Dresden. Schon 110 Jahre fließt die braune Brühe durch die rechtselbische Dresdner Abwasser-Hauptschlagader von der Prießnitzstraße bis zum Klärwerk Kaditz. Über drei Viertel des insgesamt 6,6 Kilometer langen Neustädter Abfangkanals sind saniert. Dafür hat die Stadtentwässerung rund 15 Millionen Euro investiert. Zuletzt war der Abschnitt auf der Kötzschenbroder Straße ab dem Ballhaus Watzke instandgesetzt worden. Das rund einen Kilometer lange Stück konnte im April dieses wieder freigegeben werden.
Im Juni hatten die ersten Vorbereitungen zur Sanierung des letzten Abschnitts begonnen, teilt Projektleiter Heiko Nytsch von der Stadtentwässerung mit. Dabei handelt es sich um das 1,5 Kilometer lange Stück vom Beginn der Scharfenberger Straße an der Flutrinne bis zum Klärwerk Kaditz.
Damit dies ohne große Verkehrseinschränkungen möglich wird, muss zuerst eine Ersatzleitung gebaut werden, die einen Durchmesser von einem Meter hat. Durch sie fließt das Abwasser während der Sanierung der alten, bis zu 2,5 Meter hohen Röhre. Eigentlich sollte die Leitung am Kaditzer Feuerwehrstandort vorbeiführen. Dort wäre aber eine Durchfahrtshöhe von mindestens vier Metern unter dem Rohr nötig gewesen. Da dies nicht möglich ist, wird über einen großen Umweg eine 2,6 Kilometer lange Ersatzleitung durch die Flutrinne und durchs Gelände der Kaditzer Faultürme zum Klärwerk gebaut. Damit ist sie einen guten Kilometer länger als der Sanierungsabschnitt.
„Wir haben jetzt damit im Gelände des Klärwerks begonnen“, erklärt Nytsch. In der Flutrinne muss deshalb auch eine Baustraße hergestellt werden. Geplant ist, dass die Ersatzleitung im Oktober liegt und das Abwasser hindurchfließt. „Dann können wir mit der Sanierung des Neustädter Abfangkanals beginnen“, sagt der Projektleiter. Da mit einem besonderen Verfahren gearbeitet wird und die Ersatzleitung über eine andere Trasse führt, werden kaum größere Verkehrseinschränkungen nötig. Es müssen nur drei Baugruben ausgehoben werden, erläutert Nytsch.
Per Kran werden glasfaserverstärkte Kunststoffrohre eingehoben, die meistens drei Meter lang sind. Motorgetriebene Wagen werden sie unterirdisch aus den Baugruben in den alten Kanal bugsieren, wo sie letztlich zusammengefügt werden. So entsteht ein neuer dichter Kanal in der alten Abwasserröhre.
Würde der alte Kanal komplett auf herkömmliche Weise erneuert, müsste die gesamte Straße aufgerissen werden, um neue Betonröhren einzusetzen. Mit dem besonderen Verfahren war bereits der Neustädter Abfangkanal auf der Kötzschenbroder Straße saniert worden. Allerdings verlief dort die Abwasserleitung auf dem Geh- und Radweg direkt daneben, weshalb mehr Sperrungen nötig waren.
Durch den enormen Aufwand muss die Stadtentwässerung rund zehn Millionen Euro für das Großprojekt investieren. Geplant ist, die Arbeiten bis Anfang 2022 zu beenden.