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Überraschende Geständnisse von Ex-Polizist

Der Dresdner Dauerbetrüger Gerd E. sitzt mal wieder auf der Anklagebank. Dort schweigt er erst, dann kommt er ins Plaudern.

Von Alexander Schneider
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Weißes Hemd, Krawatte, das Gesicht hinter einer Akte versteckt - so saß Gerd E. am Mittwoch im Landgericht Dresden. Neben ihm sein Verteidiger Michael Flintrop.
Weißes Hemd, Krawatte, das Gesicht hinter einer Akte versteckt - so saß Gerd E. am Mittwoch im Landgericht Dresden. Neben ihm sein Verteidiger Michael Flintrop. © SZ/Alexander Schneider

Dresden. Als es mit der DDR zu Ende ging, war Gerd E. bei der Bereitschaftspolizei in Dresden. Von 1985 bis 1989. Nach der Wende, sagt der 53-Jährige, habe er "den Fehler gemacht, in den Westen zu gehen". Er habe sich in Baden-Württemberg bei der Polizei beworben. Weil er jedoch nicht genommen wurde, habe er sich dazu genötigt gesehen,"die Seite zu wechseln". Seitdem ist E. immer wieder mit Betrügereien und Urkundenfälschungen aufgeflogen. Er ist Dauergast in den Gefängnissen der Republik, vorzugsweise natürlich in Sachsen.

Am Mittwoch begann ein neuer Prozess gegen den vielfach vorbestraften Erwerbsunfähigkeitsrentner, der sich über all die Jahre bemerkenswert treu geblieben ist. Er soll ab Ende 2018 mit der EC-Karte einer Frau deren Konto geplündert haben, indem er stattliche Summen an Geldautomaten abhob oder Überweisungsaufträge auslöste. In einem Autohaus auf der Dohnaer Straße habe er Finanzierungen für zwei Autos abgeschlossen und die dafür erforderlichen Einkommensnachweise gefälscht. Die monatlichen Raten von jeweils mehr als 500 Euro sei er auch schuldig geblieben. Darüber hinaus soll er für andere Betrüger, die als falsche Polizisten unterwegs gewesen waren, ein Schriftstück ausgestellt haben, in dem er erklärte, er habe 80.000 Euro erhalten. Außerdem sei er mehrfach ohne Führerschein gefahren.

Angeklagter hat Führerschein angeblich verloren

E. hatte in dem Prozess zunächst gar nichts gesagt. Er saß einfach nur schweigend da, die Hände vor dem Gesicht verschränkt und starrte in den Saal. Weder der Vorsitzende Richter Birger Magnussen, noch Verteidiger Michael Flintrop gelang es, ihn zum Sprechen zu bringen.

Der Grund lag offenbar darin, dass E. bislang noch keinen Laptop erhalten habe, um sich auf sein Verfahren vorbereiten zu können, wie später klar wurde. Magnussen entgegnete, E. habe zwei Verteidiger und seit Erhebung der Anklage im Februar auch genug Zeit zur Vorbereitung gehabt. Schließlich sprach E. doch. Zu den Vorwürfen wollte er sich jedoch nicht äußern. Er bestritt lediglich die führerscheinlosen Autofahrten. Er habe schon zu DDR-Zeiten eine Fahrerlaubnis erworben, den Schein aber verloren. Zu den anderen Anklagepunkten werde er sich am nächsten Sitzungstag äußern.

Er redet wie ein Wasserfall, nur nicht über seine Anklage

Stattdessen offenbarte er einige Dinge, die wohl auch für das Gericht neu waren. So stellte er es als Gefälligkeit dar, dass er mit dem Ausscheiden aus der Bereitschaftspolizei 1989 eine Erwerbsunfähigkeitsrente bezieht. Derzeit knapp 850 Euro monatlich. Die älteren Kollegen bei der Polizei habe man behalten, die jüngeren hätten alle gehen müssen. Er habe das Angebot bekommen, eine Erwerbsunfähigkeitsrente zu beziehen, sagte er. Die Frage des Staatsanwalts nach dem Grund für die "EU-Rente" beantwortete E. nicht.

Dafür redete er wie ein Wasserfall über seine Situation als Mehrfachstraftäter und stellte sich als Opfer dar. Als Knacki "fährt man immer wieder ein", sagte E. In den wenigen Monaten in Freiheit – so war er zuletzt etwa von Juli 2018 bis Oktober 2019 auf freiem Fuß – verdiene er schon seit vielen Jahren sein Geld als "Privatdetektiv".

Das Gericht hat vorerst sechs weitere Sitzungstage bis Mitte August angesetzt.

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