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Dresden baut Obdachlosen-Schlafplätze ab

Weil Anwohner sich beschwerten, mussten die Bänke am Wiener Platz weg. Ausgerechnet kurz vor dem Winter.

Von Julia Vollmer
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Hunderte Menschen leben in Dresden ohne Wohnung.
Hunderte Menschen leben in Dresden ohne Wohnung. ©  dpa

Und plötzlich waren sie weg. Die Stadt hat die Bänke an der Reitbahnstraße in der Nähe des Wiener Platzes abbauen lassen. Die Begründung: sie seien immer wieder vermüllt gewesen und von Obdachlosen als Schlafplätze genutzt worden. Es hätte Anwohnerbeschwerden gegeben und so habe man sich zu diesem Schritt entschieden, heißt es aus dem Rathaus. Andere solche Maßnahmen seien aber nicht geplant.

An der Reitbahnstraße wurden die Bänke entfernt. 
An der Reitbahnstraße wurden die Bänke entfernt.  ©  privat

Hört man sich in der Nachbarschaft um, will keiner der Anwohner sprechen. „Dass die Stadt jetzt anfängt Parkbänke abzureißen, um Obdachlose zu vertreiben, ist eine enorm bedenkliche Entwicklung“, so Linken-Stadtrat Christopher Colditz. Hier gehe es nur um kosmetische Schönheitsreparaturen am Stadtbild, das Problem der Obdachlosigkeit werde damit nicht gelöst, sondern unsichtbar gemacht.

Der Winter steht vor der Tür und das Thema der Obdach- und Wohnungslosigkeit wird die Dresdner wieder mehr beschäftigen. Draußen schlafen wird nicht mehr gehen aufgrund der kalten Temperaturen.

Dunkelziffer wohl wesentlich höher

Aktuell leben 268 wohnungslose Menschen in einem Übergangswohnheim und 34 wohnungslose Menschen in einer Wohnung der Stadt, so das Sozialamt. 2010 waren es noch hundert weniger. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein, viele scheuen den Kontakt mit Ämtern. Doch die Verwaltung erfasst nur diejenigen, die sich wohnungslos melden. Sie haben keine eigenen vier Wände, sondern in Wohnungen der Stadt leben. Die Zahl der Obdachlosen, also Menschen, die im Freien schlafen, kann nicht konkret beziffert werden. Laut Sozialpädagogen schlafen diese oft im Alaunpark, dem Großen Garten oder in der Heide.

Für wohnungslose Menschen stehen in Dresden momentan 292 Plätze in sieben Übergangswohnheimen sowie 57 Plätze in Wohnungen der Stadt bereit, insgesamt also 349 Plätze. Zudem werden das gesamte Jahr über fünf Notschlafplätze vorgehalten. Im Winter kommen außerdem zehn Notfallschlafplätze hinzu, die von November bis März eingerichtet werden und als kurzfristige Übernachtungsmöglichkeit, jeweils von 22 bis 7 Uhr, die Unterbringung in Wohnheimen und Wohnungen ergänzen.

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