Von Alexander Kempf und Sabine Ohlenbusch
Die Mitarbeiter des Sägewerkes in Kodersdorf haben schon für eine bessere Bezahlung gekämpft, als ihr Werk noch einen anderen Besitzer hatte. Die Gespräche mit einem Manager der Klausner-Gruppe enden im Juli 2015 aber für viele Angestellte frustrierend. Denn die Führung verteidigt damals das in Ostsachsen gezahlte Lohnniveau gegen die Kritik der Mitarbeiter. Auch weil ihre damaligen Kollegen in einem anderen Klausner-Werk in Thüringen besser verdienen, fordert die Kodersdorfer Belegschaft mithilfe der Industriegewerkschaft Metall die Aufnahme von Tarifverhandlungen.

Doch dazu kommt es nicht. Denn nur wenige Wochen später ist das Kodersdorfer Werk von Klausner überraschend an die ebenfalls aus Österreich stammende Schweighofer-Gruppe verkauft worden. Der neue Arbeitgeber soll Mitarbeitern damals aber zugesichert haben, die Gespräche mit der Gewerkschaft wieder aufzunehmen. Das war im August 2015. Seither scheint wenig passiert zu sein.
Welcher Lohn ist marktkonform?
Bis die Gewerkschaft dem Unternehmen in der vergangenen Woche ein Ultimatum setzte und versuchte, Gespräche zu erzwingen. Offenbar mit erstem Erfolg. „Wir stehen mit der IG Metall in Kontakt. Es hat auch schon einen Besuch des örtlichen Vertreters in unserem Werk stattgefunden“, teilt Thomas Kienz von der Werkleitung in Kodersdorf mit. Von einer durch die Gewerkschaft gesetzten Frist habe die Schweighofer-Gruppe aber nichts gewusst.
In jedem Fall ist der Kontakt zwischen beiden Seiten nun hergestellt. Denn auch der Geschäftsführer der IG Metall Ostsachsen bestätigt, dass Schweighofer auf den Vorstoß der Gewerkschaft reagiert hat. „Wir haben eine Antwort erhalten“, so Jan Otto. Er zeigt sich für den Moment damit zufrieden, dass es Gespräche geben wird. Von der anfangs ablehnenden Haltung der Firma sei gegenwärtig nichts zu spüren. Sind Tarifverhandlungen also der nächste Schritt? Für Jan Otto ist dies weiterhin das erklärte Ziel. „Unsere Forderung bleibt: Wir wollen Tarifverträge für die Angestellten des Sägewerks in Kodersdorf.“
Das Unternehmen verweist stattdessen auf bereits bestehende Vereinbarungen mit dem Betriebsrat in Kodersdorf. „Wie zahlreiche andere holzverarbeitende Betriebe regelt die Holzindustrie Schweighofer in Kodersdorf die tariflichen Belange über Betriebsvereinbarungen. Diese werden mit dem örtlichen Betriebsrat vereinbart“, so Thomas Kienz von der Werksleitung. Zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft gibt es also ganz offensichtlich noch Gesprächsbedarf. Die IG Metall hat bereits im Vorfeld das Lohnniveau in Kodersdorf kritisiert. Mit durchschnittlich zehn Euro pro Stunde soll es vier Euro unter dem Flächentarif Holz liegen.
„Diese Rechnung ist für uns nicht nachvollziehbar, weil wir nicht wissen, worauf genau sich die Gewerkschaft bezieht“, reagiert das Unternehmen auf die Kritik. Bei der Bezahlung will sich Schweighofer offenbar an marktüblichen Preisen orientieren. „Marktkonformität bei der Entlohnung ist für uns eine klare Zielgröße“, schreibt Thomas Kienz. Offen lässt er, welcher Markt hier für das Unternehmen maßgeblich ist.
Der Klausner-Manager etwa hat das niedrigere Lohnniveau des Werkes im vergangenen Juli noch mit dessen Lage begründet. Weil sich das andere Klausner-Werk in Thüringen an der Grenze zu Bayern befindet, seien dort höhere Löhne gerechtfertigt. Kodersdorf, ist damals argumentiert worden, liege aber an der Grenze zu Polen und Tschechien.
Vorerst kein Streik in Aussicht
Das dürfte Jan Otto von der IG Metall Ostsachsen naturgemäß anders sehen. Die Gewerkschaft will nun die Gespräche mit Schweighofer abwarten. Solange beide Seiten im Gespräch bleiben, werde es keinen Streik in Kodersdorf geben. Er sei aber auf alles vorbereitet, sagt der Geschäftsführer der Gewerkschaft. Einen Arbeitskampf wünscht sich der österreichische Holzproduzent in Kodersdorf nicht. „Wir sehen keinen Grund dafür. Bezüglich aller lohnrelevanten Themen stehen wir im besten Einvernehmen mit dem Betriebsrat“, heißt es von der Kodersdorfer Werksleitung.
Der Konzern habe in Ostsachsen noch viel vor. Gegenwärtig werde eine neue Hobellinie in Betrieb genommen. „Bis Ende des Jahres schafft die Holzindustrie Schweighofer damit circa 25 neue Arbeitsplätze in Kodersdorf“, so Thomas Kiez. Neben dem Werk in Kodersdorf betreibt Schweighofer noch drei Sägewerke und zwei Plattenwerke in Rumänien.