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Gorbitz bald wieder ohne Gymnasium?

Lange wurde um den Schulstandort gerungen, nun hat Dresdens Bildungsbürgermeister neue Pläne. Die sorgen für Ärger, auch in Prohlis.

Von Nora Domschke
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Noch lernen Schüler des Gymnasiums Gorbitz im frisch sanierten Haus am Leutewitzer Ring. Das soll sich aber ändern.
Noch lernen Schüler des Gymnasiums Gorbitz im frisch sanierten Haus am Leutewitzer Ring. Das soll sich aber ändern. © SZ/Nora Domschke

Lange musste das Schulhaus am Leutewitzer Ring in Gorbitz auf seine Sanierung warten - nun ist es so gut wie fertig. Doch Bildungsbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) hat inzwischen ganz andere Pläne für den Schulstandort als die Dresdner Stadträte. Diese hatten nämlich beschlossen, dass Wohnviertel wie Prohlis und Gorbitz ein Gymnasium bekommen sollen. Es geht um soziale Durchmischung: Schüler aus wirtschaftlich gut gestellten Familien mit hohem Bildungsgrad sollen hier gemeinsam lernen mit Jugendlichen, deren Familien wenig Geld haben, wo das Bildungsniveau eher niedrig ist. Im aktuellen Schuljahr startete nun das Gymnasium am Leutewitzer Ring. Doch dort soll es nicht bleiben.

Warum soll das Gymnasium umziehen?

Vorjohann indes will die Gymnasialplätze lieber dort haben, wo sie auch gebraucht werden. Die Nachfrage nach einem Gymnasium in Gorbitz sei zu gering, die Wege für Schüler lang. Also bringt er einen neuen Standort für das jetzige Gymnasium Gorbitz ins Spiel. In einer Vorlage von Anfang Dezember schlägt er dem Stadtrat vor, das Gymnasium an die Freiberger Straße, also an einen zentraleren Standort, zu verlegen. Auf dem Grundstück dort wird außerdem die neue 150. Oberschule gebaut. Bis Ende Schuljahr 2023/24 behält Gorbitz sein Gymnasium, dann soll es umziehen, frühestens allerdings erst, wenn der Neubau an der Freiberger Straße fertig ist.

Welche Reaktionen gibt es auf die Pläne der Stadt?

All jene Stadträte von Rot-grün-rot, die sich einst mehrheitlich für ein Gorbitzer Gymnasium ausgesprochen haben, sind nun mehr als verärgert. "Jetzt ist klar: Die Personalentscheidung für Vorjohann als Bildungsbürgermeister war ein eklatanter Fehler", meint etwa Dana Frohwieser, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Dass die Nachfrage in Gorbitz aufgrund der aktuellen Bauarbeiten im Gebäude gering ist, sei nicht verwunderlich, so die Schulexpertin. 

Auch das Argument mit den weiten Wegen lässt Frohwieser nicht gelten: Schließlich würden auch jetzt viele Schüler aus dem Dresdner Westen weite Strecken zu den Innenstadtgymnasien in Kauf nehmen. Insbesondere das zentral gelegene Gymnasium Bürgerwiese oder das Marie-Curie-Gymnasium haben regelmäßig mehr Anmeldungen als Plätze, viele Eltern schicken ihre Kinder aufgrund des guten Rufes der Schulen dorthin. Ähnlich formulieren ihren Ärger über dien geplanten Umzug auch die bildungspolitischen Sprecher von Linken und Grünen. CDU-Stadträtin Heike Ahnert bezeichnet das Gymnasium in Gorbitz  stattdessen als eine "Fehlentscheidung der früheren links-grünen Stadtratsmehrheit", das würden die geringen Anmeldezahlen zeigen. Nur 21 Viertklässler hatten sich freiwillig für Gorbitz entschieden. 

Welche Auswirkungen haben die Pläne noch?

Der Umzug des Gymnasiums hat allerdings weitreichende Folgen - auch für eien anderen Dresdner Stadtteil.  Grünen-Stadträtin Agnes Scharnetzky ist wütend über die Pläne von Vorjohann. Sie torpedierten die Beschlüsse des Stadtrates zur Schulnetzplanung. Diese sehen nämlich vor, den Schulstandort an der Boxberger Straße in Prohlis wiederzubeleben. Und zwar mit dem Berufsschulzentrum (BSZ) für Wirtschaft, das derzeit ebenfalls im Schulhaus am Leutewitzer Ring untergebracht ist. 2018 hatte der Stadtrat entschieden, dass das BSZ in einen Neubau nach Prohlis ziehen und um ein Berufliches Gymnasium erweitert wird. Damit sollte sowohl Prohliser als auch Gorbitzer Kindern der Weg zum Abitur im eigenen Stadtteil erleichtert werden. Wenn Vorjohann nun "eine Rolle rückwärts mache", erweise er Quartieren wie Gorbitz und Prohlis einen Bärendienst, so Scharnetzky.

Obwohl CDU-Stadträtin Heike Ahnert das Gymnasium Gorbitz als Fehlentscheidung bezeichnet, fordert sie dennoch, dass auch das BSZ Gorbitz verlässt und nach Prohlis umzieht. Es habe ein klares Versprechen an das BSZ für einen Neubau gegeben, das müsse nun auch gehalten werden. Das sieht auch CDU-Stadtrat Mario Schmidt aus Prohlis so: Für die Entwicklung des Stadtteils und auch für die der Sportlandschaft im Dresdner Osten sei der Schulstandort an der Boxberger Straße sehr wichtig. Dort ist auch eine neue Sporthalle geplant, Flächen, die auch dem Vereinssport zugute kommen und derzeit fehlen.

Prohlis oder Gorbitz - was sagt das BSZ?

Welche Lösung favorisiert eigentlich Lars-Detlef Kluger, der als Leiter des BSZ in den vergangenen Jahren bereits dreimal umgezogen ist und jeweils am neuen Standort eine Sanierung erlebt hat? "Wir freuen uns auf den versprochenen Standort in Prohlis und den Neubau dort." Und er hoffe natürlich, dass die Stadträte an ihrem Versprechen festhalten und sich für das BSZ in Prohlis stark machen. Nach zwei Jahren Schulzeit bei laufender Sanierung am Leutewitzer Ring - und weiteren Bauarbeiten, die in Aussicht stehen -  habe er und sein Kollegium das auch verdient. Vorjohann will die Kosten für den Neubau in Prohlis - mit Schulhaus und Dreifeldsporthalle sind das knapp 39 Millionen Euro - am liebsten einsparen und das BSZ in Gorbitz belassen. Im März 2020 wird der Stadtrat über seinen Vorschlag entscheiden.

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