Von Wolf Dieter Liebschner
Am 17. Mai wird Reinhard Lakomy mit seinen Geschichtenliedern im Weinböhlaer Zentralgasthof auftreten. Einen Tag darauf ist die Schauspielerin Franziska Troegner zu Gast. „Wir hoffen natürlich, dass das Haus zu beiden Terminen voll wird“, sagt Zentralgasthof-Chefin Christina Wolf. „Dafür würden wir auch gern in Dresden werben. Aber wir dürfen das nicht.“
„Störende Häufung“
Grund dafür ist eine Verordnung, die 2005 in der Landeshauptstadt in Kraft trat. Danach dürfen Veranstaltungen außerhalb Dresdens in der Stadt nicht plakatiert werden. „Es gibt in Dresden enorm viele Veranstaltungen“, erläutert Reinhard Koettnitz, der Chef des Straßen- und Tiefbauamts. „Wir haben rund 1200 Plakat-Standorte, und die sind in der Regel überbelegt.“ Wenn man nun auch noch benachbarte Kommunen plakatieren ließe, so Koettnitz weiter, ergäbe das „eine störende Häufung“.
Auch das Karl-May-Fest darf nach dieser Regelung in Dresden nicht plakativ beworben werden. Er bedauere dieses Verfahren, sagt André Köhler, der Marketingchef des Radebeuler Karl-May-Museums. Köhler fährt historische Geschütze auf: „Karl May hatte 1896 folgendes auf seinem Briefkopf stehen: Villa Shatterhand Radebeul-Dresden. Das allein zeigt doch schon die enge Verbindung zwischen beiden Städten.“ Sicher habe das Museum einen Exotik-Bonus, „aber ohne Dresden hätten wir kaum 60000 bis 70000 Besucher pro Jahr“. Und Köhler ist sich sicher, dass „auch die Landeshauptstadt das attraktive Umland braucht“.
Beim Marketing sei „die Plakatierung eine wichtige Baustelle“, so Köhler weiter. Doch weil man die eben nicht bearbeiten kann, geht das Museum andere Wege. „Wir kooperieren beispielsweise mit dem Dresdner Zoo und sind beim Sommerferienauftaktfest dabei.“
„Plakatwerbung ist das Nonplusultra“, sagt auch Christina Wolf. „Wir haben hochwertige Künstler zu Gast. Wenn wir dafür in der Landeshauptstadt werben dürften, wäre manche Veranstaltung weitaus besser ausgelastet. Bleibt der Saal halb leer, tut das finanziell doch sehr weh.“
Aber nicht nur das Plakatverbot erweist sich für Radebeul und andere Elbland-Kommunen als ärgerliches Hindernis. Die Tourist-Information Radebeul ist sogar längere Zeit mit dem Versuch gescheitert, Image-Flyer der Stadt in Dresden auszulegen. „Zwar hatte es mit der Dresden Werbung und Tourismus GmbH (DWT) Gespräche gegeben“, sagt Tourist-Info-Chefin Heike Thiele. „Danach sollte das Auslegen gegen Gebühr möglich sein.“ Aber die DWT ist inzwischen pleite. Thiele muss nun mit dem Nachfolger Dresden Marketing GmbH erneut den Gesprächsfaden suchen. „Wir können nur auf die neue Gesellschaft hoffen“, sagt Alexander Lange, der Radebeuler Amtsleiter für Kultur und Tourismus.
„Kleinkariert, kleinstaatlich“
„Wir Deutschen denken wohl sehr kleinkariert, kleinstaatlich“, meint Bert Wendsche. Der Radebeuler Oberbürgermeister bescheinigt Dresden durchaus, groß zu sein. „Aber nicht groß genug“, setzt er hinzu. Wenn man vom Elbland spreche, dann dürfe damit nicht nur Meißen oder Radebeul gemeint sein. „Die Region ist größer, und sie sollte touristisch gemeinsam vermarktet werden“, fordert Wendsche. „Sonst werden wir insgesamt scheitern.“
Andere Regionen würden dies längst vormachen. Wendsche nennt als Beispiel die saarländische Partnerstadt St. Ingbert. „Dort wird die gesamte Region Bliesgau als Bioregion vermarktet. Daran sind mehrere Kommunen beteiligt.“ Ähnliche Aktivitäten wünscht er sich auch hier. „Wir müssen zusammenarbeiten, wenn wir als Region im europäischen Maßstab wahrgenommen werden wollen.“ Eine Grundlage dafür, so Wendsche, könnte die Potenzialanalyse des Tourismusverbandes Sächsisches Elbland sein.