Bundesstraße. In Großdubrau, der Nachbargemeinde, hat man alles, was eine gute Infrastruktur braucht – zwei Discounter, zwei Bäcker, Sparkasse, Ärzte, Friseure. Nicht zu vergessen natürlich die Kita- und Schullandschaft. „Eigentlich müsste nun nur noch der Stadtbus von Bautzen aus hierher fahren“, wünscht sich Matthias Seidel. Es sind ja nur zehn Kilometer. Doch der öffentliche Nahverkehr wird wohl ein Schwachpunkt bleiben.

Gebaut wird auch noch 2020

Die Bauarbeiten in Briesing haben im März begonnen. Die Firma STB See hat damals mit drei Bautrupps an drei verschiedenen Punkten losgelegt. „Aber momentan wird ja gefühlt an jeder Straße im Kreis Bautzen und darüber hinaus gebaut“, sagt Matthias Seidel. Und so sind derzeit nur drei Kollegen vor Ort. Sie sind vor allem dabei, die Hausanschlüsse zu installieren. „Wir haben uns entschieden, die Rohre aus der Straße raus zu legen. Wer sich später noch anschließen will, kann das dann ohne Probleme noch tun“, sagt Andreas Skomudek. Nur einige Hauseigentümer haben die Vereinbarung für die zentrale Kläranlage, die am Rande des Dorfes entsteht, nicht unterschrieben. „Meist hat das den Grund, dass ihre Kläranlagen noch eine gewisse Restlaufzeit haben“, weiß Skomudek. Allerdings müssen die Anwohner dann auch sehen, ob diese Anlagen noch den Vorschriften entsprechen und die vorgegebenen Werte einhalten. Einleitergebühren entstehen zusätzlich. Die Regenwasserrohre haben in Briesing eine ziemliche Dimension. Das liegt vor allem daran, dass der Ort im Überschwemmungsgebiet der Spree liegt. Doch gerade die Spree und der kurze Weg in die Teiche machen den Ort eben auch landschaftlich attraktiv. Und immerhin hat in Briesing auch der erste Vorsitzende der Domowina, Arnošt Bart, gelebt. Davon kündigt eine Zeichnung am Wohnhaus des Sorben, der 1956 dort starb.

Das Besondere an diesem Bauvorhaben in Briesing sei, dass es die Bürger selbst gewollt haben und dafür auch ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. „Wir haben hier in Briesing sehr hilfsbereite Bürger“, ruft der Polier der Firma STB im Vorübergehen dem Bürgermeister zu. Es gab auch keinerlei Probleme, als es darum ging, dass teilweise kleine Flächen noch für die Straße gebraucht wurden. Auch das Baumaterial konnte auf Privatgrundstücken gelagert werden. „Ich glaube, das liegt alles daran, dass in Briesing noch eine echte Gemeinschaft existiert“, sagt Matthias Seidel. Es gibt zum Beispiel eine Party-Scheune, wo gemeinsam oder auch in Familie gefeiert wird.

Nachförderung bewilligt

Bis Ende August soll nun im ersten Abschnitt der Straße Am Wolfsberg die Schwarzdecke aufgebracht sein. Danach geht es im hinteren Teil des Dorfes weiter. Das Ende der Maßnahme ist erst im nächsten Jahr geplant. Da werden die Kläranlage und die kleinen Nebenwege gebaut. Insgesamt kostet das Vorhaben rund 1,2 Millionen Euro. Froh ist der Bürgermeister, dass der sächsische Landtag gerade eine Nachförderung in Höhe 110 000 Euro für den Straßenbau bewilligt hat. „Die Kosten für den Tiefbau sind enorm gestiegen seit dem vergangenen Jahr“, sagt Seidel. Die Bürger werden an den Kosten der Kläranlage und auch am Straßenbau beteiligt, da es sich in Briesing um Anliegerstraßen handelt.