Mehrere Dutzend Menschen haben am Sonnabend an der Reicker Straße in Dresden einer bei einem Unfall ums Leben gekommenen Frau gedacht. Sie legten Blumen nieder, stellten Kerzen auf - und ein sogenanntes Ghostbike.
Mit den weiß lackierten Geisterrädern wird an im Straßenverkehr getötete Radfahrer erinnert. Zwölf davon stehen nun in Dresden und Umgebung - eines davon ganz in der Nähe des Neuen: An der Ecke Reicker/Cäcilienstraße, erinnert ein solches Mahnmal bereits an einen im Jahr 2014 umgekommenen Radfahrer.
Auch Falk Schütze ist an diesem Sonnabendnachmittag an die Unfallstelle gekommen. Der Radfahrer, der dieses Mal bei der Geisterrad-Aktion mitgeholfen hat, ärgert sich über die aktuelle Verkehrspolitik. „Man sieht auch hier auf der Reicker Straße, was an vielen Orten in Dresden schief läuft. Es gibt überbreite Fahrspuren, die zum Rasen und Überholen einladen, aber die Radfahrer sind nicht ausreichend geschützt." Zwar sei der Gehweg dort für Radler freigegeben, doch das verlagere Konflikte nur auf den Gehweg.
Dabei habe die Stadt bereits Handlungsbedarf erkannt, im Radverkehrskonzept taucht die Reicker Straße auf. Umgesetzt wurde dieser Punkt aber nicht, was auch für zahlreiche andere Maßnahmen in dem Konzept gilt.
Auch Anwohnerin Heidi Störr reicht es: Die Radfahrerin will eine Petition starten, die mehr Verkehrssicherheit auf der Reicker Straße fordert. Ihren Angaben nach würden Autos hier oft zu schnell fahren und überholen.
Ein solcher Überholvorgang spielte auch bei dem tödlichen Unfall am Freitag eine Rolle. Ein 18-Jähriger Mann irakischer Nationalität saß am Steuer eines Mercedes. Er war hier an einer langsam fahrenden Kolonne vorbeigezogen. Die Radfahrerin wollte dort offenbar nach links in die Wieckestraße abbiegen – und wurde dabei von dem Auto erfasst. Der Rettungsdienst konnte der 55-Jährigen nicht mehr helfen.
Update, 15. Januar, 13.24 Uhr: In einer früheren Version dieses Textes fehlte die Nationalität des Unfallfahrers. Diese Information ist nach Nachfrage bei der Polizei Dresden ergänzt worden.