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Technische Fächer bleiben Frauen fremd

Nicht einmal jeder dritte Studienanfänger in einem MINT-Fach in Sachsen ist weiblich. Der Freistaat ist damit Schlusslicht in Deutschland.

Von Nora Miethke
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© dpa

Dresden. Zehn Jahre ist es her, dass das Land der Ingenieure merkte, das ihm der technische Nachwuchs fehlt. 2008 startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Initiative „Komm, mach MINT“, um mit gezielten Projekte speziell Frauen für ein Studienfach im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik anzusprechen. 2012 trat der Freistaat der Initiative bei.

Doch junge Frauen für ein Berufsleben im Chemielabor oder als Programmiererin im Digitallab zu begeistern, ist schwer, wie eine Bilanz zeigt. Im vergangenen Jahr waren in Sachsen 28 Prozent der Studienanfänger in einem MINT-Fach weiblich. Damit liegt der Freistaat nach den Zahlen des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit im Vergleich aller Bundesländer auf dem letzten Platz. Bis auf Thüringen und Saarland, wo die Quote bei 29,9 Prozent lag, konnten alle anderen Bundesländer die 30-Prozent-Hürde überspringen. Den höchsten Frauenanteil mit 35,7 Prozent erreicht Hessen.

Alle vier sächsischen Universitäten und die fünf Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben Studienangebote im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich und forschen in diesen Themenfeldern. Wie attraktiv sie dabei für das weibliche Geschlecht sind, ist recht unterschiedlich. So waren an der Technischen Universität Dresden im Wintersemester 2017/2018 insgesamt 1.120 Frauen im ersten Semester eines MINT-Fachs eingeschrieben. Damit war fast jeder dritte Studienanfänger weiblich – wie vor zehn Jahren auch schon. Der Frauenanteil konnte nur leicht von 27,2 auf 29,7 Prozent gesteigert werden.

An der TU Chemnitz fällt das Plus von 17,3 Prozent Frauenanteil im Jahr 2009 auf 31,5 Prozent schon stärker aus. Die absolute Zahl der MINT--Studentinnen konnte bis 2018 auf 483 mehr als verdoppelt werden. Am erfolgreichsten nach der Statistik steht die Universität Leipzig da. Dort starteten im laufenden Wintersemester 716 Frauen ein MINT-Studium – das ist ein Anteil von 41,1 Prozent an der Gesamtzahl von 1.731 Erstsemestern.

„Mädchen sind ebenso an Naturwissenschaften interessiert wie Jungs. Frauen können auch Technik“, ist Sachsens Wissenschaftsministerin Eva Stange (SPD) überzeugt. Wer das ignoriere, sei in alten Rollenbildern des letzten Jahrtausends verhaftet, so die Ministerin. Sie begrüße Programme zur Förderung von Frauen in MINT-Fächern und -Berufen. Neuestes Programm ist der MINT-Aktionsplan, den Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) jetzt vorlegte. Ihr Haus stellt bis 2022 zusätzlich 55 Millionen Euro bereit, um bei Schülern und Schülerinnen das Interesse zu wecken.