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Dresden geht auf Deutschland-Tournee

Die Touristenzahlen sinken, ausländische Wissenschaftler können für die Unternehmen in der Landeshauptstadt nicht mehr gewonnen werden und vieles mehr. Weil Pegida dem Image der Stadt schadet, plant Oberbürgermeister Dirk Hilbert eine Charmeoffensive.

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© dpa

Andreas Weller

Die Touristenzahlen sinken, ausländische Wissenschaftler können für die Unternehmen in der Landeshauptstadt nicht mehr gewonnen werden. „Pegida schadet dem Image Dresdens gravierend und vernichtet Arbeitsplätze“, sagt Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) im SZ-Interview. Nun will er den Ruf der Stadt in Deutschland retten.

Hilbert plant eine Kommunikationsoffensive, sozusagen für den inneren Frieden der Stadt. Parallel will er Dresden zu einer Vorzeigestadt in Sachen Asyl machen und dann auf Deutschlandtour gehen, um den angeschlagenen Ruf aufzupolieren. Die Flüchtlingskrise und die Ungewissheit der Menschen in der Stadt habe zu Ablehnung von Flüchtlingen geführt. Das hat Pegida massiven Zulauf gebracht, und diesen will der OB nun zurückdrängen. Pegida einfach aufzulösen, funktioniert natürlich nicht.

„Ich will den Menschen vermitteln, dass Pegida nicht das Instrument sein muss, seine Ängste zu äußern“, so der Oberbürgermeister. Die Verwaltung bereite sich auf etwa 5 500 weitere Flüchtlinge im kommenden Jahr vor. Damit die Unterbringung koordiniert und nicht wie bisher häufig hektisch abläuft, werde daran gearbeitet, geeignete Unterkünfte mit längerem Vorlauf zu beschaffen. Die Dresdner sollen spüren, dass die Stadt „Herr der Lage“ sei und es keinen Grund für Ängste gibt. Deshalb werden derzeit gering belegte Hotels, ungenutzte Bürogebäude und vieles mehr in der Stadt als Standorte geprüft. Dazu sollen deutlich mehr Sprachkurse für Asylbewerber die Integration vorantreiben. „Sprache ist der Schlüssel für Arbeit“, so Hilbert. Wenn die Flüchtlinge ihr Geld selbst verdienen, haben sie sinnvolle Beschäftigung, und die Akzeptanz bei der Bevölkerung sei höher. Zudem sollen die Minijobs für Flüchtlinge von derzeit 200 auf 500 aufgestockt werden.

Unternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und Universitäten seien laut Hilbert bereit, anerkannte Asylbewerber schnell einzustellen. Auch der Bedarf dafür sei vorhanden. Es soll viel mehr Kontakte zwischen Dresdnern und Flüchtlingen geben, damit sie sich kennenlernen. Auch das baue Ängste ab.

Geplant ist, dass der Oberbürgermeister ab Ostern 2016 eine Deutschlandtour startet. Er will mit seinem Konzept durch etliche Städte der Republik ziehen, Dresden als Vorzeigestadt präsentieren, Anregungen geben, damit die Stadt als eine Art Modell gelten kann und mehr. „Ich will auch dafür werben, wofür Dresden sonst steht“, sagt er. Denn derzeit werde die Stadt überregional auf Pegida reduziert, was zu den fehlenden Touristen vor allem aus Deutschland führe.